München, den 29. April 2011 - Aus der Region - für die Region: Grundprinzip von regionalen Wirtschaftskreisläufen ist es, dass Privatpersonen und Unternehmen ihr Geld in der Region ausgeben. Ziele dieser Strategie: Die Wirtschaftskraft des Standorts und aller Beteiligten zu stärken, Arbeitsplätze und Lehrstellen durch dezentrale Strukturen zu sichern sowie die Transparenz der Produkte und Dienstleistungen vor Ort zu erhöhen. Der Cluster Ernährung unterstützte im vergangenen Jahr vielfältige regionale Projekte im Ernährungsbereich in Bayern. Dazu gehören unter anderem das "essbare fichtelgebirge", der "Allgäuer Käsecup" und die "Forelle aus Niederbayern - FaN". Nun zieht Cluster-Geschäftsführer Dr. Michael Lüdke eine erste Bilanz.
"Wir haben zusammen mit unseren Kernakteuren, gestützt auf Zahlen aus der Marktforschung, den Trend identifiziert, dass der Verbraucher in seiner Konsumorientierung wieder wesentlich stärker auf die Faktoren Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung achtet. Laut GfK stieg der Faktor "Regionalität im Einkauf" insgesamt beispielsweise von 36 Prozent 2004 auf 44 Prozent 2010. Beim Einkauf von Getränken bevorzugen sogar 52 Prozent regionale Produkte. Wichtig ist jedoch, dass der Verbraucher die Angaben als glaubwürdig einstuft und die Argumente nachvollziehbar sind", beschreibt Dr. Michael Lüdke, Geschäftsführer des Clusters Ernährung, die Hintergründe des Engagements. "Bei allen von uns angestoßenen und unterstützten Projekten aus und für die Region haben wir darauf geachtet, dass diese Kriterien erfüllt wurden. Der Erfolg aller Projekte bestätigt uns in unserer Marschrichtung. Die Medien und auch die Verbraucher haben die regionalen Initiativen sehr positiv aufgenommen und teilweise wurden die Projektverantwortlichen geradezu von Anfragen überrollt", berichtet er begeistert.
Auszug aus dem Programm "Reginonale Wirtschaftskreisläufe"
Unkrautvernichtung mit Messer und Gabel: Das Projekt "essbares fichtelgebirge" beschäftigt sich mit ausgefallenen Kräutern, die als Zutaten in der heimischen Küche schon fast in Vergessenheit geraten sind. Egal ob blaue Urkartoffel oder Bärwurz, Labkraut, Giersch, Vogelbeeren und Schlangenkröterich - all dies sind Pflanzen, die regional wachsen und ganz neue Geschmackserlebnisse bieten. Dies haben 16 engagierte Köche aus der Region Fichtelgebirge zum Anlass genommen auf Basis dieser Wildkräuter eine regionalspezifische, gesundheitsbewusste Qualitätsgastronomie aufzubauen. Im Rahmen einer 40-stündigen Ausbildung haben sich die Projektteilnehmer von kundigen Fachreferenten in Theorie und Praxis zu Wild-Kräuter-Köchen qualifizieren lassen. Biologen, Kräuterpädagogen und Köche schulten die Teilnehmer, wie sie wertvolle Wildkräuter finden, sicher identifizieren, in der Küche richtig einsetzen und gesetzliche Bestimmungen wie auch Nachhaltigkeitsaspekte einhalten. Ihre neuen Kenntnisse in Bezug auf die Verwendung heimischer Kräuter haben die Teilnehmer anschließend im Rahmen einer Prüfung durch die IHK lernen GmbH Bayreuth nach DIHK-Standard dokumentiert.
"Im Gebrauch von Wildkräutern liegt viel verloren gegangenes Wissen, das wir in unseren Gerichten wieder aufleben lassen", sagt Jutta Hecht-Heusinger, Geschäftsführerin des Hotel und Restaurants Schönblick, die das Projekt "essbares fichtelgebirge" maßgeblich angestoßen und vorangetrieben hat. "Die Kollegen waren mit Feuereifer dabei - es haben sich viele kreative Rezepturen entwickelt, die bereits jetzt zu einer merklichen Belebung der Nachfrage in unserer Region führen." Auf der Menükarte des Hotel Schönblicks finden sich nun Delikatessen wie schokolierte Fichtenspitzen oder die Fichtenweiße (Weißbier mit Fichtenspitzensirup).
Gerade das Fichtelgebirge ist sehr gut geeignet für den Einsatz heimischer Kräuter. Laut Hecht-Heusinger existieren in der Gegend rund 1 000 verschiedene Arten. Viele Wiesen seien zudem völlig unbelastet, ungespritzt und befinden sich in exzellenten Höhenlagen - ein klarer Standortvorteil im Vergleich zu anderen stark landwirtschaftlich genutzten, weniger hoch gelegenen Regionen. Unter der Website www.essbares-fichtelgebirge.de präsentieren sich die "wilden" Köche - sie stammen aus fünf Landkreisen des Fichtelgebirges und repräsentieren die ganze Bandbreite der Gastronomie, vom kleinen Gasthaus bis zum großen Hotel. Ziele des Projektes sind, dass sich die Gastronomen in Richtung gesundheitsbewusste Qualitätsgastronomie weiter schulen und professionalisieren, eine breitere Aufmerksamkeit für die Region bewirken und die Zusammenarbeit mit regionalen Erzeugern fördern. Dass diese Strategie sich auszahlt, zeigen vermehrte Nachfragen nach Caterings und Menübestellungen: "Jeder Koch hat bei uns seinen eigenen Weg zur Natur gefunden und bietet hervorragende Qualität", so Hecht Heusinger. "Unsere Gäste studieren neugierig unsere ausgestellten Vasen mit Wildkräutern - die Phantasie wird definitv angeregt." Dr. Michael Lüdke ist davon überzeugt, dass es durch die Kombination der einmaligen Naturlandschaft mit einer regionalspezifischen, gesundheitsbewussten Qualitätsgastronomie gelingen wird, ein Alleinstellungsmerkmal der beteiligten Gastronomen zu erreichen. "Selbstverständlich profitiert hiervon auch der Gast. Denn ihm wird eine wirkungsvolle Entscheidungshilfe gegeben, in welchen Küchen regionale Produkte die Grundlage für kreative Gerichte bilden" so Lüdke.
Neben dem Projekt "essbares fichtelgebirge" unterstützt der Cluster zahlreiche weitere Aktivitäten zur Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe in Bayern. Zu diesen Bestrebungen, Produkte vor Ort richtig in Szene zu setzen und das Verbraucherbewusstsein in Bezug auf die Wertigkeit dieser Spezialitäten zu erhöhen, gehört unter anderem der "Allgäuer Käse Cup". Dieser fand erstmalig Anfang September 2010 anlässlich der 1.150-Jahrfeier der Gemeinde Fischen im Allgäu in Kooperation mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten sowie der Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft statt. Neben einem Käse-, Bauern- und Handwerkermarkt mit 45 Anbietern, einem verkaufsoffenen Sonntag und einem ganztägigen Bühnenprogramm im Kurpark und drei weiteren Plätzen in Fischen sowie ein Rahmenprogramm mit Moderation, Musik und Information wurde eine Publikumsverkostung heimischer Käsesepezialitäten durchgeführt. Insgesamt nahmen 215 Verbraucherinnen und Verbraucher die Gelegenheit wahr, in den vier Käsekategorien Allgäuer Bergkäse, Allgäuer Emmentaler, Sennalpkäse und Schnittkäse ihren persönlichen Favoriten zu bestimmen. Ganz nach dem Motto: Der Gaumen des Publikums entscheidet. Aus den Händen von MdEP Markus Ferber, Bürgermeister Edgar Rölz und Cluster-Geschäftsführer Dr. Michael Lüdke konnten die Gewinner anschließend die Preise und Urkunden in Empfang nehmen. Zudem wurde die längste Käsetheke des Allgäus aufgebaut. "Der Allgäuer Käse Cup ist eine hervorragende Plattform, unsere hochwertigen heimischen Käsespezialitäten zu präsentieren und die hohe Qualität zu dokumentieren" so Lüdke. "In dieser Form ist die Veranstaltung einmalig in Deutschland".
Ein weiteres Beispiel für die Stärkung heimischer Produkte ist das Projekt "Forelle aus Niederbayern - Fan". Die Rechte an der Wort- und Bildmarke ließ sich der Fischerzeugerring Niederbayern beim Deutschen Patentamt bereits im Jahr 2007 schützen. Mit Unterstützung des Clusters Ernährung konnte der Erzeugerring nicht nur ein passgenaues Kommunikationskonzept entwickeln, um diese heimische Spezialität verstärkt in der niederbayerischen Gastronomie zu platzieren, sondern auch durch gezielte Messeauftritte die Zielgruppe Gastronomen für die Produkte begeistern.
Der Cluster Ernährung
Der Bayerische Cluster Ernährung verfolgt das Ziel, die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit des Ernährungsstandortes Bayern zu stärken. Als zentrale Plattform des Netzwerks bringt der Cluster wichtige Akteure im Sektor Ernährung und Lebensmittel zusammen. Er setzt Impulse, begleitet Zukunftsthemen und leistet Anschubfinanzierung für innovative Ideen. Damit wird die Spitzenposition Bayerns gefestigt und weiter ausgebaut.
Weitere Informationen finden Sie unter www.cluster-bayern-ernaehrung.de.
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