"Allergiker finden in Bad Hindelang hervorragende Bedingungen für einen angenehmen Aufenthalt. Das vernetzte Angebot allergikerfreundlicher Dienstleistungen erhöht deutlich die Lebensqualität von Allergikern, die in Bad Hindelang Urlaub machen", sagt Professor Dr. med. Torsten Zuberbier, Leiter der Stiftung ECARF.
Bad Hindelangs Bürgermeister Adalbert Martin nahm das Qualitätssiegel entgegen und stellte deutlich heraus, warum Bad Hindelang seit Jahren als Refugium für Allergiker gilt: "Unsere Hochtallage in über 1.000 Metern Höhe ist seit jeher eine Rettungsinsel für allergiegeplagte Menschen. Jetzt sind wir sogar der einzige allergikerfreundliche Ort in den Alpen. Besonders gut vorbereitet sind wir auf junge Allergiker - im Ortsteil Oberjoch steht mit der Alpenklinik "Santa Maria" Deutschlands einziges Hochgebirgszentrum." Direkt neben der Klinik wurde 2010 eine offizielle Luftmessstation installiert.
Das Ergebnis der regelmäßigen Überprüfung der Luftqualität in der Allgäuer Gemeinde ist herausragend: "Bad Hindelang hat die niedrigsten Feinstaubwerte Deutschlands - dieser Ort ist wahrlich spitze", so der parlamentarische Staatssekretär des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Dr. Gerd Müller. Zur Verleihung des Qualitätssiegels sagte Müller: "Das ist ein weiteres Alleinstellungsmerkmal für die Gemeinde Bad Hindelang, die sich schon in der Vergangenheit mit anderen Projekten positiv hervorgetan hat."
Im Rahmen des bundesweiten Modellprojekts "Allergikerfreundliche Gemeinde" klärten Spezialisten der Stiftung ECARF in den vergangenen Monaten das Personal von Unternehmen in Bad Hindelang auf, informierten, schulten und leisteten Überzeugungsarbeit. Dabei mussten Fragen beantwortet werden wie: Was kostet mich das? Was bringt mir das? Wie setze ich die Theorie in die Praxis um?
"Alle Betriebe überzeugen konnten wir nicht, aber mehr als 70 Leistungspartner für ein bundesweites Modellprojekt zu gewinnen, das ist schon ein sehr großer Erfolg", freut sich der Hindelanger Kurdirektor Max Hillmeier. Wie streng die Vorgaben an Leistungsbetriebe sind, offenbart ein Blick in den Anforderungskatalog der Stiftung ECARF: Allergikerfreundliche Unterkünfte müssen beispielsweise rauchfrei sein, Bäckereien genau deklarieren, welche Produkte ohne Ei oder Nuss hergestellt wurden. In Hotels und Restaurants, in Zimmern und Ferienwohnungen dürfen keine Allergie auslösenden Pflanzen und Gestecke platziert sein.
Teilnehmende Gastronomiebetriebe müssen Lebensmittel wie haltbare Sojamilch, laktosearme Milch, nuss- und mandelfreies Müsli oder ohne Ei zubereitete Hartweizenteigwaren bereithalten. Auf Nachfrage müssen detailliert die Zutaten benannt werden. Nichtraucher, Tierhaar- oder Milbenallergiker bekommen zudem die Sicherheit, unter mehr als 50 Vermietern ihre für ihr Handicap geeignete Unterkunft auszuwählen. "Das Qualitätssiegel bedeutet freilich nicht, dass die Gemeinde jetzt absolut allergenfrei ist - dafür ist die Thematik viel zu komplex. Es geht viel mehr um eine die Qualität sichernde Grundhaltung sowie eine beidseitige Selbstverpflichtung. Allergiker erhalten mit der Auszeichnung das Signal, dass sie in Bad Hindelang sehr gut leben können", erläutert Anja Bode, Projektleiterin am ECARF.
Die Selbstverpflichtung gilt auch für die Gemeinde: Die Kurverwaltung muss über das Projekt im Allgemeinen und darüber aufklären, welche Leistungsbetriebe sich auf welche Art und Weise an dem Projekt beteiligen. Unternehmen, die das Siegel tragen, müssen im Gastgeberverzeichnis sowie auf der Internetseite öffentlich gemacht werden. Hier sollten sich Allergiker vor der Buchung eines Urlaubs in Bad Hindelang genau informieren.
Schon seit Jahren ist die Hochtallage des Heilklimatischen Kurortes mit seinen Ortsteilen Oberjoch und Unterjoch bekannt für extreme Pollen- und Schimmelpilzarmut sowie Hausstaubmilbenfreiheit. "Die dortigen Werte attestieren eine äußerst niedrige Feinstaub- und Schadstoffbelastung", so Kurdirektor Hillmeier. Das Bayerische Landesamt für Umwelt dokumentiert dies durch kontinuierliche Messungen im Internet. In Verbindung mit sehr niedrigen Pollenwerten bringt damit schon ein Kurzaufenthalt in Deutschlands einzigem Hochgebirgszentrum für Allergiker spürbare gesundheitliche Vorteile.
Gesundheitshotels- und Gesundheitsspezialisten nutzen diese idealen Voraussetzungen schon längere Zeit zu Heilung und Prävention - mit Angeboten von Wellnessurlaub über Kneippkuren bis hin zu "Ferien von der Allergie". "Klimatherapeuten führen zum Beispiel im Heilklima des Naturschutzgebietes "Allgäuer Hochalpen" Wanderungen durch", sagt Kurdirektor Hillmeier.
Um die Effekte der Zertifizierung durch das ECARF sowohl bei der Kommune als auch bei den Besuchern festzustellen und andere Urlaubsorte zu motivieren, sich ebenfalls allergikerfreundlich zu orientieren, wird das Modellprojekt "Allergikerfreundliche Gemeinde" wissenschaftlich begleitet. Dafür gibt es Millionen Gründe: In Europa sind Allergien die häufigste chronische Krankheit. Durchschnittlich lebt in fast jeder zweiten Familie in Europa ein Allergiker, 90 Prozent aller Betroffenen werden medizinisch jedoch nicht adäquat oder überhaupt nicht behandelt.
Über die Europäische Stiftung für Allergieforschung (ECARF)
Die Europäische Stiftung für Allergieforschung (ECARF) zertifiziert seit 2006 aufgrund wissenschaftlicher Qualitätskriterien Produkte und Serviceleistungen, welche die Lebensqualität von Allergikern deutlich verbessern, mit dem ECARF-Qualitätssiegel. Zudem unterstützt die ECARF auf europäischer Ebene gezielt die allergologische Forschung sowie Initiativen zur Verbesserung der medizinischen Behandlung allergischer Erkrankungen.