Mitte Mai setzte der Wirbelsäulenchirurg gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Ralf Wagner diese hartelastische Substanz als Füllstoff für den Wirbelkörper erstmals bei einer Wirbelfraktur-Operation in Deutschland ein. "Unser Patient ist genesen und freut sich über seine neu gewonnene Mobilität", so Wagner. Die Elastizität und die hohe Bioverträglichkeit des in den USA entwickelten Stoffes sind die herausragenden Vorteile gegenüber dem bislang eingesetzten Füllstoff Zement, wobei es zu Brüchen benachbarter Wirbelkörper oder zu gefährlichen Lungenembolien kam. "Für uns steht die sichere Versorgung unserer Patienten an erster Stelle", betont Dr. Peer Joechel, "daher haben wir uns - nach einer umfassenden Auswertung von Material und wissenschaftlichen Daten - für den Einsatz entschieden." Die Elastoplastie wird seit 2009 in England und Spanien erfolgreich eingesetzt.
Zement bleibt Fremdkörper im Wirbel und verursacht Komplikationen
Bisher wurden bei Wirbel-Frakturen seit 2002 jährlich mehr als 12.000 sogenannte Ballon-Kyphoplastien durchgeführt. Über einen Katheter wurde ein Ballon in den zusammengesinterten Wirbelkörper eingeführt und aufgeblasen. So wurde der Wirbel wieder aufgerichtet und der entstandene Hohlraum mit Knochenzement aufgefüllt. Dabei kam es laut Fachpublikationen in über 20 Prozent während der OP zu leichten bis schwerwiegenden Komplikationen, wie dem Austritt des Zements, dem Verschluss von Blutgefäßen oder Embolien. Zudem bleibt der Zement ein Fremdkörper im Wirbel, der sich nicht mit dem ausgedünnten Knochen verbinden kann. "Studien belegen, dass der sehr harte Zement dazu führen kann, dass in den angrenzenden Wirbelkörpern, die im Allgemeinen ja auch von der Osteoporose betroffen sind, vermehrt Frakturen auftreten können", erläutert Dr. Achim Weinfurth, Via 4 Spine GmbH.
Verbinden statt Verdrängen - Silikon minimiert Nebenwirkungen erheblich
Der größte Vorteil des Elastoplastie-Silikons VK100® ist seine Bioverträglichheit, was bedeutet, dass es sich mit dem Knochen verbindet und in die feinen Knochenverästelungen eindringt und elastisch bleibt. So kann das Risiko von Anschluss-Wirbelbrüchen reduziert werden, wie sie oft nach dem Einsatz von Zement auftreten. Anders als der Zement braucht die Silikon-Elastoplastie keine weiteren Substanzen zum Aushärten. Chemische Reaktionen wie Hitze- und Gasbildungen finden nicht statt. "Es ist daher nicht zu erwarten, dass das Silikon in die Blutgefäße eindringt und Embolien verursacht", betont Dr. Weinfurth. "Durch die ausgezeichnete Bio-Kompatibilität sind auch beschriebene schwere Komplikationen wie Blutdruckabfälle und andere kardiovaskuläre Komplikationen nicht zu erwarten."
Die Silikon-Elastoplastie (VK100®) wurde von der Firma Bonwrx (Boneworks) aus Phoenix, Arizona (USA) zusammen mit Wissenschaftlern der berühmten Mayo-Clinic entwickelt und produziert. Vertrieben wird VK100® in Deutschland durch die Firma Via 4 Spine GmbH (www.via4spine.de).
Hintergrund: Osteoporose
Fast ein Viertel aller Deutschen leidet nach dem fünfzigsten Lebensjahr an Osteoporose. Frakturen in der Brust- und oberen Lendenwirbelsäule sind dabei bekannte Komplikationen. Osteoporose ist eine "Ausdünnung" des Knochens, die zur Abnahme der Stabilität des Knochens führen kann. Fast 80 Prozent aller von Osteoporose-Betroffenen sind Frauen nach der Menopause, was auf den Rückgang der Östrogenproduktion zurückzuführen ist. 30 Prozent aller Frauen in Deutschland sind von einer klinisch relevanten Osteoporose betroffen. www.ligamenta.de