Urlaub auf und mit dem Rad: Immer mehr Menschen erleben das Reisen in seiner ursprünglichsten Form und aus eigener Muskelkraft. Doch wer auf Reisen geht, der hat Gepäck. Der pressedienst-fahrrad zeigt, wie man das Rad richtig belädt und welche Velos sich besonders zum Beladen eignen.
[pd-f/ gm] Den Alltag vergessen, tage-, wochen- oder monatelang "aus eigener Tasche" leben, Landschaften erfahren: Radreisen werden immer beliebter. Bevor es aber auf große Fahrt geht, sollten zunächst grundsätzliche Fragen zum benötigten Gepäck geklärt werden: Wie lang wird man unterwegs sein, wo wird geschlafen? Kommt der Kocher in die Packtasche oder die Verpflegung aus Hütten und Gaststätten? Grundsätzlich lässt sich an modernen Reiserädern viel Gepäck verstauen, trotzdem gilt: Weniger ist mehr! Denn jedes Kilogramm Gepäck kostet Kraft und bremst damit Reisegeschwindigkeit und Fahrspaß.
Günstige Lastenverteilung
Das Gepäck ist zusammengestellt, nun muss es ans Rad. "Der klassische Hinterradträger nimmt die Radreisetaschen auf und bildet das Hauptgepäckfach. Zusätzliches Gepäck im leichten bis mittelschweren Bereich wie etwa der Schlafsack wird in den Vorderradtaschen verstaut und am "Lowrider" genannten Träger befestigt. Alles was schnell zur Hand sein muss, lässt sich in der Lenkertasche verstauen, die oft mit einem Kartenfach aufwartet, das immer im Blickfeld liegt", erklärt Torsten Mendel vom Hersteller Abus (www.abus.de), der neben Sicherheitstechnik und Helmen auch ein umfangreiches Radtaschen-Sortiment im Angebot hat. Satteltaschen sind die richtige Wahl für Ersatzschlauch und Werkzeug, da sie unauffällig und schnell zugänglich zugleich liegen.
Grundsätzlich ist eine gleichmäßige Lastenverteilung anzustreben, die das Fahrrad ähnlich einem Fahrer belastet. Das bedeutet, dass 60-70% des Gewichts auf das Hinterrad, die restlichen 30-40% auf das Vorderrad wirken sollten. "Belastet man lediglich das Heck, vermindert sich der Anpressdruck des Vorderrades, die Lenkung wird unsicher. Frontlastigkeit wiederum zieht erhöhte Steuerkräfte nach sich, Kurskorrekturen werden anstrengender und schnelle Lenkbefehle zum Glücksspiel", verdeutlicht Butch Gaudy vom Radhersteller MTB Cycletech (www.mtbcycletech.com) und selbst begeisterter Radreisender. Schwere Lasten werden im Idealfall schwerpunktnah verstaut, als Faustregel gilt: Je schwerer, desto näher an den Achsen.
Velos zum Beladen
Doch welche Räder eignen sich für die große Reise mit Gepäck? Ans Trekkingrad angelehnt, mit leicht aufrechter Sitzposition und vielen Griffmöglichkeiten kommen Reiseräder daher. Sie bieten sich an für gemäßigtes sportliches Fahren auf Flussradwegen und anderen touristisch erschlossenen Routen. Aufsteigen und Losfahren ist die Devise bei diesen Velos, idealerweise sind bereits Front- und Hinterradgepäckträger montiert wie etwa beim Koga Traveller (1.899 Euro, www.koga.com). Das Rad aus verwindungssteifem Aluminium kommt serienmäßig mit Nabendynamolichtanlage, Rahmenschloss, Trinkflaschen und Luftpumpe. Selbst eine Satteltasche gehört hier schon zur Grundausstattung.
Die Option, das Velo nach den eigenen Wünschen auszustatten bietet der Radreise-Spezialist Utopia (www.utopia-velo.de). So lassen sich an Utopia-Velos wie etwa deren Reiseklassiker mit den großvolumigen 29 Zoll Laufrädern "SilberMöwe" die Komponenten und natürlich auch das Gepäckträger-System konfigurieren. Allen Konfigurationen gleich ist das hohe zulässige Gesamtgewicht der "SilberMöwe" von 160 Kilo; Fahrer und Gepäck dürfen demnach etwas über 140 Kilo auf die Waage bringen, genügend Spielraum für eine lange Reise.
Bezieht die geplante Route auch Schotterstrecken und leichtes Gelände mit ein, ist man mit einem Expeditionsrad gut beraten. Diese Modelle kombinieren die Geländegängigkeit eines MTBs mit einer vielseitigen Lenkzentrale, wie sie von klassischen Randonneuren bekannt ist. Auch hier finden sich Anlötösen für alle Gepäckträger und weitere Eventualitäten. Ein Klassiker in diesem Segment ist sicherlich das MTB Cycletech Papalagi (Rahmen und Gabel 799 Euro). Seit 1984 gebaut, überzeugt der Stahlrahmen in seiner aktuellen Form mit speziellem Reynolds-853-Rohrsatz. Der High-Tech-Stahl sorgt für hervorragende Stabilitätswerte, ein Rad für alle Fälle von Stadteinsatz bis Weltumrundung.
Genügen die Dämpfungseigenschaften eines modernen Stahlrahmens den Ansprüchen des angehenden Reiseradlers nicht, lohnt sich ein Blick auf voll gefederte Reiseräder. Hierbei ist zu beachten, dass auch die Gepäcktaschen zum gefederten Rahmenteil gehören sollten. Denn sonst arbeitet die Federung nicht zufrieden stellend und die Zuladung wechselt mit jedem Schlagloch ihre Position zum Fahrer, was den Fahrkomfort erheblich beeinträchtigen würde. Mustergültig gelöst hat dieses Problem beispielsweise der Hersteller riese und müller bei seinem Modell Intercontinental (ab 2.499, www.r-m.de). Die Darmstädter Spezialisten für vollgefederte Fahrräder integrieren bei diesem Modell den Gepäckträger in die gefederte Masse des Velos. Das erlaubt eine hohe Zuladung ohne Fahrwerkseinflüsse und Komforteinbußen. Somit ist der Name Programm und einer Interkontinentalreise steht auch auf schlechten Pisten nichts im Wege.
Moderne Liegeräder, vor allem Liegedreiräder, eignen sich besonders als Reisegefährte, denn konstruktionsbedingt bieten sie eine sichere Straßenlage. Das Manövrieren auch bei niedrigen Geschwindigkeiten, etwa in der Stadt oder bei Passfahrten geht selbst bei hoher Zuladung spielend leicht von der Hand. Wie solch ein Liegedreirad fürs Reisen auszusehen hat, zeigt der Liegeradspezialist HP Velotechnik mit dem faltbaren "Scorpion fx" (ab 2.890 Euro, www.hpvelotechnik.com). Es bietet einen Lowrider-Träger für handelsübliche Vorderrad-Packtaschen hinter dem Sitz. Zusammen mit dem robusten Gepäckträger können in vier Taschen bis zu 50 kg Gepäck transportiert werden - und das schwerpunktgünstig nah am Körper. Auch Radreise-Legende Tilmann Waldthaler nimmt deshalb immer mal wieder Platz in diesem Gefährt.
Das Rad zum Kombi machen
Wenn das benötigte Gepäck die Zugmaschine hinsichtlich der Zuladung überfordert, lohnt ein Blick auf Einspuranhänger, wie sie beispielsweise der Hersteller BOB (ab 329 Euro, bobtrailers.de) anbietet. Die einfach zu befestigenden Nachläufer folgen der Spur des Rades und sind so im Gegensatz zu zweirädrigen Anhängern weniger schlaglochanfällig, ihr Schwerpunkt liegt vorteilhaft tief und im angepassten Gepäcksack ist das Transportgut wasserdicht und praktisch verstaut. Bei dieser Form des Gepäcktransports werden die gewohnten Fahreigenschaften der unbeladenen Zugmaschine beibehalten, lediglich bei der Beschleunigung und der Steigleistung am Berg sind Abstriche zu machen.
Doch da kommt wieder der eingangs erwähnte Tip zum Zuge: So wenig wie möglich und so viel wie nötig Gepäck clever am Rad angebracht, macht die Radreise zum Erlebnis. So kann man sich im Sattel auf das konzentrieren, worauf es ankommt: Das freie Erleben von Landschaften, in seiner ursprünglichsten Form. Na dann: Gute Reise!