Das vom Robert Koch-Institut bestellte Konsiliarlabor für das Hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) am Institut für Hygiene des Universitätsklinikums Münster (UKM) konnte am späten Mittwochabend (25. Mai) den EHEC-Typ des Stammes identifizieren, der für den aktuellen Ausbruch der EHEC-Infektionen in Deutschland verantwortlich ist.
Prof. Dr. Dr. h.c. Helge Karch, Direktor des Instituts in Münster: "Es handelt sich um einen Vertreter des Typs "HUSEC 41" des Sequenztyps ST678. Dies ist einer von 42 repräsentativen EHEC-Typen der HUSEC-Sammlung, die das Institut für Hygiene zusammen mit den Kollegen am Robert-Koch-Institut in Wernigerode aus bisher 588 EHEC-Stämmen von Patienten mit HUS der Jahre 1996 bis 2011 etabliert hat."
Diese weltweit einmalige Sammlung enthält somit alle 42 EHEC-Typen, die seit 1996 in Deutschland bei Patienten mit HUS aufgetreten sind. "Seit 2007 sind keine neuen HUSEC-Typen in Deutschland mehr dazugekommen. Deshalb haben wir uns schon etwas gewundert, dass der Ausbruchstamm ein Bekannter ist, allerdings ist er bisher nicht auffällig in Erscheinung getreten", sagt Karch. Mit diesem EHEC-Typ ist es bisher weder in Deutschland noch weltweit zu dokumentierten Ausbrüchen gekommen.
Karch erläutertet die bislang bekannten Details: "Dem Ausbruchsstamm fehlt das in ca. 95 Prozent der mit HUS assoziierten EHEC vorkommende eae-Gen, aber er besitzt dafür das für die Eisenaufnahme und Anheftung wichtige iha-Gen und er schüttet Shiga Toxin 2 aus. Außerdem konnte in Münster das für das Flagellin kodierende flicH4 Gen nachgewiesen werden. Der Ausbruchstamm ist ein ESBL-Produzent." Das bedeutet, dass Penicilline und Cephalosporine gegen diesen Stamm nicht wirksam sind, sondern nur Carbapeneme aus der Gruppe der Beta-Lactam-Antiobiotika.
Aufgrund der einzigartigen Kombination von Erregereigenschaften stand für Karch bereits am Mittwochnachmittag fest, dass es sich bei Patientenproben aus vier verschiedenen Städten um denselben Stamm handeln musste. Im Verlauf des Abends konnte dann der exakte Sequenztyp des EHEC-Ausbruchstammes identifiziert werden.
Nun haben Prof. Karch und sein Team damit begonnen, einen hochspezifischen Test zu entwickeln. So soll bei Patienten bzw. Verdachtsfällen eine schnelle Bestätigung der neuen Erregervariante durchgeführt werden können. Der Test soll in wenigen Tagen zur Verfügung stehen. Karch: "Dieser Test soll auch helfen, die Epidemiologie von HUSEC 41, zu der wir noch nichts wissen, aufzuklären."
Diese Arbeiten sollen zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen aus der Veterinär ? und Lebensmittelmikrobiologie im Rahmen des derzeit vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Netzwerkes FBI-Zoo durchgeführt werden. Karch: "Die Identifizierung der Erregervariante ist ein wichtiger Schritt auf der Suche nach den Übertragungswegen. Aber natürlich steht für uns die Versorgung der betroffenen Menschen an erster Stelle. Gerade dabei kommt es auf eine schnelle Bestätigung des Erregers an, die wir mit dem Test bieten wollen."
In Fleisch, Milch und Käse ist nach RKI-Angaben bislang keine Erreger gefunden worden. "Eine absolute Entwarnung für Fleisch kann aber niemand geben", sagte der Leiter der Abteilung Biologische Sicherheit des Bundesinstituts für Risikobewertung, Bernd Appel. Die ärztliche Leiterin des Großlabors Medilys der Asklepios-Kliniken in Hamburg, Susanne Huggett, äußerte im ARD-Morgenmagazin den Verdacht, dass im Moment Salatbars, "also vorbereitete Salatteile eine Rolle spielen".
Weiterhin wurde noch gestern (25. Mai) damit begonnen, die Gesamtgenomsequenz des Ausbruchstammes im Vergleich zu HUSEC 41 zu ermitteln. Diese Analyse wird bald vorliegen und zeigen, in welchem Maße sich der Ausbruchsstamm im Vergleich zu HUSEC 41 exakt verändert hat.
PR1-Presseagentur
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