Die Brustvergrösserung mit Eigenfett nimmt einen immer bedeutenderen Platz im Repertoire der ästhetischen Brustchirurgie ein. Dem grossen Vorteil des natürlichen Resultats stand bislang der beschränkte Grössenzuwachs gegenüber, der mit einer Eigenfett-Vergrösserung erzielt werden kann. Daniel Alexander Del Vecchio und Louis Paul Bucky haben nun die Resultate einer Studie vorgelegt, bei der im Vorfeld der Eigenfett-Transplantation das Brustgewebe mittels eines speziellen Gerätes (BRAVA-Technik) gestrafft worden war.
"Die vorherige Straffung der Brust erlaubt die Transplantation von riesigen Eigenfett-Volumina, die schnell über 300 ml gehen können. Damit erreicht man reproduzierbare, lang anhaltende grosse Brüste in weniger als zwei Stunden," meinte Del Vecchio zu seinen Resultaten.
Während die eigentliche Eigenfett-Transplantation bei der vorgestellten Studie keine Neuigkeiten beinhaltete, mussten sich die Patientinnen im Unterschied zur konventionellen Technik vor der Operation einer mehrwöchigen Therapie zur Dehnung und Vergrösserung des Brustgewebes unterziehen. Die Technik, die das möglich macht, heisst BRAVA und besteht im Wesentlichen aus einem Apparat, der einem Büstenhalter ähnlich über die Brust gestülpt wird und mittels eines leichten Unterdrucks die Brüste allmählich auseinanderzieht. Dadurch entsteht mehr Platz in der ursprünglichen Brust, der nachher bei der Eigenfett-Transplantation mit Eigenfett aufgefüllt werden kann.
Die Autoren berichten in ihrer Studie von 25 Patientinnen, bei denen die BRAVA-Technik im Vorfeld einer Brustvergrösserung mit Eigenfett angewendet wurde. Gründe für die Brustvergrösserungen waren der Wunsch nach einer grösseren Brust, der Ersatz der Implantate durch natürliches Gewebe oder die Behandlung von Brustabnormitäten oder Deformitäten. Im Durschnitt transplantierten die Autoren 300 ml Eigenfett, was deutlich über dem Wert liegt, der mit konventioneller Technik erreicht wird (220 ml).
Bei der Nachuntersuchung, die von den Autoren nach sechs Monaten durchgeführt wurde, zeigten die Patientinnen eine deutliche Brustvergrösserung, die sich sowohl in der Grösse selbst, als auch in der Form wiederspiegelte. Im Durchschnitt hatte sich die Brustgrösse in dieser Zeit verdoppelt. In den Kontrollbildern, die mittels Magnet-Resonanz-Tomographie gemacht wurden, konnten weder Zysten noch sonstige Abnormitäten entdeckt werden.
Während die eigentliche Idee der Brustvergrösserung mit Eigenfett schon ziemlich alt ist, hat sich das Interesse daran dank neuen Techniken bei der Gewinnung von Eigenfett in den letzten Jahren deutlich vergrössert. Unterschiedliche Teams haben ihre Resultate präsentiert und unterschiedliche Techniken vorgeschlagen und diskutiert. Del Vecchio und Bucky sind der Ansicht, dass es die Expansion der Brust im Vorfeld der Brustvergrösserung mit Eigenfett einen wichtigen technischen Vorteil gegenüber anderen Techniken mit sich bringt. Der zusätzlich Raum, der durch die Gewebevergrösserung erzielt wird, kann mit zusätzlichem Eigenfett angefüllt werden, was zu einem deutlich höheren Anwachsvolumen und somit zu einer grösseren Brust führt. Überdies mussten die Patientinnen aus der Untersuchungsgruppe den Vakuum-Apparat auch für einige Wochen nach der Operation anziehen, was - gemäss den Autoren - die Heilung und das Anwachsen der Fettzellen begünstigt haben könnte.
Die Brustvergrösserung mit Eigenfett ist definitiv eine Technik, derer man sich heute nicht mehr verschliessen kann. Welche Methode schlussendlich die besten Resultate zeitigen wird, müssen weitere Studien zeigen. Del Vecchio und Bucky jedenfalls sind von ihrer Technik so überzeugt, dass sie zu ihren Resultaten meinten: "Unsere Resultate werden als Standard dienen, an denen sich alternative Techniken in der Zukunft objektiv zu messen haben."