Es klingt paradox, aber die Ursachen für diverse Gesundheitsprobleme oder chronische Erkrankungen liegen nicht selten im Gebiss.
Neben entzündeten Mandeln sind es meist erkrankte Zähne, Weisheitszähne, tote Zähne mit und ohne Wurzelbehandlung oder Extraktionsstellen, die Beschwerden an anderen Körperstellen auslösen können. Das Problem: Von der Ursache, also dem Krankheitsherd, merken die Patienten meist nichts. Daher ist es wichtig, bei lang anhaltenden Schmerzen oder Problemen ohne erkennbare Ursachen neben dem Haus bzw. Facharzt auch einen Zahnarzt aufzusuchen. Generell sollte der Patient seinen Zahnarzt grundsätzlich auch über körperliche Beschwerden informieren.
Parodontitis-Bakterien können von der Mundhöhle in die Blutbahn gelangen und somit an weit entfernten Stellen im Körper, z. B. am Herzen oder an der Gebärmutter, eine Entzündung auslösen. Verschiedene Studien belegen, dass Menschen mit einer schweren Entzündung des Zahnhalteapparates ein deutlich höheres Risiko für Herzkrankheiten haben als Menschen mit gesundem Zahnfleisch.
Viele Menschen beißen bei Stress und Schwierigkeiten meist unbewusst die Zähne zusammen. Das oft nächtliche Zähneknirschen wird medizinisch Bruxismus genannt. Die enormen Kräfte, die durch das Knirschen und Pressen entstehen, belasten den kompletten Kieferapparat. Der starke Druck wirkt sich ähnlich schädigend auf die empfindlich feinen Haarzellen im Innenohr aus wie eine dauerhafte laute Beschallung. In der Folge können belastende Pfeiftöne auftreten. Um unangenehme Ohrgeräusche optimal behandeln zu können, sollte sowohl zur Ursachenforschung als auch zur Therapie ein Zahnarzt miteinbezogen werden. Denn oft hilft schon eine individuell angepasste Aufbiss-Schiene die verspannte Muskulatur zu lockern und somit Druck zu vermeiden.
Stimmt der Biss nicht exakt, sei es durch eine zu hohe Krone oder schiefe Zähne, versucht die Kiefermuskulatur die Fehlstellung auf einer Seite auszugleichen. Dies führt wiederum zu einer Verkürzung der Muskeln auf der anderen Kieferseite. Durch den Kräfteausgleich der entgegengesetzten Muskelgruppen kann es zu Verdrehungen der Nackenwirbel kommen. Die möglichen Folgen: Verspannungen im Schulterbereich und Rückenschmerzen. Eine Verkrampfung wichtiger Muskeln kann das Gleichgewicht des gesamten Skeletts verändern. So kann ein falscher Biss sogar am Ende zu einem Bandscheibenvorfall beitragen.
Bei akuten und chronischen Beschwerden, die sich jedweder Therapie widersetzen, ist eine Kontrolle beim Zahnarzt ratsam. Denn auch tote Zähne, entzündete Weisheitszähne oder ein Fehlbiss können Kopfschmerzen auslösen. Eine Wurzelbehandlung oder eine Entfernung kranker Weisheitszähne tragen häufig zum Verschwinden quälender Kopfschmerzen bei. Wurzeltote Zähne - egal ob wurzelgefüllt oder nicht - werden an der Wurzeloberfläche von Bakterien besiedelt. Es können sich dort bis zu 150 verschiedene Bakterienarten ansammeln. Die Bakterien setzen Giftstoffe frei, welche über die Blutbahn in den Organismus gelangen. Auf diese Weise können Entzündungen an anderen Stellen im Körper ausgelöst werden - so auch Gelenkschmerzen oder Rheuma.
Mit Hilfe moderner Diagnostikverfahren, wie z. B. der digitalen Volumentomographie, können wir dreidimensionale und exakte Aufnahmen des Gesichtsschädels anfertigen. So können wir verdächtige Knochenstellen, Kieferhöhlenentzündungen, entzündete Wurzeln - die teilweise mit normalen Röntgenaufnahmen nicht zu erkennen sind - identifizierten. Bei Parodontitis werden zusätzlich mit einem neu entwickelten DNA-Sondentest die verantwortlichen Keime im Labor bestimmt. Denn auch infizierte Zahnfleischtaschen wirken wie tote Zähne als Krankheitsherde.