THYRNAU-KELLBERG - Kürzer, aber öfter: Der Trend in der Krebsnachsorge geht angesichts des Kostendrucks im Gesundheitswesen zu kürzeren, aber mehrmaligen Klinikaufenthalten von zwei bis drei Wochen. "Eine steigende Zahl von Krebspatienten, welche die Therapie wiederholen, finden dauerhaft den Weg zurück ins normale Leben", sagt Prof. Dr. Hannes Schedel, Leiter der onkologischen Rehabilitationsklinik Prof. Schedel, im bayerischen Thyrnau-Kellberg bei Passau.
Nach Operation oder Chemotherapie bereiten sich Krebspatienten in der onkologischen Rehabilitation wieder auf ein Leben im normalen Umfeld vor. Der Trend zu kürzeren Verweildauern in den Kliniken ist von den Kostenträgern vorgegeben. Bundesweit betrug im Jahr 2009 nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung (DRV), einem der größten Kostenträger in der onkologischen Rehabilitation, die mittlere Behandlungsdauer 23 Tage. Nur in Ausnahmefällen werde heute eine dreiwöchige Rehabilitationsmaßnahme verlängert, weiß Prof. Hannes Schedel (51).
Das Genesungskonzept in der Kellberger Klinik sei deshalb darauf ausgelegt, so Schedel, die jährlich rund 3.000 Patienten in zwei bis drei Wochen körperlich und seelisch wieder voll erstarken zu lassen und ihre Lebensqualität wiederherzustellen. Das 205-Zimmer-Haus zählt mit zwölf Ärzten und 125 Mitarbeitern zu den größten Einrichtungen für die Versorgung onkologischer Patienten im südostbayerischen Raum.
Mehr als jede vierte onkologische Rehabilitation erfolgt laut Statistik in Deutschland aufgrund von Brustkrebs. In der Häufigkeit folgen bösartige Neubildungen von Prostata, Darmtumoren und den weiblichen Genitalorganen. In der Rehabilitation zielen die Kellberger Psycho-Onkologen besonders auf die Seele. "Gemeinsam und beratend mit den Patienten finden wir Lösungen, wie sie mit der veränderten Lebenssituation umgehen." Auch Angehörigen werden vor diesem Hintergrund fundierte Ratschläge gegeben. "Der Nutzen der Rehabilitation für die Lebensqualität ist ohne Zweifel vorhanden", so Chefarzt Dr. Markus Higi.
93,7 Prozent der Patienten würden ein zweites Mal kommen
In Einzel- oder Gruppengesprächen tauschen sich die Patienten mit den Experten aus. Ängste, Depressionen, Lebensunlust oder auch Vereinsamung seien typische Auswirkungen zur körperlichen Erkrankung, weiß der Chefarzt. "Fast alle Patienten haben am Ende ihres Reha-Aufenthaltes keine Angst mehr vor dieser Krankheit und bezeichnen ihre Zukunftsperspektive als überdurchschnittlich positiv." 93,7 Prozent der Patienten in der Klinik Prof. Schedel würden laut einer Zufriedenheitsstudie ein "zweites Mal hier eine Reha-Maßnahme durchführen". Viele tun das bereits und frischen die Maßnahmen auf. Bei einem wiederholten Aufenthalt in der Klinik wird das Leben in der normalen Umgebung reflektiert, aber auch ein Schutzschild gegen wiederkehrende Ängste aufgebaut. "Die Wirksamkeit wird nachhaltig gesteigert", erklärt Chefarzt Dr. Markus Higi.