Der Roboter fährt zum Wasserspender, füllt einen Becher und stellt ihn mit Hilfe seines Greifarms auf ein integriertes Tablett. Anschließend rollt er in den Wohnbereich des Pflegeheims. Über eine Kamera erkennt der Roboter Herrn Seibel und versorgt den Bewohner mit Wasser. So haben die Pflegekräfte den Flüssigkeitshaushalt ihrer Schützlinge immer im Blick.
Dies ist nur eins von vier Einsatzszenarien, die die User Interface Design GmbH (UID) im Forschungsprojekt WiMi-Care für die beiden Serviceroboter Casero und Care-O-bot entworfen hat. Ziel des Projekts ist die Entwicklung von Servicerobotern, die optimal auf die Bedürfnisse und den Alltag der Pflegekräfte und Bewohner abgestimmt sind. Sie sollen das Pflegepersonal bei Routinetätigkeiten unterstützen, so dass diese mehr Zeit für die Pflege und Betreuung der Bewohner haben.
Im Juni 2011 mussten sich die beiden Serviceroboter in einem Praxistest bewähren. Damit Casero und Care-O-bot den Anforderungen der Pflegekräfte während dieses Tests gerecht wurden, standen von Anfang an die Bedürfnisse und Wünsche des Pflegepersonals im Mittelpunkt der Entwicklung.
Geschärfter Blick für den Nutzer
Der Mensch kommuniziert mit den Servicerobotern über die Benutzungsschnittstelle. Für den Erfolg und die Akzeptanz ist es entscheidend, dass die Serviceroboter über diese intuitiv und einfach bedienbar sind. Denn nur so können die Pflegekräfte in einem Notfall oder einer stressigen Alltagssituation schnell handeln und die Serviceroboter die Arbeit des Pflegepersonals tatsächlich erleichtern. Um den Anforderungen der Pflegekräfte auf die Spur zu kommen, führte UID gemeinsam mit den Projektpartnern Interviews, Beobachtungen und Gruppendiskussionen durch. Auf den Ergebnissen aufbauend entwickelte UID vier Anwendungsszenarien für die beiden Serviceroboter. Die Szenarien skizzieren, wie und wo Serviceroboter in Alten- und Pflegeheimen eingesetzt werden können. Dabei übersetzen die Szenarien die Anforderung der Nutzer in kleine, anschauliche Geschichten. Szenarien ermöglichen es dem Projektteam, sich in die Anwender und den Nutzungskontext hineinzuversetzen. Ein weiterer Plus-Punkt: Mit den Szenarien können Nutzer optimal in den Entwicklungsprozess einbezogen werden, da dank der anschaulichen Darstellung kein technisches Verständnis notwendig ist.
Roboter-Bedienung leicht gemacht
Die in den Szenarien definierten Anforderungen bilden die Basis für die Gestaltung des Bedienkonzepts und des Screendesigns. Im Februar 2011 testeten die Usability Engineers von UID die Benutzungsschnittstelle mit acht Pflegekräften und passten die Konzepte entsprechend der Testergebnisse an. Abgestimmt auf ihre Arbeitssituation können die Pflegekräfte die beiden Serviceroboter über einen PC auf dem Stationszimmer, über einen Tablet-PC sowie über die Bedienoberfläche an den Robotern selbst bedienen. Ein einheitliches Bedienkonzept und Screendesign für alle Endgeräte erleichtern das Erlernen und vereinfachen den Umgang mit den Servicerobotern.
Roboter im Praxis-Check
"Er ist noch etwas schüchtern, sonst aber echt ein prima Kerl", so das Urteil einer Bewohnerin des Stuttgarter Pflegeheims Parkheim Berg über Care-O-bot. Während eines dreitägigen Pilottests wurden die beiden Serviceroboter einem Praxistest unterzogen. Dabei begleiteten die Usability Engineers von UID die Pflegekräfte und untersuchten, wie diese und die Bewohner mit den Servicerobotern interagieren. "Die Bewohner und Pflegekräfte waren sehr neugierig und offen. Die Pflegekräfte konnten alle Szenarien in der Praxis testen. Aufgrund ihrer Erfahrungen während des Pilottest können sie sich einen Einsatz von Servicerobotern in Zukunft gut vorstellen", fasst Dr. Peter Klein, Head of Research bei UID, die Ergebnisse des Pilottests zusammen.