In der aktuellsten Erhebung des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2009 gibt es in Deutschland insgesamt 2,34 Millionen Menschen, die pflegebedürftig sind. Fast 70 Prozent – 1,6 Millionen Menschen – werden zu Hause versorgt, mehr als 1 Million von Familienangehörigen. Für diese – zum größten Teil Frauen – bedeutet dies fortwährende psychische und physische Schwerstarbeit, Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse sowie Verkümmerung von sozialen Kontakten, was sich im Burn-Out-Syndrom, psychosomatischen Störungen, chronische Erkrankungen des Bewegungsapparates oder Stoffwechselerkrankungen äußert.
Dieser Druck auf die pflegenden Angehörigen wird sich in Zukunft verstärken, denn bis 2050 ist durch den demographischen Wandel unserer Gesellschaft mit fast doppelt so vielen Pflegebedürftigen zu rechnen. Vor diesem Hintergrund ist es absolut notwendig, vorbeugend in die Gesundheit von stark belasteten Angehörigen zu investieren, „denn zum einen kann so ein Zusammenbruch der häuslichen Pflegestrukturen, die menschlich von unschätzbarem Wert sind, verhindert werden“, wie Klaus Holetschek, 1. Vorsitzender des BHV, betont, „zum anderen wird der negative Kreislauf durchbrochen, dass immer mehr pflegende Angehörige die eigene Gesundheit ruinieren und später selbst früher und mit höherer Wahrscheinlichkeit zu Pflegefällen werden“.
Phillip Rösler war es als Bundesgesundheitsminister bis zu seinem Wechsel ins Bundeswirtschaftsministerium im Mai dieses Jahres ein wichtiges Anliegen, der besonderen Belastung pflegender Angehöriger Rechnung zu tragen. Im Gespräch waren eine stärkere Anrechnung der Pflegezeiten bei der Rente, die finanzielle Förderung von Selbsthilfegruppen, sowie die Einführung von Pflegekuren nach dem Vorbild von Mutter-Vater-Kind-Kuren. Bei einem Treffen Röslers sowie des damaligen Staatssekretärs Daniel Bahrs mit Vertretern des BHV im April bekräftigte Rösler seinen Vorschlag zur Pflegekur, indem er auf eine vorgesehene gesetzgeberische Initiative hinwies.
Der Verband Deutscher Kurörtlicher Betriebe (VDKB) hat bereits Konzepte erarbeitet, wie eine solche Kur, die speziell auf die Bedürfnisse von pflegenden Angehörigen zugeschnitten ist, aussehen könnte. Auf Basis anerkannter Therapien wären sowohl ein stationäres Vorsorge-Modell, als auch ein Kompaktkur-Modell durchführbar. Besonders wichtig ist dabei, dass die Kur einen nachhaltigen positiven Effekt auf Gesundheit und Lebensführung gewährleistet.
Für Holetschek sind die bayerischen Kurorte und Heilbäder als medizinische Kompetenzzentren mit spezialisierten Angeboten die idealen Partner, um langfristige gesundheitliche Prävention der Angehörigen zu ermöglichen. Der BHV fordert die Umsetzung der Vorschläge Röslers und erwartet vom neuen Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr nun ein starkes Zeichen für die Investition in die Gesundheit pflegender Angehöriger.