fit und munter - Wie Ärzte mit ein paar Klicks Leben lebenswert machen

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Wie Ärzte mit ein paar Klicks Leben lebenswert machen

Während Eltern im Großteil der westlichen Welt in Notlagen ihr krankes Kind urteilssicheren Fachärzten anvertrauen können, entwickelt sich derselbe medizinische Notfall in vielen anderen Staaten der Erde bedeutend kritischer.
Es ist der Albtraum aller Eltern: Das eigene Kind ist offenbar schwer krank und braucht dringend Hilfe. Es muss schnell gehen. Es sind kompetente Ärzte gefordert, am besten Spezialisten, denn Diagnose und Behandlung sollten effizient und lösungsorientiert entwickelt und umgesetzt werden. Während Eltern im Großteil der westlichen Welt in solchen Notlagen ihr krankes Kind urteilssicheren Fachärzten anvertrauen können, entwickelt sich derselbe medizinische Notfall in vielen anderen Staaten der Erde bedeutend kritischer. Der Grund: ein Mangel an Fachwissen. Die simple Lösung: Telemedizin.

Beispiel Mongolei: In dem zentralasiatischen Staat leben ungefähr drei Millionen Menschen auf einer Fläche die mehr als vier Mal so groß ist wie Deutschland. Davon allein ungefähr eine Million in der Hauptstadt Ulan Bator. Die Infrastruktur ist ¬– gemessen an westlichen Standards – mangelhaft, die medizinische Versorgung dünn und das Ausbildungsniveau der Ärzte reicht in aller Regel nicht an den aktuellen Forschungsstand heran. Fachärzte mit Spezialwissen auf bestimmten Gebieten sind absolute Mangelware, vor allem außerhalb der Hauptstadt. Ein Kind das hunderte Kilometer entfernt von der mongolischen Hauptstadt erkrankt, ist somit dem Tod bedeutend näher als dem Leben.

Genau hier kann Telemedizin mit geringem Aufwand Menschenleben retten. Seit einigen Jahren nutzen mongolische Ärzte das webbasierte Telemedizinnetzwerk Campus Medicus. Der behandelnde Arzt beschreibt dort das Krankheitsbild seines kleinen Patienten und kann Bilder hochladen wie Röntgenaufnahmen, Ultraschallbilder, Gewebeschnitte oder andere Mikroskopbilder. Wenig später schreibt ein Spezialist aus der Schweiz oder Deutschland seine eine Second Opinion, ein weiterer Facharzt bestätigt diese oder die Ärzte werden sich bei komplexeren Fällen via Chat oder Videokonferenz darüber unterhalten.

Nicht nur für medizinisch akute Fälle kann das webbasierte Netzwerk genutzt werden sondern auch für Untersuchungen wie einer Sonographie der Hüften, die bei Neugeborenen in Deutschland standardmäßig durchgeführt wird. Dadurch wird eine angeborene Fehlstellung des Hüftgelenks (Hüftdysplasie) frühzeitig festgestellt. Die frühe Diagnose ermöglicht es eine Fehlbildung oder eine spätere Operation zu vermeiden, indem durch breites Wickeln oder mit Hilfe von Tübinger Schienen der Hüftgelenkfehlbildung entgegen gewirkt wird. Eine frühe Diagnose entscheidet hiermit schon über die gesundheitliche Entwicklung des Babys. Oder anders formuliert, eine frühe Diagnose kann dabei helfen, dass die Motorik des Kindes nicht erheblich negativ beeinflusst wird.

Vor etwa zwei Jahren wurde die Sonographie der Hüfte bei Neugeborenen in Teilen der Mongolei eingeführt. Seitdem wurden über 7.000 Neugeborene von Ärzten und medizinischen Personal gescreent. Schweizer Kinderärzte aus dem Swiss Surgical Team (SST) haben dieses Hilfsprojekt ins Leben gerufen. Sie sind auch diejenigen die zu Beginn des Projektes die eingestellten Fälle beurteilten und die angeforderte Diagnose stellten. Somit helfen sie den Kindern in der Mongolei ohne vor Ort sein zu müssen.
Nach nun fast zwei Jahren Projektlaufzeit stellt sich Erfolg ein. Lagen die mongolischen Ärzte und das medizinische Personal anfangs mit ihrer Diagnose nahezu immer falsch, lernten sie aus den Kommentaren der Schweizer Experten und stellen nun überwiegend richtige Diagnosen und sind nur noch selten auf die Hilfe der Schweizer Ärzte angewiesen.

Das webbasierte Telemedizinnetzwerk „Campus Medicus“ wurde in Zusammenarbeit mit Professor Martin Oberholzer entwickelt. Die Handhabung der Plattform ist denkbar einfach, auch weil sie in Aufbau, Nutzung und Funktionsweise den bekannten Online-Communities stark ähnelt. Der einzige wesentliche Unterschied: Campus Medicus ist ausschließlich Ärzten vorbehalten die nur auf Einladung hin teilnehmen können. Dadurch wird die medizinische Qualität gewährleistet. Der Arzt kann mit Hilfe einer Eintrags-Maske einen Fall anlegen und das Krankheitsbild seines Patienten darlegen mit Bilder und/oder Tabellen. Tappt er nicht völlig im Dunkeln, kann er zudem einen Diagnosevorschlag oder eine Differentialdiagnose vermerken. Die persönlichen Daten des Erkrankten werden nicht im Portal veröffentlicht und sind nur einer definierten Gruppe zugängig. Lediglich medizinisch relevante Informationen wie beispielsweise Geschlecht und Alter erscheinen in der pseudonymisierten Akte.
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