Ein Chorprobe der besonderen Art
Um 10:00 Uhr nahm Stellario Fagone hinter seinem Klavier an
der kleinen Bühne vor Optik Tannek Platz. Während er auf
seinem Piano bekannte Opernmelodien zum Besten gab,
verteilten seine Helfer die Chorpartitur von Verdis Nabucco an
die sangeswilligen Passanten. In zwanzig Minuten studierte der
Maestro mit seinem spontan formierten Chor den italienischen
Text und die Melodie des Gefangenenchors ein. Zunächst
wurde Strophe für Strophe geprobt, bis nach zwanzig Minuten
die kompletten vier Strophen lautstark in die Münchner Straße
hinaus gesungen wurden. Über sechzig Chormitglieder
schmetterten den italienischen Klassiker aus voller Kehle. Eine
Wiederholung des Spektakels gab es um 11:00 Uhr, nachdem
der Chordirektor von seinem neu formierten Chor eindringlich
gebeten wurde, die einstudierte Passage nochmals singen zu
dürfen. Zu den bereits geübten Passanten kamen zahlreiche
neue Sänger hinzu. Bei Optik Tannek riefen viele Dachauer
Bürger mit der Frage an, wie lange der Chor noch probe und ob
sie noch dazu kommen können. So sangen am Ende weit über
100 Sänger in der Münchner Straße Verdis Nabucco.