Heutzutage findet man in Buchhandlungen und im Internet zahlreiche und verschiedenartigste Literatur über Feng Shui. Doch beim Lesen fällt auf, dass die Betrachtungen der Autoren oft sehr einheitlich und oberflächlich sind. Manche Themen werden einfach unter den Begriff Feng Shui gepackt, obwohl sie ernstlich betrachtet nichts mit dieser alten chinesischen Wissenschaft zu tun haben. Sucht man nach mehr Tiefe und Hintergrundwissen, lohnt sich ein Besuch im Herkunftsland China.
Ein Artikel von Petra Coll Exposito
Auf der Suche nach den Wurzeln und der ursprünglichen Essenz dieser alten Lehre lassen sich in China viele wertvolle Geheimnisse entdecken – und das an Plätzen, die uns Menschen im Westen eher ungewöhnlich anmuten: bei Gräbern und Grabstätten!
Die alten Meister errichteten Gräber traditionell auf besonders fruchtbaren und energiereichen Plätzen. Sie waren davon überzeugt, dass das Qi der Toten den Lebenden durch das Mutterelement Erde ebenfalls zur Verfügung stehen wird. Auf der Spurensuche durch das Land fällt schnell auf, dass es in China keine Friedhöfe gibt wie bei uns in Deutschland, sondern dass die Grabstätten vereinzelt, meistens nicht unweit von den Häusern der jeweiligen Familien, errichtet wurden. Einen aufmerksamen westlichen Besucher wird das bei seiner ersten Reise durch China erst einmal verwundern, denn bei uns im Westen werden die Themen Tod und Sterben oft tabuisiert oder verdrängt. Zudem möchte man die Trauer schnell bewältigen.
Ganz anders im Reich der Mitte! Dort herrscht ein wahrer Kult um den Tod - und die Verehrung der Ahnen ist auch noch in der heutigen Zeit sehr wichtig und wird daher als Tradition gepflegt.
Wer schon einmal eine Familienaufstellung erlebt hat, weiß wie präsent unsere Ahnen sein können und dass sich unsere eigenen Probleme durchaus im eigenen Stammbaum zurückverfolgen lassen. Wußten die Chinesen schon vor Tausenden von Jahren von dieser Verbindung? Gibt es deshalb das Feng Shui der Gräber? Und nimmt vielleicht gerade deshalb die Ehrung der Verstorbenen in China sehr viel Platz im alltäglichen Leben ein?
Wie der Grabstein - so das Leben der Nachfahren!
Das Feng Shui der Gräber (oftmals auch als „Yin Feng Shui“ bezeichnet – im Gegensatz zum sogenannten „Yang Feng Shui“, dem Feng Shui der Lebenden) hat zum Ziel, den Leichnam des Verstorbenen an einem Ort mit gutem Qi zu bestatten, damit die günstige Energie durch die Erde an die lebenden Nachkommen weitergeleitet wird.
Die alten Gräber geben sehr gute Hinweise darauf, wie es um die Feng Shui-Regeln und deren Anwendung bestellt ist: so sollen vorteilhafte Bergformen und auch Wasserwege das Qi des Ortes anreichern und dadurch sogar tausendjährige Grabsteine wie neu aussehen lassen.
Wichtig bei der Wahl des richtigen Ortes für eine Bestattung ist unter anderem, auf die Beschaffenheit der Berge zu achten: gebrochene Strukturen (z.B. zackige und unregelmäßig geformte Bergspitzen) und fehlende Begrünung bzw. Bewaldung können auf ungünstige Energien für die Nachfahren hinweisen.
Auch ohne wirklich daran zu glauben, dass das Qi der Verstorbenen unser Leben beeinflusst, ist es ein bereicherndes Erlebnis, an einem alten Grab zu stehen, sich auf das Erspüren des Ortes einzulassen und sich der Umgebung bewusst zu werden. Mancher dieser besonderen Orte wirkt sogar herrlich erfrischend und vitalisierend!
Der Grabstein selbst gibt nach Feng Shui auch sehr viel Aufschluss darüber, wie es den heutigen Nachfahren ergeht. Risse und defekte Grabsteine deuten beispielsweise auf ein eher unglückliches Leben der Nachkommen hin.
Der berühmte Feng-Shui-Meister Yang Yun Song, der vor ca. 1200 Jahren lebte, richtete nicht nur Gräber sondern ganze Städte und Häuser nach Feng Shui aus. Bei der Besichtigung dieser Orte ist es immer wieder faszinierend zu sehen, dass diese alten Häuser nach mehr als einem Jahrtausend noch immer bewohnbar sind und im Lauf der Zeit nichts von der alten Struktur verlorengegangen ist.
In der Ortschaft Ganzhou und der umliegenden Hakka-Region finden sich viele Zeichen und Indizien, die den Wirkungskreis dieses Meisters veranschaulichen. Heute hat sich dort ein Forschungszentrum gebildet, in dem genau Buch geführt wird, wie das Leben der Menschen in den Häusern und an diesen Orten früher ausgesehen und wie sich das Leben der Nachfahren der damaligen Bewohner entwickelt hat. Die Ergebnisse sind beeindruckend, denn viele Familien im „Feng-Shui-Gebiet“ konnten wie beschützt durch die Kulturrevolution gehen, ohne große Verluste an Hab und Gut zu verzeichnen.
„Frischhalte-Architektur“ Feng Shui
Auch alte Tempelanlagen sind - wie unsere Kirchen im Westen - ein wichtiger Anhaltspunkt, um Rückschlüsse auf das Leben der alten Chinesen zu ziehen. Einige Tempel sind mit Holzdecken versehen, die aussehen, als ob sie gerade neu angebracht wurden. An manchem Ort behaupten die Mönche, dass die Decken in Hunderten von Jahren kein einziges Mal von Spinnweben belagert gewesen wären und es daher nie nötig gewesen wäre, die Decke sauber zu machen.
Auch bei uns im Westen kann der erfahrene Feng Shui Berater vom ersten Eindruck eines Hauses sehr viel ableiten. Wenn Häuser frisch und sauber wirken, hat das Qi dieses Ortes meist sehr viel positive Kraft – und dies wiederum wirkt sich natürlich auf seine Bewohner ebenfalls sehr positiv aus!
Bei Untersuchungen nach den Ursachen von Krankheiten und der Forschung nach Methoden und Wegen, wie der Mensch sein höchstes Gut - seine Gesundheit - erhalten kann, kann Feng Shui erheblich dazu beitragen, das Potential eines Ortes zu ergründen und zu verbessern. Menschen, die in einer Umgebung leben, die nach Feng Shui Formeln für sie persönlich ausgerichtet und optimiert wurde, sind nicht nur viel ausgeglichener und zufriedener, sondern können oftmals auch persönlich und beruflich ihr gesamtes Potential ausschöpfen.
Petra Coll Exposito ist Feng-Shui-Beraterin im Geschäfts- und Privatkundenbereich sowie Gründerin des Feng Shui Institute of Excellence in Berlin. Sie hält europaweit regelmäßig Vorträge und Seminare, um auf die Wissenschaft des authentischen Feng Shui aufmerksam zu machen und diese Interessierten zu vermitteln. Sie ist ebenfalls Expertin für die Traditionelle Chinesische Astrologie, das Bazi Suanming.
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