Redewendungen wie „Zähne zusammenbeißen“ oder „auf Granit beißen“ belegen den engen Zusammenhang zwischen Zähne und Seele. Die Anzahl der Patienten mit psychosomatischen Beschwerden nimmt zu. Dabei können diese Beschwerden sehr unterschiedlich sein. Einige leiden über einen längeren Zeitraum an unerklärlichen Schmerzen, andere knirschen und pressen über Nacht. Wiederum andere Patienten leiden an sogenannten psychogenen Zahnersatzunverträglichkeiten. Darunter sind vielfältige Symptome wie diffuse, weit ausstrahlende Schmerzen, Mundschleimhautbrennen, Geschmacksirritationen und Schluckbeschwerden zu verstehen. Viele Patienten sind fest davon überzeugt, dass sie das Material des Zahnersatzes nicht vertragen und wollen oftmals eine Neuanfertigung der Prothese. Aus zahnärztlicher Sicht gibt es aber oftmals keinen Befund, der Anlass zur Korrektur gibt.
Schmerzen im Kiefer- und Gesichtsbereich haben in vielen Fällen psychosoziale Faktoren zur Ursache. Studien belegen, dass der Beginn der Beschwerden meistens mit einem einschneidenden Lebensereignis einsetzt. Wissenschaftler sprechen hierbei von einem „life event“. Herrscht zwischen medizinischem Befund und persönlichem Empfinden des Patienten eine Diskrepanz, könnte so ein einschneidendes Lebensereignis vorgefallen sein. Wenn sich alle zahnmedizinischen Ursachen für die Beschwerden ausschließen lassen und seelische Faktoren als Quelle der körperlichen Beschwerden in Frage kommen, dann sollte der Patient gegebenenfalls einen Psychotherapeuten aufsuchen. Dieser Rat wird manchen Patienten in einer Zahnarztpraxis sicherlich überraschen, aber mit gezielter Aufklärung kann dafür Verständnis erreicht werden.
Psychogene Zahnersatzunverträglichkeit ist nur ein Ventil für angestauten Druck. Viele Menschen verarbeiten nachts ihren Stress und knirschen und pressen die Nacht hindurch. „Sie kauen ihre Probleme und Sorgen während dem Schlafen buchstäblich immer wieder erneut durch“, erläutert Gülseren Köksal, Ihr Kieferchirurg Berlin. Dieses Knirschen und Pressen hat fatale Folgen. Erst werden die Höcker auf den Zähnen und dann die Zahnoberfläche abgerieben. Unnatürlich glatt polierte Kauflächen zeugen davon. Als erste Maßnahme kann hier mit einer Aufbiss-Schiene gearbeitet werden. Diese entlastet die Zähne und das Kiefergelenk. So wird das unerwünschte Mahlen und Knirschen verhindert. Der „Knirscher“ schützt sich also vor sich selbst. Ergänzend können eine spezielle Physiotherapie, Entspannungstechniken oder autogenes Training die Kiefermuskeln lockern.