Rund 300.000 Menschen in Deutschland leben mit Morbus Parkinson. Pro Jahr kom-men zirka 20 Tausend diagnostizierte Neuerkrankungen hinzu. Die Zahl der tatsäch-lich Betroffenen wird von Experten weit höher geschätzt. Der Grund: Parkinson be-ginnt schleichend und kann über Jahre unspezifische Symptome aufweisen.
Neuss, 9. April 2008 – Die meisten Parkinson-Erkrankungen werden erst im mittleren Krankheitsstadium erkannt. Erst dann nämlich, wenn Parkinson-typische Bewegungs-störungen wie Zittern (Tremor) oder Muskelsteifigkeit (Rigor) auftreten. Bis zu diesem Zeitpunkt sind die Beschwerden meist unspezifisch und für die Betroffenen wie für den Allgemeinarzt nur schwer zu erkennen. Bei einer frühen Diagnose kann das Fort-schreiten dieser degenerativen Nervenerkrankung jedoch durch eine gezielte Thera-pie deutlich verlangsamt werden. Darauf macht die Deutsche Parkinson Vereinigung e.V. (dPV) anlässlich des Welt-Parkinson-Tages am 11. April aufmerksam.
Parkinson entsteht durch eine beschleunigte, kontinuierliche Rückbildung wichtiger Nervenzellen im Gehirn, die für die Herstellung des Neurotransmitters Dopamin ver-antwortlich sind. Zu den bekannten Symptomen kommt es, wenn schon etwa 60 bis 70 Prozent der Dopamin-produzierenden Nervenzellen zerstört sind. Doch bereits weit vorher geben definierte Beschwerden Hinweise auf eine mögliche Parkinson-Erkrankung.
So registrieren Betroffene zu Krankheitsbeginn oft häufige Schmerzen im Nacken-Gürtel-Schulter-Bereich oder eine gewisse Bewegungsverlangsamung und Steifigkeit. Oft werden die Beschwerden lange und erfolglos orthopädisch behandelt, weil dabei nicht an Parkinson gedacht wird. Eine diskrete Veränderung im Gangbild oder der Körperhaltung können ebenfalls auf die Krankheit hinweisen.
Den Anfang von Morbus Parkinson markieren ebenfalls oft Veränderungen der Mimik oder der Handschrift. Die Mimik Parkinson-Erkrankter ist reduziert und die Häufigkeit ihres Lidschlages verringert. Das Schriftbild ist kleiner und verzittert. Auch die Stimme kann betroffen sein, sie wird oft monoton und leise.
Etwa 20 Prozent aller Parkinson-Betroffenen leiden bei Krankheitsbeginn an einer Depression, an „innerer Unruhe“ oder Schlafproblemen. Symptome, die zunächst eher auf einen anstrengenden und fordernden Alltag zurückgeführt werden.
Je früher eine wirksame Therapie einsetzt, desto größer sind die Chancen, den Ver-lauf der Parkinson-Krankheit zu verlangsamen.
„Mit der Kampagne wollen wir die Wahrnehmung für eine beginnende Erkrankung schärfen“, so Geschäftsführer der dPV, Friedrich Wilhelm Mehrhoff. „Und zwar beson-ders in der Familie und im Freundeskreis, am Arbeitsplatz und bei Kollegen, eben dort, wo jeder von uns im Alltag die meiste Zeit verbringt“. Auch wenn Parkinson bis-lang nicht heilbar sei, bei einer frühen Diagnose können Lebensqualität und Alltagsfä-higkeit deutlich länger erhalten werden, so Mehrhoff.
Eine Aufklärung ist auch deshalb besonders wichtig, weil die Häufigkeit von Morbus Parkinson bei Menschen unter 40 Jahren zunimmt. Für diese Betroffenen ist es be-sonders wichtig, ihre Berufstätigkeit noch viele Jahre ohne wesentliche Einschränkun-gen fortführen zu können.
Morbus Parkinson gehört neben Alzheimer und Demenz zu den häufigsten degenera-tiven Erkrankungen des Zentralen Nervensystems. Deren Zahl wird sich laut Exper-ten-Schätzung in den kommenden 25 Jahren verdoppeln.
Unkenntnis und die Angst vor degenerativen Erkrankungen bringen viele Menschen dazu, sich mit dem Thema Parkinson gar nicht erst zu beschäftigen. „Die Diagnose Parkinson ist erst einmal ein Schock“, so Friedrich Wilhelm Mehrhoff, „ aber wir stellen fest, dass Betroffene, die mit ihrer Krankheit offensiv umgehen, meist weniger unter den sekundären Symptomen wie Depression oder soziale Vereinsamung leiden.“
Um für das Thema Parkinson und Früherkennung eine größere Aufmerksamkeit zu erhalten, hat die Deutsche Parkinson Vereinigung die Aufklärungsaktion „Hinsehen Handeln Helfen“ ins Leben gerufen. Die Aktion wird vom Förderkreis der Pharmazeu-tischen Industrie, einem freiwilligen Zusammenschluss forschender Pharmaunterneh-men, unterstützt.
Die dPV ist 1981 als unabhängige und gemeinnützige Selbsthilfeorganisation für Par-kinson Patienten und deren Angehörige gegründet worden und zählt heute rund 25 Tausend Mitglieder.
Fragen beantwortet der dPV Bundesverband unter Telefon 01805 – 19 19 09. Dort können auch kostenfreie Broschüren und eine Checkliste zum (Selbst-) Test angefordert werden.