Mit großem Tamtam wurden vor Kurzem die letzten entscheidenden Unterschriften unter den Jahrhundertplan gesetzt: Im südlichen Afrika wird das zweitgrößte Naturschutzgebiet der Welt entstehen, größer als Italien, grenzüberschreitend erstreckt es sich über fünf Länder.
Der Superpark, der international als Meilenstein gefeiert wird, soll Wohlstand bringen in die tierreichen Safarigebiete von Namibia, Botswana, Angola und Sambia und Simbabwe.
Naturschutz und Armutsbekämpfung sollen erstmals konsequent vereint werden, die Einnahmen aus dem Tourismus nicht an Investoren fließen, sondern direkt an die Menschen.
Die Sache hat nur einen Haken: Die Menschen am Rand der Schutzgebiete sind häufig bitter arm, es gibt unzählige Aidswaisen, viele sind unterernährt, ihre Schulbildung ist minimal. Hinzu kommt: Viele Kinder wohnen Tür an Tür mit den wilden Tieren, haben sie aber noch nie hautnah gesehen: einfach weil sich diese Familien niemals ein Auto leisten könnten. Und ohne Auto heißt es in den Nationalparks: Wir müssen leider draußen bleiben.
Viele haben Angst vor wilden Tieren, die sich manchmal am Vieh vergreifen, das ihr einziges Hab und Gut ist.
Wie also sollen diese Kinder künftig profitieren vom großen KaZa-Boom? Ungebildet, ängstlich, unerfahren?
Der SAVE Wildlife Conservation Fund möchte genau das ändern und beginnt mit der Natur- und Umweltbildung bei den Ärmsten und denen, die bislang nicht auf der Sonnenseite standen: bei Aidswaisen, traumatisierten und misshandelten Kindern. Sie alle gehen schon länger ins Kinderschutzzentrum Bana Ba Ditlou, übersetzt "Kinder der Elefanten" in Kasane, im Norden Botswanas, mitten im KaZa-Schutzgebiet.
Dort bekommen die Kinder mehr als Hausaufgabenhilfe, regelmäßige Mahlzeiten, Zuwendung und Trost: Ihnen soll frühzeitig Appetit gemacht werden auf Wildnis, auf Raubtiere und vielleicht auf eine Zukunft als Ranger.
Wie die Mitarbeiter von Bana Ba Ditlou das schaffen? Sie lesen den Kindern Geschichten vor aus Wildtierbüchern, üben mit ihnen Spurenlesen, lassen sich von einer benachbarten Lodge einen Ausflug in den nahe gelegenen Nationalpark sponsorn oder laden hohen Besuch ein: Zum Beispiel die Löwenforscher vom SAVE-Löwenschutzprojekt in der Kalahari oder den Wildhundforscher im benachbarten Linyanti-Gebiet. Diese Profis versuchen schon früh bei den Kindern die Begeisterung für die Wildnis ihrer Heimat zu wecken. Ein Buschcamp, in dem die Kinder nachts am Lagerfeuer den Stimmen der Wildnis lauschen können, ist schon geplant. Es fehlen noch Sponsoren.
Bana Ba Ditlou setzt alle Kraft daran, dass der touristische Aufschwung auch bei den Kindern ankommen wird, die bislang immer vergessen wurden. SAVE-Gründer Lars Gorschlüter fühlt sich in seinem Plan bestätigt, wenn er die leuchtenden Augen der Kinder sieht, wenn sie zum aller ersten Mal im ihrem Leben einen Elefanten oder gar einen Löwen entdeckt haben.
"Bei fast allen ist danach der Berufswunsch klar: Ranger! Mir ist es ganz wichtig, dass endlich Schluss ist mit dem Satz, den ich immer wieder auf meinen Reisen gehört habe: Die wilden Tiere sind nur für die reichen Weißen."
Der Megapark KaZa ist jedenfalls eine Riesen-Chance. Doch klar ist auch, dass es unzählige Anstrengungen geben muss, damit der erhoffte Wohlstand auch wirklich bei den bisher Benachteiligten und Vergessenen ankommt.