Die Babys waren im Sommer 2007 in der St.-Elisabeth-Klinik in Saarlouis zur Welt gekommen. Erst im darauffolgenden Dezember ist die Vertauschung der Kinder entdeckt worden, nachdem ein Vater Zweifel an der Vaterschaft hegte. Durch einen Vaterschaftstest konnte der Vater nachweisen, dass das Mädchen nicht seine biologische Tochter war. Darüber hinaus konnte allerdings auch die Mutter nicht als biologische Mutter identifiziert werden. Wie kann das sein? Ohne Emotionen betrachtet kommen dazu die folgenden Möglichkeiten in Betracht:
- das Mädchen wurde im Krankenhaus gegen ein anderes Mädchen vertauscht,
- das Labor, welches den Vaterschaftstest ausgeführt hat, hat einen Fehler gemacht,
- das Mädchen wurde nach Verlassen des Krankenhauses vertauscht,
- bei der Entnahme der Proben für den Vaterschaftstest kam es zu einer Probenverwechslung.
Das ein DNA-Mutterschaftstest negativ ausfällt, kann nur sehr selten beobachtet werden. Die Wahrscheinlichkeit einer Vertauschung im Krankenhaus ist sehr gering. Mit einem Anstieg der Vertauschungswahrscheinlichkeit ist dann zu rechnen, wenn chaotische Zustände herrschen, wie z.B. zu Kriegszeiten. Allerdings ausschließen kann man die Möglichkeit einer Vertauschung nicht. Deshalb sollte gerade bei einem negativen Vaterschaftstest geprüft werden, ob die Mutter auch die biologische Mutter ist.
Viele Mütter verzichten auf die Teilnahme am Vaterschaftstest, weil sie davon ausgehen, dass sie die wirklichen Mütter sind. Aber nicht nur, um eine Vertauschung aufdecken zu können, sondern auch bei besonderen genetischen Konstellationen, sollten die Mütter am DNA-Vaterschaftstest teilnehmen. Denn die Teilnahme der Mutter an der Untersuchung erhöht die Plausibilität und die Genauigkeit des Tests. Gerade dann, wenn es EINE Nichtübereinstimmung von genetischen Merkmalen zwischen möglichem Vater und Kind auf einem der getesteten Marker gibt, sollte auch die Mutter in den Test einbezogen werden.
Die genetische Vererbung ist komplex und weist viele Besonderheiten auf - nur mit einer entsprechenden Erfahrung und ausreichendem Datenmaterial, können diese Besonderheiten aufgeklärt werden.
Ungeachtet naturwissenschaftlicher Erkenntnisse hoffte nicht nur die Landrätin des Landkreises Saarlouis, dass es sich um einen Laborfehler, statt einer Vertauschung handelte. Diese Hoffnung wurde nicht erfüllt. Mittlerweile sollen die beiden betroffenen Familien, die wiederum durch DNA Abstammungstests ermittelt wurden, die Kinder zurückgetauscht haben.
Wollen Sie mehr zu diesem Thema erfahren, wenden Sie sich bitte an Dr. Michael Jung von bj-diagnostik GmbH.