Meistens passen unsere Lebensgewohnheiten nicht zu den Bedürfnissen unsers Körpers. Das Sitzen ist zu jung für uns. Der Homo sapiens der Steinzeit saß höchstens im Fersensitz und dies nur auch einige Minuten lang, denn länger konnte er dies nicht aushalten. Außerdem erforderte diese Position immer wieder Gewichtsverlagerungen, so dass Herz, Kreislauf und die Muskulatur immer gefordert waren.
Der Körper hatte jedoch keine Möglichkeit und keine Chance sich entsprechend der schnellen zivilisatorischen Entwicklung im Hinblick auf Sitzmöbel und andere Bequemlichkeiten anzupassen. Der Körper und auch die Psyche sind nicht darauf eingestellt. Wir sind darauf programmiert und zu bewegen. Für das lange Sitzen fehlen uns eigentlich die Voraussetzungen. Weil das viele Menschen nicht adäquat berücksichtigen und nicht tun, bekommen die meisten gesundheitliche Probleme:
Kanadische Forscher konnten belegen, dass selbst 10-jährige Kinder, welche sich längere Zeit durch Video und Fernsehen auf einem Stuhl aufhielten, Zuckerwerte hatten, welche steil nach oben gingen und Cholesterinwerte vom günstigen Cholesterin, welche sich ebenso steil nach unten bewegten und das bereits nach zwei bis sieben Stunden ununterbrochenem Sitzen. Die Veränderungen waren so dramatisch, dass einem Wissenschaftler durchaus Zweifel daran kommen können, ob es überhaupt vertretbar ist, Kinder für eine Studie stundenlang auf einem Stuhl festzuhalten.
Ein deutsches Grundschulkind verharrt durchschnittlich neun Stunden pro Tag in der sitzenden Position. Mit zunehmendem Alter werden es sogar mehr. Die erwachsenen Menschen hier in Deutschland verbringen ca. elfeinhalb Stunden auf Stühlen, im Auto oder in Sesseln. Wir können uns ausmalen, wie verheerend dies für die Gesundheit der Betroffenen sein muss.
Amerikanische Studien an über 100.000 US-Amerikanern belegten, dass Männern, die täglich mehr als sechs Stunden sitzend verbringen, eine zwanzigprozentig höhere Sterberate haben als Männer, die bis zu drei Stunden sitzen. Bei Frauen beträgt der Unterschied sogar 40%.
Wendell Taylor von der University of Texas kommt in dieser Übersichtsarbeit zu dem Schluss, dass pro Doppelstunde sitzende Tätigkeit das Risiko für Übergewicht um 5% ansteigt, ähnlich die Anfälligkeit für Herz-Kreislauferkrankungen. Dauersitzer zeigen ein um 50% höheres Herztodrisiko als die Wenigsitzer.
Schwerwiegend sind auch die Folgen von langem Sitzen auf die Muskulatur. Die Bauch-, Bein-, Gesäßmuskeln, die Rückenmuskulatur verkürzen sich und werden mit der Zeit immer schwächer. Diese Dysbalance führt zu einer unphysiologischen Belastung des Skeletts bis es schließlich zu Rücken- und Gelenkschmerzen kommt.
Sogar die Psyche leidet unter dem Dauersitzen. Auf einer Seite steigt die Müdigkeit bei Dauernsitzern, auf der anderen verschlechtert sich die Fähigkeit zum Stressabbau. Und diese Kombination bildet oft einen guten Nährboden für psychische Erkrankungen, Depressionen und Ängste.
Weitere Informationen:
Dr. med. Theophil Abel
Wirbelsäulen Therapiezentrum Stuttgart (http://www.wstz.de)