2010 war für die pharmazeutische Industrie ein Jahr
der Extreme. Das mehr als dreijährige Preismoratorium und die
Erhöhung der Zwangsabschläge von sechs auf 16 Prozent haben den
Arzneimittelherstellern schwer zugesetzt. Allein durch die
Zwangsabschläge stiegen die Belastungen von 934 Millionen Euro im
Jahr 2009 auf rund 1,5 Milliarden Euro in 2010, für 2011 werden gut 2
Milliarden Euro prognostiziert. "Wir haben unseren Sparbeitrag zur
Stabilisierung der Gesetzlichen Krankenversicherung längst geleistet,
jetzt muss endlich Schluss sein mit der einseitigen Kostendämpfung
und Regulierungswut", sagt Henning Fahrenkamp, Hauptgeschäftsführer
des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI). "Die
Zwangsmaßnahmen müssen schnellstens zurückgenommen werden, auch um
kleinen und mittelständischen Unternehmen endlich wieder
Investitions- und Wachstumschancen zu ermöglichen. Vor allem das
aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Lage verhängte Preismoratorium
muss enden, denn der Grund ist entfallen: die deutsche Wirtschaft
liefert wieder glänzende Zahlen, die Arbeitslosigkeit sinkt und die
Gesetzliche Krankenkasse vermeldet Überschüsse."
Die gute Kassenlage ist angesichts der harten Sparmaßnahmen im
Arzneimittelsektor auch nicht überraschend. Die GKV-Ausgaben liegen
hier 2010 bei 30,18 Milliarden Euro und machen damit rund 17 Prozent
der Gesamtausgaben aus. Bei den Krankenhausbehandlungen dagegen, die
rund 33 Prozent der Gesamtausgaben ausmachen, explodieren die Kosten
offensichtlich weiter. Sie sind im Vergleich zum Vorjahr 2009 um rund
zwei Milliarden Euro auf rund 58 Milliarden Euro angestiegen.
Entgegen allen Behauptungen von Medien und Politik sind die von
der GKV erstatteten Medikamente keine Preistreiber. Im Gegenteil, der
Arzneimittelpreisindex im Festbetragsmarkt sank nach Daten des
Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WidO) auch 2009 weiterhin
kontinuierlich und rutschte bis Ende 2010 um rund fünf Prozentpunkte
ab. "Das Ende der Fahnenstange ist erreicht, Gewinne sind hier kaum
mehr möglich. Wenn den pharmazeutischen Unternehmen noch weiter die
Hände gebunden werden, wird der Wirtschaftsstandort Deutschland
nachhaltig Schaden nehmen", so Henning Fahrenkamp. Auch bei den
nicht-festbetragsgeregelten Arzneimitteln, die gerne als Beispiel für
überteuerte Preise herangezogen werden, sank der Preisindex von Mitte
2010 bis Anfang 2011 um etwa einen Prozentpunkt, der Abwärtstrend
setzt sich aktuell fort.
Einen Aufwärtstrend zeigen die Pharma-Daten 2011 hingegen im
Bereich Forschung und Entwicklung (FuE). Hier wurden nach Angaben der
Wissenschaftsstatistik 2011 des Stifterverbandes im Jahr 2010 in
Deutschland rund 5,5 Milliarden Euro aufgewendet, 100 Millionen Euro
mehr als im Vorjahr 2009. "Die Investitionen verdeutlichen, dass die
pharmazeutische Industrie verstärkt auf medizinischen Fortschritt und
echte Innovationen setzt", sagt Henning Fahrenkamp. "Zugleich ist es
aber auch ein Vertrauensvorschuss gegenüber der Politik, verbunden
mit der Erwartung, dass der FuE-Standort Deutschland endlich die
notwendige Stärkung erfährt, die unsere europäischen und
internationalen Wettbewerber längst etabliert haben: den Einstieg in
die steuerliche FuE-Förderung. Wenn diese Wettbewerbsnachteile nicht
rasch beseitigt werden, sehe ich für den Forschungsstandort
Deutschland schwarz."
Insgesamt geben die Pharma-Daten 2011 der pharmazeutischen
Industrie wenig Hoffnung auf eine schnelle Verbesserung ihrer Lage.
"Wir sind zwar nach wie vor eine leistungsstarke, innovative und
krisensichere Branche, doch die Zukunft sieht alles andere als rosig
aus", sagt Henning Fahrenkamp. "Die Zeichen stehen weiter auf
Kostendämpfung und Regulierung, ob es gelingt, eine transparente,
effektive und faire frühe Nutzenbewertung mit fairen
Preisverhandlungen zu etablieren, steht noch in den Sternen. Die
Pharma-Daten 2011 bestätigen es: Das Gift des gesundheitspolitischen
Dirigismus lähmt den Pharmastandort Deutschland immer mehr."
Die Pharma-Daten 2011 können über die Pressestelle des BPI
angefordert werden und stehen unter www.bpi.de zur Verfügung. Ein
Interview zum Thema und downloadfähige Zitate finden sie ebenfalls
auf www.bpi.de unter Presse/Mediathek.
Pressekontakt:
Joachim Odenbach
Tel. 030/27909-131
jodenbach@bpi.de