Wo ließen sich die sechs Ikonen aus 125 Jahren Automobilgeschichte, die Revell jetzt als Plastikbausätze in den Handel bringt, besser fotografisch inszenieren als im Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart? Denn nur hier lässt sich die Geschichte des Autos wirklich von Anfang an erzählen. Die Fakten sprechen für sich: Kein Automobilhersteller hat eine längere Tradition als die Firma mit dem Stern. Deshalb treffen sich das Ford Model T, der Phantom II, der Mercedes-Benz 540 K, die Volkswagen Käfer und Golf GTI sowie der Porsche Carrera RS in dem futuristischen Bau an der Mercedesstraße 100, dessen Konstruktion an einen DNA Strang erinnert soll an den des Automobils natürlich.
Auch hier hat die äußere Form also eine Funktion. So wie beim Ford Model T, den Revell als 1:16-Miniatur mit vielen interessanten Feinheiten verwirklicht hat. Beim Model T, gebaut von 1908 bis 1927, ordnet sich alles, auch das Design, einem einzigen Zweck unter: Das Auto sollte möglichst billig werden, effizient am neu erfundenen Fließband zu produzieren sein. Deshalb ist es auch "in allen Farben lieferbar, solange es Schwarz ist", wie Visionär Henry Ford es einmal formuliert hat. Das Model T ist das erste Massenautomobil der Welt, es löst in Amerika den Mustang, also das Pferd, als Fortbewegungs-mittel ab. Das Revell-Modell zeichnet einen 3-Passenger-Roadster von 1912 mit geschlossenem Verdeck über den beiden Vordersitzen nach. Die Türen auf beiden Seiten lassen sich öffnen. Kühler, Lam-pen und Rückleuchten schimmern im originalgetreuen Messing-Look. Das Fahrwerk mit Querblattfedern und Hinterradantrieb wirkt heute archaisch einfach, war damals aber vor allem wegen seiner Robust-heit beliebt und jeder Dorfschmied konnte es reparieren.
Mit einem Fließband-Automobil wie dem Ford Model T hat der Phan-tom II aus dem britischen Crewe ungefähr so viel gemeinsam wie ein Traktor mit einem Formel-1-Boliden: vier Räder. Tailor-made, maßgeschneidert, so kommt dieser hochherrschaftliche Wagen mit Emily als Kühlerfigur, der zwischen 1929 und 1935 an eine exquisite Kund-schaft verteilt wurde, daher. Revell zeichnet als Karosserie-Variante einen Continental von 1934 nach, also ein viersitziges, großzügig di-mensioniertes Cabriolet mit riesigem Koffer im Heck. Der Phantom II ist das letzte von Firmengründer F. Henry Royce komplett selbst ent-wickelte Automobil der britischen Luxusmarke. Zu den liebenswerten Finessen des 1:16-Plastikbausatzes von Revell gehören der umfang-reich verkabelte Sechszylinder Reihenmotor mit 7,7 Litern Hubraum und "genug" PS (rund 120), der im Heckkoffer versteckte Werkzeugkasten, das Armaturenbrett mit Wurzelholzeinlagen und Instrumenten, die so groß sind wie die Uhren an der Victoria Station, und die riesigen, mit Scheibenradkappen verkleideten Räder. Den tempelähnlichen Kühler samt Emily flankieren zwei großzügig dimensionierte Hupen und nicht weniger als vier Frontscheinwerfer. Auch in Sachen Fahrwerksfinessen darf sich der Bastler auf interessante Einsichten in die Chassiskonstruktion des damals komfortabelsten Autos der Welt freuen.
Die Dreißiger waren ohnehin der erste Höhepunkt der Automobilgeschichte und haben verrückte Fahrzeuge hervorgebracht, die auch heute noch wie von einem anderen Stern wirken. Das trifft auch auf den Mercedes-Benz 540 K zu. Ab 1936 gebaut, erreichte der Road-ster, den Revell in 1:24 nachzeichnet, dank 180 PS starkem Kom-pressormotor sagenhafte 170 Stundenkilometer Spitzengeschwindig-keit. Besonderheit am Bausatz: Er zeichnet den Dreisitzer mit quer zur Fahrtrichtung angeordnetem, einzelnem Rücksitz nach. Filigrane Speichenräder und üppig verteilter Chromzierrat gehören hier ebenso zur Serienausstattung des Plastikbausatzes wie der originalgetreu gestaltete Reihenachtzylinder-Motor. Sowohl die komplizierte De-Dion-Hinterachse als auch die vordere Starrachse des damals sünd-haft teuren Dreisitzers findet der Bastler am Rahmen der Miniatur wieder. Das im Holzton schimmernde Armaturenbrett ist mit nicht weniger als fünf Rundinstrumenten in der Mitte versehen, das Dach kann wahlweise offen und geschlossen gebaut werden.
Was der Ford Model T jenseits des großen Teichs war, das bedeutete der VW Käfer nach dem Zweiten Weltkrieg für Deutschland: den Beginn der Massenmotorisierung. Der geniale Kompaktwagen aus der Feder von Ferdinand Porsche lief sage und schreibe 65 Jahre von Produktionsbändern in aller Welt, und zwar 21,5 Millionen Mal. Revell zeichnet mit seinem aufwändig gestalteten Kit im Großmaß-stab 1:16 ein frühes Nachkriegsmodell, den legendären Brezelkäfer, nach. Türen und Hauben sind beweglich umgesetzt, die Vorderräder lassen sich lenken, die Rückenlehnen der Vordersitze nach vorne klappen. Und: Natürlich ist die weltberühmte Blumenvase auf der Bei-fahrerseite des Armaturenbrettes angebracht. Die Winker in der B-Säule lassen sich ausgeklappt und eingefahren darstellen, das Reserverad kann der Bastler aus dem vorderen Kofferraum herausneh-men. Dort ist hinter dem Tank auch der originalgetreu gestaltete Wagenheber befestigt. Bestnoten verdient zudem der liebevoll nachge-zeichnete, luftgekühlte Boxermotor im Heck mit vier Zylindern.
War beim Käfer Ferdinand Porsche nur der Konstrukteur, so lieh er dem Carrera RS aus den frühen Siebzigern bereits seinen großen Namen. Und das Coupé machte ein Detail salonfähig, das heute bei keinem modernen Sportwagen fehlen darf: den Spoiler. Kein Wunder also, dass der Heckflügel auch am 1:24-Modell von Revell zu finden ist, da, wo er schließlich hingehört, an der Haube über dem Sechszy-linder-Boxermotor. Auch der kommt bei dem 1:24-Bausatz nicht zu kurz und glänzt mit Feinheiten wie dem unvermeidlichen Lüfterrad und dem Sportauspuff. Sogar die Abziehbilder für den großen Carre-ra-Schriftzug auf den Flanken liefert der Bausatz mit. Zusammen mit den klassischen Fuchsfelgen im Fünfspeichen-Design, der Querlen-ker-Vorderachse und der hinteren Einzelradaufhängung an Schräglenkern rückt so auch die Technik des Elfers mit Heckflügel in den Fokus. Selbst das Interieur setzt mit seinen Schalensitzen kompromisslos auf Sportlichkeit.
Letzter Meilenstein in der Serie ist ein weiterer Volkswagen, der nicht nur einer Autoklasse, sondern einer ganzen Generation seinen Na-men gab: der Golf. Und zwar nicht irgendeiner, sondern "the sexiest Golf alive": der GTI. Revell widmet sich diesem Phänomen mit drei Buchstaben in Form des Golf der zweiten Generation als Dreitürer mit Schiebedachgravur und extrem fein umgesetztem Vierzylinder-Einspritzmotor unter der Haube. Sportfelgen mit mattschwarzen Innenteilen sind ebenso Serie wie der rot umrahmte Grill mit runden Doppelscheinwerfern, die knackig konturierten Sportsitze und Heck-wischer sowie Dachantenne. Tornadorot wie auf unseren Fotos steht der zweiten Generation des Wolfsburger Topsellers besonders gut, und das Fahrwerk mit McPherson-Federbeinen vorne und Einzelradaufhängung hinten zeichnet der 1:24-Kit ebenso kundig nach wie den in der Fahrzeugmitte nach hinten verlaufenden Auspufftrakt.
Wer alle sechs Meilensteine einmal zusammengebaut hat, der hat nicht nur jede Menge Spaß dabei, lernt nicht nur viel über Technik und Styling des Automobils, er darf sich auch wie ein kleiner Muse-umsdirektor fühlen, der durch 125 Jahre Automobilgeschichte wan-delt. Die Plastikbausätze kommen im September in den Handel. Die 1:24-Kits von Mercedes 540 K, VW Golf und Porsche 911 kosten je 19,99, das Ford Model T, 29,99 und der Phantom II sowie der VW Käfer 39,99 Euro. Vielleicht sind diese sechs Neuheiten ja auch der Startschuss für eine Kollektion, ein eigenes Museum in der Vitrine, auch wenn es nicht ganz so groß ausfallen wird wie das an der Mercedesstraße 100 in Stuttgart. Hereinspaziert, liebe Besucher!