Köln, 28. September 2011. Das Herz ist der Motor des menschlichen Lebens. Es versorgt die Organe mit Sauerstoff sowie wichtigen Nährstoffen. Ein gesundes Herz ist also lebensnotwendig. Doch nach wie vor sind Herzerkrankungen die häufigsten Erkrankungen der westlichen Welt. Anlässlich des Weltherztages am 29. September informiert Radiologe und Herzchirurg Privatdozent Dr. Oliver Klass aus Köln über mögliche Risikofaktoren und geeignete Vorsorgemethoden.
Am 29. September ist Weltherztag. An diesem weltweiten Jahrestag soll auf die Ausbreitung von Herz-Kreislauferkrankungen aufmerksam gemacht werden. Würden Sie sagen, dass den Deutschen die Gefahr einer Herz-Kreislauferkrankung bewusst ist?
PD Dr. Oliver Klass: Nein. Allein in Deutschland erleiden über 250.000 Menschen einen Herzinfarkt - jährlich. In der westlichen Welt ist der Herzinfarkt nach wie vor die häufigste Todesursache. Die Menschen müssen viel sensibler mit ihrer Herzgesundheit umgehen!
Was kann jeder Einzelne unternehmen, um seine Herzgesundheit zu fördern?
PD Dr. Oliver Klass: Dazu gehört eine gesunde Ernährung - ich empfehle mediterrane Kost. Aber auch regelmäßige Bewegung, mindestens dreimal die Woche für 30 Minuten, ist wichtig. Auf das Rauchen sollte generell verzichtet und Alkohol nur in Maßen konsumiert werden. Auch ein normales Körpergewicht minimiert das Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen.
Gibt es Gesellschaftsgruppen, die ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen haben?
PD Dr. Oliver Klass: Ja, die gibt es durchaus. Dies sind zum einen Menschen, in deren Familien bereits derartige Erkrankungen aufgetreten sind, Menschen mit Bluthochdruck, erhöhten Fettwerten, langandauernden Stressbelastungen, insbesondere aber auch Raucher, Diabetiker und Übergewichtige.
Welche medizinischen Vorsorgemaßnahmen empfehlen Sie?
PD Dr. Oliver Klass: Im ersten Schritt genügen schon kleinere Maßnahmen, wie die Blutdruck- oder Blutfettwertmessung. Außerdem sollten Menschen ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre zum Gesundheits-Check-up zu ihrem Hausarzt gehen. Diagnostiziert der Arzt erhöhte Werte, sollte ein Fachmann aufgesucht werden.
Welche diagnostischen Verfahren stehen dem Risiko-Patienten zur Verfügung?
PD Dr. Oliver Klass: Neben EKG und Herzultraschall gibt es grundsätzlich zwei diagnostische Verfahren, um eine koronare Herzerkrankung auszuschließen bzw. festzustellen. Die invasive Untersuchersuchungsmethode mittels Herzkatheter und die moderne nicht-invasive Diagnostikmethode mittels Herz-Computertomographie.
Was ist eine Computertomographie des Herzens?
PD Dr. Oliver Klass: Eine ultraschnelle Mehrschichtröntgenaufnahme des Herzens. Diese ermöglicht eine zwei- und drei-dimensionale Darstellung des Herzens und der Herzkranz-gefäße.
Welche Herz-Erkrankungen lassen sich mit dieser Methode erkennen?
PD Dr. Oliver Klass: Mit dem Herz-CT lassen sich innerhalb weniger Sekunden gefährliche Verkalkungen und Verengungen der Herzkranzgefäße nachweisen.
Wo liegen die Vorteile gegenüber dem herkömmlichen Herzkatheter?
PD Dr. Oliver Klass: Die eigentliche Untersuchung dauert nur zehn bis 15 Minuten und ist nicht-invasiv. Anders als beim Herzkatheter wird kein invasiver Eingriff durchgeführt. Die Gefahr von Komplikationen, wie sie bei jedem invasiven Verfahren bestehen, entfällt. Die Präzision des Herz-CTs ist gleichwertig, weist aber eine niedrigere Strahlenbelastung auf als bei der Diagnose mittels Herzkatheter. Darüber hinaus zeigt das Herz-CT sehr viel früher so genannte weiche "Plaques" bzw. nicht verkalkte Ablagerungen an den Gefäßwänden. Dadurch können koronare Herzerkrankungen früher diagnostiziert und therapiert werden.