Gütersloh - Über 250.000 Menschen in Deutschland erleiden jährlich einen Schlaganfall. Diese Zahl wird deutlich steigen und Deutschland in den kommenden Jahren vor große Probleme stellen, wenn nicht schnell gehandelt wird. Dies belegen Modellrechnungen der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe anlässlich des "Internationalen Tags der älteren Menschen" am 1. Oktober.
Bei sinkender Bevölkerungszahl wird die Gruppe der über 60jährigen von 21 Millionen im Jahr 2009 auf über 28 Millionen in 2030 steigen. 80 Prozent aller Schlaganfälle treten in dieser Altersgruppe auf. In 2050 werden gar über 10 Millionen Bundesbürger älter als 80 Jahre sein. So erhöhen sich nicht nur die Fallzahlen, auch die Versorgungskosten des Einzelfalls werden durch die höhere Lebenserwartung deutlich steigen. Heute liegen sie lebenslang bei rund 43.000 EUR pro Patient, 2030 werden sie bereits 54.000 EUR betragen.
Dr. Brigitte Mohn, Vorsitzende des Vorstands der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, sieht in dieser Frage die gesamte Gesellschaft gefordert. "Wir brauchen einen breiten Konsens, denn die demografischen Fragestellungen werden uns alle angehen". Gleichzeitig müsse man das heutige Versorgungssystem hinterfragen, denn "bereits jetzt sehen wir in der Rehabilitation von Schlaganfall-Patienten Verbesserungspotenzial. Sich dieser Herausforderung zu stellen, ist eines unserer zentralen Anliegen für die nächsten Jahre." Aktuell erhalten nur rund 25 Prozent der Patienten eine Rehabilitation. Fachleute meinen dagegen, rund 50 Prozent der Patienten könnte durch Reha geholfen werden.
Eine neue soziale Frage sieht auch Prof. Dr. Darius Nabavi auf die Gesellschaft zukommen: "Immer weniger Patienten müssen an einem Schlaganfall sterben. Allerdings bekommen die Menschen den Schlaganfall in immer höherem Alter. Die Zahl der Pflegefälle wird wahrscheinlich deutlich zunehmen." Der Neurologe ist Vorstandsmitglied der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe und Chefarzt am Vivantes-Klinikum Berlin-Neukölln.
Zwar keinen Ausweg, doch zumindest noch viel Handlungsspielraum sieht er in der Vorbeugung. "Wir feiern medizinisch große Erfolge, doch gleichzeitig wird unser Lebensstil immer ungesünder," sagt Nabavi. Mediziner sind sich sicher: Auf lange Sicht wären 70 Prozent der Schlaganfälle vermeidbar, wenn man die klassischen Risikofaktoren - Rauchen, ungesunde Ernährung und mangelnde Bewegung - ausschließt und chronische Erkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes kontrolliert. Nach einer Umfrage der Schlaganfall-Hilfe glauben tatsächlich mehr als 70 Prozent der Bundesbürger, ihr Risiko selbst beeinflussen zu können. "Aber die Menschen verhalten sich nicht danach," sagt Nabavi und plädiert für noch mehr Aufklärungsarbeit und konsequente Unterstützung der Patienten bei der Umstellung ihres Lebensstils.
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