Am 20. September fand im Landwirtschaftsministerium ein Fachgespräch mit Experten zum Thema chronischer Botulismus statt. Das Ergebnis dieser Sitzung kann man wie folgt zusammenfassen: „….es gäbe lediglich nur Hypothesen dieser unspezifischen Symptomatik, die aufgrund zu weniger Untersuchungen nicht nachvollziehbar seien“. Der Verdacht liegt nahe, so der Gründer und Leiter der Agrar- und Veterinär- Akademie (AVA), Agrarwissenschaftler und Fachtierarzt Ernst-Günther Hellwig, dass eine Anreicherung von Clostridien im Grundfutter der Kühe und die dadurch bedingte vermehrte orale Aufnahme der Sporen in den Magen-Darm-Trakt Ursache der krankhaften Erscheinungen sein könne, wenn es dort zur Bildung von Clostridientoxinen kommt. Diese Vermutung, die auch eine Reihe von Wissenschaftler teilt, bedarf unbedingt der wissenschaftlichen Bearbeitung und Aufklärung. Der Mediziner Prof. Dr. Dressler, Hannover, hat nachgewiesen, dass die Erkrankung auf den Menschen übertragbar ist. Somit müsste auch die Zoonosenverordnung, bzw. das Infektionsschutzgesetz greifen, was eine sofortige Bearbeitung durch die zuständigen Behörden zur Folge hätte.
Auch die evtl. Rolle der Biogasanlagen zum Krankheitsgeschehen kann aus Sicht des Landwirtschaftsministeriums nicht nachvollzogen werden. (These: eine mögliche Anreicherung von Botulismussporen bei Kontakt in der Biogasanlage mit Risikomaterialien wie Hühnerkot, Speise- und Schlachthofabfälle während der Fermentation, die dringendst abgeklärt werden muss!) Im Ernährungsausschuss des Bundestages fand kürzlich eine Diskussion zum Thema des chronischen Botulismus statt. Der Agrarsprecher der Grünenfraktion, MdB Friedrich Ostendorff, sprach sich dafür aus, die entsprechenden Forschungen zur Thematik mit hoher Priorität zu intensivieren. „Der Leidensdruck betroffener Landwirte sei zu groß“, so Ostendorff. Auch die Agrarsprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Dr. Christel Happach-Kasan, sieht unbedingten Handlungsbedarf, um die Ursachen unspezifischen Symptome dieser Faktorenerkrankung der Clostridiosen schnellstmöglich aufzuklären. In der Göttinger Erklärung der Agrar- und Veterinär- Akademie (AVA) vom Februar 2010 wurde bereits auf den unbedingten Forschungsbedarf vehement hingewiesen. Es seien, neben tausenden von Kühen, bereits zu viele Tierärzte und Landwirte an der rätselhaften Infektion erkrankt, um die Augen davor zu verschließen, so AVA-Chef Hellwig.
Vermehrte Berichte aktuell in den Medien haben sich des Themas angenommen und kritisieren u.a. die Untätigkeit und Ignoranz der Behörden. Fleisch erkrankter Tiere könne auch in die Lebensmittelkette gelangen, denn eine Krankheit, die es nicht gibt, kann ja nicht diagnostiziert und somit auch nicht reglementiert werden, so Prof. Dr. Helge Böhnel aus Göttingen in einem kritischen Beitrag.
Im Tagungsband einer zweitägigen Tagung im Herbst letzten Jahres der Agrar- und Veterinär- Akademie (AVA) (Adresse: inf@ava1.de) zum Komplex des chronischen Botulismus kann man sich bezüglich des momentanen Wissensstandes eingehend informieren.
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