Millionen Menschen in Deutschland sind von Gallen- oder Leberschäden betroffen. Doch viele wissen nicht einzuschätzen, wie sie optimal darauf reagieren sollten. Neben der unbedingt notwendigen Absprache mit dem Arzt können Patienten auch anhand einfacher Maßnahmen in der heimischen Küche erstaunliche Verbesserungen hervorrufen. Diesem Thema widmeten sich jüngst die beiden staatlich anerkannten Diätassistenten Christiane Weißenberger und Sven-David Müller in ihrem vom renommierten Stuttgarter Medizinverlag Trias publizierten Ernährungsratgeber "Köstlich essen für Leber und Galle".
Zunächst offerieren die beiden Autoren darin einen fundierten Überblick der Funktionsweise von Leber und Galle, wenngleich sie in diesem Kontext sogleich darauf verweisen, dass die umgangssprachlich als "Galle" bezeichnete Gallenblase an sich gar nicht als Organ des menschlichen Körpers betrachtet werden kann. Sie ist ein kleines Säckchen, in dem die für den Organismus essentielle Gallensäure gespeichert wird. Obwohl in diesem Fall also nicht von einem eigenständigen Organ die Rede ist, nimmt die Gallenblase eine enorme Bedeutung für die Gesundheit des Menschen an. Schließlich ist sie der Entstehungsort einiger gefährlicher Krankheiten. Viele Patienten leiden mindestens einmal in ihrem Leben unter Gallensteinen oder gar Koliken.
Doch in der Leber resultieren noch zahlreiche weitere Erkrankungen, die die Gesundheit ernsthaft bedrohen können. Das Organ übernimmt mehrere bedeutende Funktionen. Primär ist die es als größte Drüse des Körpers für die Stoffwechselregulation zuständig. Überdies spielt die Leber eine maßgebliche Rolle bei der Entgiftung des Körpers. Gerät die Leber aus der Balance, können zum Beispiel verschiedene gefährliche Formen der (akuten oder chronischen) Hepatitis die Folge sein. Darüber hinaus gehören auch die (nicht heilbare) Leberzirrhose sowie die in unterschiedlichen Formen auftretende "Fettleber" zu den Gefahren. Eine Fettleber kann sowohl auf Über- als auch auf Unterernährung sowie auf exzessiven Alkoholkonsum und das Vorliegen von Diabetes mellitus zurückzuführen sein.
Grundsätzlich, so erläutern Weißgerber und Müller, sind mehrere Leitlinien zu verfolgen, wenn der Betroffene sein Wohlbefinden steigern möchte. Jedoch könne keine einheitliche Ernährungsweise für alle Patienten, die in unterschiedlichen Formen an Leber- oder Gallenerkrankungen leiden, postuliert werden. Jedes der Krankheitsbilder erfordert - neben der adäquaten ärztlichen Versorgung - die Wahl einer spezifischen Kost. Patienten, die unter einer akuten Hepatitis leiden, sollten neben der Einhaltung strikter Bettruhe darauf achten, täglich mindestens 2500 Kalorien aufzunehmen. Alkohol ist in diesen Fällen konsequent zu meiden. Bei einer Leberzirrhose kann in der Regel auf eine gewöhnliche, ausgewogene Ernährung zurückgegriffen werden. Jedoch müssen Patienten ihren Eiweißhaushalt im Auge behalten. Nach einer gewissen Zeit ist es unerlässlich, bei der Aufnahme der Proteine sparsamer zu werden. Ins Reich der Ammenmärchen versetzen Christiane Weißenberger und Sven-David Müller (www.svendavidmueller.de) hingegen die weit verbreitete Vorstellung, Patienten mit Gallensteinen müssten stets eine absolute Schonkost in Form einer strengen Diät anwenden. Vielmehr sei es vonnöten, sich langfristig gesund zu ernähren und eventuelle Unverträglichkeiten zu ergründen.
Ein hilfreiches Utensil für alle Gallen- oder Lebergeschädigten stellen außerdem die offiziellen Lebensmittel-Tabellen, anhand derer man den Eiweiß-, Fett- und Kaloriengehalt überprüfen kann, dar. So kann jeder Einzelne mit einem geschulten Blick die für ihn angemessenen Produkte ermitteln.
Nach diesen lehrreichen theoretischen Informationen steht der weitaus umfangreichste Abschnitt des Ratgebers anschließend ganz im Fokus der praktischen Ernährungstipps für den Alltag. Die beiden Autoren unterstreichen darin, dass die Zubereitung gesunder und leicht bekömmlicher Kost keineswegs mit dem viel beschriebenen Verzicht auf Geschmack einhergehen muss. Patienten mit Leber- und Gallenerkrankungen sollten zweifelsohne einige relevante Vorkehrungen treffen, doch fad oder langweilig muss ihre Ernährung deshalb nicht sein. Die Autoren teilen die abwechslungsreichen Rezeptideen in insgesamt sechs thematisch abgestimmte Kategorien auf. Neben zahlreichen Vorschlägen zu den Hauptmahlzeiten erhält der Leser auch Anregungen zu Desserts bzw. Süßspeisen, Gebäck und kleineren Gerichten für zwischendurch. Besonders nützlich sind dabei auch die Randbemerkungen, die jeweilige Ausnahmen oder Warnungen für bestimmte Patientengruppen beinhalten. Schließlich sind nicht alle der aufgeführten Speise für jeden Galle- und Leberpatienten zum Verzehr geeignet.
Insgesamt ist das Kochbuch aufgrund seines kurzen, aber präzisen Theorieteils und der hervorragenden Rezeptideen sehr zu empfehlen.
Rezensent: Patrick Kohlberger, Freier Journalist, patrick.kohlberger@gmx.de