fit und munter - Saboteur unterwandert Unternehmen

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Saboteur unterwandert Unternehmen

Inspiriert durch eine wahre Begebenheit
(NL/1331324862) Wie ein junges Unternehmen von Spionage, Sabotage und Zersetzung bedroht war. Hier der Anschließend angefertigte Bericht in Erzählender Form - alle anderen 4 Teile sind ebenfalls auf diesem Portal zu finden.

Als wäre das Passierte nicht schockierend genug, glaubte ich nicht, was in den folgenden Sekunden passierte. Der Roadrunner lag regungslos da, mitten in Wolfratshausen. Passanten waren stehen geblieben und gafften mit offenen Mündern auf das Geschehene, ohne dass jemand etwas unternahm – so wie es Menschen meistens tun, wenn Hilfe benötigt wird. Der Erste, der etwas unternahm, war der Fahrer des Unfallfahrzeugs, ein schwarzer Mercedes der E-Klasse mit getönten Scheiben. Wieselflink ging er auf den reglosen Körper zu, zog ihn auf die Höhe der Hintertür seines Wagens, und wuchtete ihn, nachdem diese von innen geöffnet wurde, gekonnt auf die Rückbank, wo der Reglose entgegen genommen wurde.

Der erste Schock in den Gesichtern der Passanten war blankem Entsetzen gewichen, doch noch immer war keiner im Stande zu handeln. Mich inbegriffen. Gerade noch rechtzeitig, als der Fahrer des Merzedes wieder hinterm Steuer verschwand, viel mir ein, das Nummernschild in Erinnerung zu behalten. Der Wagen brauste davon, und die Menschen blickten verwirrt in der Gegend umher, als erwarteten sie die Auflösung der Fernsehserie „Versteckte Kamera". Einige begannen zu tuscheln, aber ich stand immer noch reglos da. Und sehr bald würde sich die Aufmerksamkeit auf mich verlagern. Ich hatte ja nach ihm gefragt, mit mir hatte er zuletzt gesprochen. Wie konnte ich nur so dumm sein, so ein Aufsehen zu erregen. Und, was um alles in der Welt, war eben geschehen? Es ging mir nicht in den Kopf, das war sogar für mich zu hoch.

Ich musste hier weg. Wenn ich hier blieb, würde sich jeglicher Focus bald auf mich richten – auch der, der sicherlich bald eintreffenden Polizei. Erfahrungsgemäß ruft dann doch immer jemand an, wenn es bereits zu spät ist. Dieser Fragerei konnte ich mich nicht aussetzen – ich wäre Monate lang blockiert, nicht nur, weil man mich zuletzt in Verbindung mit dem „Unfall" bringen würde – das wäre das Ende dieses Falles. Ich musste die Chance nutzen, dass ich aus der Sache raus gehalten werden würde, wenn es auch nur eine kleine war.

Ich ging also mit einer großen Nervosität im Bauch los, zurück zu meinem Waagen, und beschloss einen Umweg über eine abzweigende Gasse zu machen. Gerade als ich in diese hineinging, erkannte ich aus dem Augenwinkel, wie der Frisör, der inzwischen aus seinem Laden gekommen war, auf mich zeigte. Alles klar, das wars dann wohl. Jetzt musste ich einfach schneller an meinem Ziel sein, als unfreiwillig vor Gericht. Ab jetzt tickte die Uhr gegen mich.

Ich erreichte meinen guten, alten Admiral und mir kamen wieder die Worte des Roadrunner in den Sinn: „Hätten Sie gewusst, dass Maria Strack bereits seit sehr langer Zeit mit ihm Verbindung steht? Sie hat mindestens, ich betone, MINDESTENS eine weitere Identität. Und keine ihrer Identitäten scheint von der jeweils anderen zu wissen."
Wenn er nun doch nicht NUR an Verfolgungswahn leidet, beziehungsweise litt? Wenn da nun etwas Wahres dran ist?
Ich wusste in etwa, was ich zu tun hatte – ich wusste nur noch nicht wie, aber es musste verdammt schnell geschehen. Ich beschloss, in meinem Büro meine Sinne zu sammeln und die Sache, trotz der gebotenen Eile, nun etwas durchdachter anzugehen.

Endlich zuhause. Das kräftige, dunkler werdende rot der Abendsonne scheint mir durch das Bürofenster ins Gesicht. Es fällt mir schwer auf dem Monitor noch etwas zu erkennen. Die Vorhänge sind zugezogen, doch, als wollten sie mir spotten, suchen sich die Strahlen einen Weg durch einen kleinen Spalt, der sich nie ganz schließen lässt. Ich sollte die Vorhänge endlich auswechseln. Oder in meinem Durcheinander nach Wäscheklammern suchen.

Was ich auf dem Bildschirm vor mir hatte, war nichts Geringeres als das Mailarchiv der Firma Regio Media Network. Deren Praktikant hatte sich als äußerst kooperativ erwiesen, sobald ich ihn davon überzeugt hatte, dass wirklich alles im Interesse der Firma geschah. Er hatte natürlich wissen wollen, warum ich an Frau Strack"s E-Mail-Verkehr interessiert war.
Objektiv betrachtet, müsste man sagen, dass er völlig verrückt ist, mir einen VPN Zugang auf den Router der Firma einzurichten und mir die Zugangsdaten zum Server zu geben. Aber solang es mir die Arbeit erleichterte, brauchte ich mich nicht zu beschweren. Wo kein Kläger, da kein Richter. Und ganz nebenbei hatte ich ihn jetzt, ohne dass er sich dessen bewusst war, in der Hand. Eine Karte, die ich bei Gelegenheit als Trumpf ausspielen konnte.

Beim Durchstöbern der Mails blieb ich irgendwann bei dem verdächtigen Absender manipul@tor.de hängen, und tatsächlich nannte sich dieser selbst Claus Burner. Volltreffer! Der Inhalt der Mails bestand überwiegend aus belanglosem, privaten Gefasel. Doch umso neuer das Absendedatum war, desto relevanter der Inhalt.
Diese Mails bewiesen also, das der Roadrunner Recht hatte, was den Kontakt zwischen Maria Strack und Claus Burner angeht. Sie bewiesen aber nicht eine zweite Identität. Der Mailverkehr ging hin und her und hin und her, aber von Claus´ Seite waren keine Drohungen zu lesen, eher im Gegenteil, es handelte sich in den ca. letzten zehn Mails um scheinbar nützliche Tips, das Ranking einer Website zu optimieren. Frau Strack, im Gegenzug, erwies sich als dankbar und versicherte, die Tips, so weit wie möglich und sinnvoll, umsetzen zu lassen.

Nur die letzte, die allerneueste Mail, die AN manipul@tor.de geschickt wurde gab mir nun für den heutigen Tag den Rest. Ich hätte Sie fast nicht gesehen, weil ich ja nur die Ausgänge von Frau Stracks offizieller Firmenadresse im Auge hatte, aber diese wurde von einer anderen isixx-Adresse verschickt, die ich noch nicht kannte: zersetzung@isixx.de. Und dies war der exakte Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Burner,
es freut mich Ihnen mitteilen zu können, dass ich den Standort für den Roadrunner für 16:00 Uhr des heutigen Tages exakt vorherbestimmen kann: Er wird zum Friseur in der Wolfratshausener Innenstadt gehen. Und wenn ich so unverschämt sein darf, Ihnen einen Tip zu geben: Nehmen Sie lieber nicht die schwarze E-Klasse mit den getönten Scheiben, das zieht bereits im Vorfeld jede Menge Aufmerksamkeit auf Sie.
Hochachtungsvoll, Ihr Hubert Freiherr von Schneckenschiss

Ich hätte schreien können. Der Empfänger hatte die E-Mail erhalten, ich habe es selbst erlebt. Aber was bedeutete das jetzt? Es wurde mit jedem Schritt, den ich ging, nur noch verwirrender… aber hatte ich diesen schrecklichen Namen Schneckenschiss nicht schon irgendwo gelesen? Es war wie ein Schleier vor der Erinnerung, es war zum Greifen nahe, sozusagen meine Hände kurz vor seinem Hals wo hatte ich nur diesen Namen schon mal gelesen?
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