Einen spannenden Blick auf die künstlerische Avantgarde in der
Zeit zwischen den beiden Weltkriegen wirft die Kunstsammlung
Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Im Mittelpunkt der ab Samstag
geöffneten Ausstellung "Die andere Seite des Mondes. Künstlerinnen
der Avantgarde" (bis 15. Januar 2012) stehen acht Frauen, die
maßgeblich daran beteiligt waren, Dadaismus, Konstruktivismus und
Surrealismus als revolutionäre Kunstströmungen den Weg zu bahnen.
Herausragendes künstlerisches Niveau und hohes Engagement verbanden
Claude Cahun, Dora Maar, Sonia Delaunay, Florence Henri, Hannah Höch,
Sophie Taeuber-Arp und die weniger bekannten Katarzyna Kobro und
Germaine Dulac. Vielfältig wie die Kunststile sind ihre
Ausdrucksformen: Malerei, Zeichnung, Collage, Skulptur, Fotografie,
Film und Modedesign. Als Titelmotiv betont die Höch-Collage
"Siebenmeilenstiefel", in der sich surreale Traumwelten und
dadaistische Collagetechnik vereinen, die Überwindung künstlerischer
wie geografischer Grenzen durch die Avantgardistinnen.
Erstmals präsentiert diese Ausstellung in K20 Grabbeplatz mit 230
Werken exemplarisch diese acht wichtigsten Kunst-Pionierinnen. Die
meisten waren miteinander befreundet oder kannten sich durch ihre
Arbeiten. Sie knüpften als begabte Netzwerkerinnen ihre Kontakte von
Zürich bis Berlin, von Warschau bis Amsterdam und Paris. "Gespür für
die Tendenzen der Zeit und für die richtigen Kreise, zudem die Gabe,
zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, spielte für diese
Künstlerinnen eine alles entscheidende Rolle", erklärt
Ausstellungskuratorin Susanne Meyer-Büser.
Zu den Highlights der "anderen Seite des Mondes" gehört die
"Wiederentdeckung" Katarzyna Kobros. Ihre konstruktivistischen,
schwebenden Skulpturen - fast alle im Zweiten Weltkrieg zerstört -
verdeutlichen das hohe internationale Niveau der russisch-polnischen
Künstlerin. Oder Sonia Delaunay: Sie revolutionierte seit den 1920er
Jahren die Modeindustrie mit einem eigenen Label und kreierte auf
Basis der konkreten Kunst bis in die 1960er Jahre exklusive
Kleiderstoffe. Die Filmregisseurin Germaine Dulac produzierte bereits
1928 den ersten surrealistischen Film - ein Jahr vor Luis Buñuels
legendärem Andalusischen Hund. In verblüffender Weise zeigt die
Ausstellung, wie sich die Künstlerinnen unterschiedlichster
Richtungen mit Motiven und Themen wie etwa Selbstporträts oder Farb-
und Raumkompositionen gegenseitig inspirierten.
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Pressekontakt:
Gerd Korinthenberg, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen,
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