Eine Markterweiterung im Bereich der Inlands- und Interkontinentalflüge wäre dem Wachstum des Flughafens Malpensa förderlicher, als ein wettbewerbsschwaches Alitalia-Angebot.
Am 1. April 2008 ist der neue Sommerflugplan von Alitalia, in dem zahlreiche Flüge ab dem Mailänder Flughafen Malpensa gestrichen worden sind, in Kraft getreten. Dessen Auswirkungen auf Kaufgewohnheiten und Reisemöglichkeiten der Mailänder hat Bravofly am Vorabend der verlängerten Frühlingswochenenden, d.h. vor den ersten Reisewellen der Mailänder, untersucht.
Diese Analyse wurde auf der Grundlage der erhobenen Daten aus 350.000 Flugrecherchen und den mehr als 3.000 Flugtickets, die tagtäglich auf den mit www.bravofly.de verbundenen Webseiten verkauft werden, sowie anhand 4 der meistgefragten Zielflughäfen für Urlaubs- oder Geschäftsreisen durchgeführt, die von starken Kürzungen der Alitalia Flüge ab Malpensa betroffen sind, nämlich Barcelona, London, Paris und Wien.
Aus dieser Analyse geht hervor, dass sich die lombardischen Reisegäste durch die zahlenmäßig reduzierten Alitalia Flüge ab Malpensa zu den wichtigsten europäischen Flughäfen in der Tat keineswegs stören ließen.
Denn trotz dem Malpensa der meistgefragte Flughafen der www.bravofly.de Nutzer ist (mit Abstand der passagierstärkste Abflughafen Italiens, und zwar weit vor dem Flughafen Fiumicino, der eher auf den eintreffenden Verkehr fokussiert ist), nahmen die Alitalia Flüge aufgrund ihrer höheren Preise im Vergleich zu anderen Fluggesellschaften schon vorher geringere Marktanteile ein.
Mailand ist dank der drei Mailänder Flughäfen, die eine breite Auswahl an Flügen zu sehr wettbewerbsfähigen Preisen bieten, eine der Städte mit den europaweit besten Flugverbindungen und ist in dieser Hinsicht nicht von der Alitalia-Krise betroffen.
Da die von der italienischen Fluggesellschaft gestrichenen europäischen Flugstrecken als Unterstützung des Hub-Flughafens Malpensa dienten, hat die Streichung dieser Flüge in der Tat nur zu einer momentanen Einschränkung der Interkontinentalflüge geführt, sich aber nicht relevant auf die Flugreisen innerhalb Europas ausgewirkt.
Alitalia behält dagegen ihre Wettbewerbsfähigkeit bei den Flügen ab Flughafen Linate aufrecht. Dieser Flughafen, dessen Zukunft häufig in Frage gestellt wurde, wird von den Mailändern weiterhin bevorzugt, die bereit sind einen höheren mittleren Streckenpreis zu zahlen, um vom näher zur Stadtmitte gelegenen Flughafen abfliegen zu können. Alitalias Entscheidung ihr Engagement auf die europäischen und Inlandsflüge ab Linate zu konzentrieren, entspricht den von BravoFly erhobenen Daten zufolge den Erfordernissen der Fluggäste.
Aus der Analyse des Preistrends lässt sich schließen, dass es in Kürze ähnliche Entwicklungen auch bei den italienischen Flugstrecken geben wird. Deren Preise lagen bisher über denen der europäischen Flugstrecken, verzeichnen aber aufgrund der Zunahme der Billigangebote im letzten Jahr eine rückläufige Entwicklung.
“Die Billigflieger zeigen ein wachsendes Interesse an den Inlandstrecken," erklärt Marco Corradino, Managing Director von BravoFly, "wir erwarten uns also ein weiter steigendes Angebot und infolgedessen sinkende Preise. Daher wird Alitalia ihr Angebot anpassen oder weitere Flüge streichen müssen. Allerdings würde eine Streichung von Flügen der italienischen Fluggesellschaft auch diesmal keine Einschränkung der Reisemöglichkeiten der lombardischen Fluggäste zur Folge haben, sondern ein Zeichen der verschärften Konkurrenz auf dem Gebiet der Inlandsflüge sein und zu niedrigeren Verbraucherpreisen führen. In diesem Kontext eines offenen Marktes – und nicht im vermuteten und obsoleten “öffentlichen Dienst” am mailänder Kunden – kann Alitalia ihre effektiv wettbewerbsfähige Marktstellung wieder erlangen.”
Mailand, Paris, Chiasso, 24. April 2008