Sperrfrist: 02.11.2011 15:30
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Die Mehrheit der Bevölkerung stuft Naturschutz als "wichtig" ein,
das tatsächliche Engagement ist eher gering - es fehlen sinnvolle
Handlungsmöglichkeiten. "Kleingärtner, Gartenbesitzer und Familien
mit Kindern können nun aktiv zum Erhalt der biologischen Vielfalt
beitragen, indem sie seltene Wildpflanzen im eigenen Garten oder auf
dem Balkon kultivieren", sagte Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde,
Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Für das
Umweltbildungs- und Naturschutzprojekt "Urbanität und Vielfalt" des
Botanischen Gartens der Universität Potsdam übergab er heute den
Förderbescheid über rund 223.000 Euro an Direktorin Prof. Dr. Jasmin
Joshi und Kustos Dr. Michael Burkart. Im Projekt können
Privatpersonen aus Stadtgebieten gefährdete Wildpflanzen heranziehen
und sie mit fachkundiger Hilfe auf frei zugänglichen Flächen wieder
ausbringen, so Brickwedde. Über aktives Handeln werde Wissen zu den
Themen Artenvielfalt sowie Natur- und Biotopschutz vermittelt.
"Wir möchten für Menschen aus Städten und Ballungsgebieten
konkrete Handlungsangebote im Naturschutz schaffen, die sich an den
wenig ausgeprägten Vorkenntnissen und der knapp bemessenen Freizeit
der Menschen orientieren. So können Privatpersonen im Rahmen von
'Urbanität und Vielfalt' helfen, die gefährdete Vielfalt regionaler
Wildpflanzenarten zu bewahren", sagte Joshi. Über den Weg des aktiven
Handelns würde den Teilnehmer ein nachhaltiges Verständnis von
biologischer Vielfalt und deren Gefährdungsursachen vermittelt.
"Zu Projektbeginn werden in den Botanischen Gärten Potsdam, Berlin
und Marburg seltene heimische Wildpflanzen vermehrt", führte Burkart
aus. Das Saatgut der etwa 50 Arten stamme von Wildpopulationen und
werde in Absprache mit den Naturschutzämtern von Experten der
Botanischen Gärten gesammelt. Die Jungpflanzen würden zusammen mit
Pflegeanleitungen und weiteren Infomaterialien an die Teilnehmer
ausgegeben. Im eigenen Garten, in Kleingartenkolonien oder in
Balkonkästen könnten die seltenen Arten dann gepflanzt werden.
"In den Folgejahren werden die privat vermehrten Pflanzen auf
zentral gelegenen und öffentlich zugänglichen Flächen ausgebracht",
erklärte Burkart weiter. "Die Flächen sind Orte der Umweltbildung und
des Naturschutzes. Sie werden jeweils durch einen Naturerlebnisraum
für Kinder ergänzt, sodass sie auch einen Freizeitmehrwert für
Familien darstellen." Auf den Flächen würden außerdem zahlreiche
Infoveranstaltungen durchgeführt. Ein Webportal mache die
Informationen auch für Teilnehmer aus anderen Städten zugänglich und
erleichtere den Erfahrungsaustausch über ein moderiertes Forum.
Exkursionen zu den Herkunfts-Lebensräumen der Pflanzenarten und
Informationen zu Biotop-Pflegemaßnahmen ergänzten das Programm.
Botanischen Gärten komme bei der Umweltbildung eine ganz besondere
Bedeutung zu, betonte Brickwedde. "Mit mehreren Millionen Besuchern
pro Jahr können sie eine breite Öffentlichkeit für das Thema
Artenvielfalt sensibilisieren und Interessierte über bedrohte
Pflanzenarten in der Region informieren. Das Vorhaben des Botanischen
Gartens in Potsdam ist besonders, weil es über die reine
Wissensvermittlung hinausgeht und Bürger zum aktiven Engagement für
den Natur- und Artenschutz motiviert." Das Projekt schlage damit eine
Brücke von formalen Regelungen, wie der UN-Konvention über
Biologische Vielfalt, hin zur Lebenswirklichkeit der Menschen,
ergänzte Brickwedde. Das Projekt solle im Herbst 2012 beginnen und
nach Ende der dreijährigen Förderperiode von den Teilnehmern unter
fachlicher Anleitung fortgeführt werden.
Fotos nach IPTC-Standard zur kostenfreien Veröffentlichung unter
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