Der starke Wunsch nach einer besseren und
intensiveren Vernetzung stand im Vordergrund der EU-Regionalkonferenz
"Mitmachen, mitentscheiden - Migrantinnen in den Sport!", die der
Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) gemeinsam mit der Deutsche
Sportjugend (dsj) am Mittwoch in Mainz veranstaltet hat. "Mitmachen
ist ein erster Schritt. Aber wir wollen mehr", sagte die
DOSB-Vizepräsidentin für Frauen und Gleichstellung, Ilse
Ridder-Melchers: "Wir wollen Migrantinnen auch als Übungsleiterinnen
einbinden, sie sollen mitentscheiden in verantwortlichen Positionen
und Vereinsvorständen."
Nach den neuesten Erkenntnissen sind nur 20 Prozent aller zehn-
und elfjährigen Mädchen mit Zuwanderungsgeschichte in Sportvereinen
organisiert. Bei den Mädchen mit deutschen Wurzeln liegt die
vergleichbare Zahl bei 60 Prozent. "Neben den bekannten Barrieren
gibt es bei ihnen wenige Freizeitkontakte zur einheimischen
Bevölkerung", sagte die DOSB-Vizepräsidentin. Dadurch blieben sie oft
unter sich. Von der Tagung solle das Signal an die Mädchen und Frauen
mit Migrationshintergrund ausgehen: "Wir brauchen Euch! Wir brauchen
die Migrantinnen im Sport für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft!"
Die eintägige Veranstaltung in der Mainzer Conface-Arena mit 120
Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus dem gesamten Bundesgebiet wurde
vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
gefördert. "Was Weltmeisterschaften für das ganze Land sind, sind
Sportvereine in der Stadt oder der Gemeinde", hatte
Familienministerin Dr. Kristina Schröder schon im Vorfeld gesagt. Die
Grüße des Ministeriums überbrachte Christoph Linzbach,
Unterabteilungsleiter für Engagementpolitik.
Mit zahlreichen Workshops und Vorträgen sollte der Transfer von
Wissen und der Austausch von Erfahrungen gefördert werden. Die
Referenten/innen, Prof. Dr. Sebastian Braun, Sportsoziologe an der
Humboldt-Universität Berlin, Dr. Patricia Latore, Leiterin des
Interkulturellen Büros der Stadt Darmstadt, sowie Dr. Bettina Rulofs
von der Deutschen Sporthochschule Köln gaben hilfreiche Anregungen
für die Praxis. "Es ist enorm wichtig, die jugendlichen Migrantinnen
mit ihren Familien im Wohnumfeld zu erreichen, denn nur dann können
wir etwas ändern", sagte Prof. Dr. Sebastian Braun. Die
entsprechenden Angebote müssten geschaffen werden, das gelte nicht
nur für die städtischen Ballungsräume, sondern auch für die
ländlichen Regionen. Vor allem bedürfe es vielseitiger Angebote mit
Freizeit-Charakter, nicht aus dem Leistungssport. Das Zusammensein in
den Vereinen spielt dabei eine zentrale Rolle."
Allerdings liegen die Schwierigkeiten aus der Sicht von Hiltrud
Gunnemann vom Landessportbund Rheinland-Pfalz auf beiden Seiten. "In
der Praxis ist die Umsetzung manchmal schwierig, wenn es z.B. an der
Offenheit und Unterstützung durch die Männer der Migrantinnen
mangelt", sagte Hiltrud Gunnemann. Aus der Sicht der
Abteilungsleiterin Sportentwicklung müsse da noch viel
Überzeugungsarbeit geleistet werden. Manchmal fehle es aber auch an
ganz einfachen Dingen wie einer Kinderbetreuung.
Aus der Erfahrung der Integrationsbotschafterin des DOSB, Ebru
Shik-Ahmed, kann Integration sogar in zwei Richtungen funktionieren.
"Ich fühle mich vollkommen integrierte und gebe mittlerweile sogar
schon Erfahrungen aus meiner Kultur an die deutschen Mädchen weiter,
die bei mir trainieren."
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