Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie
(BPI) fordert mehr Beteiligungsmöglichkeiten bei Entscheidungen zu
Arzneimitteln. "Warum lässt man uns, die wir die Produkte erforschen,
entwickeln, produzieren und ständig verbessern, nicht aktiver daran
teilhaben, wie dieses Gesundheitswesen aussehen soll?", so Dr. Bernd
Wegener, Vorstandvorsitzender des BPI im Rahmen des 18.
BPI-Unternehmertages 2011 in Berlin. "Wer Mitverantwortung übernimmt,
handelt auch mit Blick auf das Gemeininteresse".
Die pharmazeutische Industrie habe beim Abschluss der
Rahmenvereinbarung zu den Erstattungspreisverhandlungen mit dem
GKV-Spitzenverband bewiesen, dass sie konstruktiv mit der Kassenseite
zusammenarbeiten kann und gemeinsame Lösungen finden will. Dabei
waren die Herstellerverbände auch zu schmerzlichen Kompromissen
bereit. Ob sich die Konsensbereitschaft letztlich auszahle, sei aber
noch völlig offen. "Wichtig werde es hier sein", so Dr. Wegener, "ob
der Spitzenverband Bund als Monopolist auf der Kassenseite angemessen
auf die Situation reagiert oder sich zum Ziel setzt, eine
Lebenswirklichkeit für Unternehmen zu schaffen, die diesen die Luft
zum Atmen nimmt."
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) und der GKV-Spitzenverband
hätten im Verfahren der frühen Nutzenbewertung und der Verhandlungen
über Erstattungsbeträge viele Möglichkeiten und Stellschrauben, die
Hersteller auf ein für sie unwirtschaftliches Preisniveau zu drücken
oder aus dem Markt zu vertreiben: über die Bewertungsmethoden, durch
die Festlegung der Vergleichstherapie, durch Therapiehinweise oder
durch die Frage, welcher Zusatznutzen zugemessen wird. "Das wäre
nicht akzeptabel", sagte Dr. Wegener und forderte die Kassenseite
auf, bei den Erstattungspreisverhandlungen das Augenmaß an den Tag zu
legen, das auf beiden Seiten Kompromisse bei der gemeinsamen
Rahmenvereinbarung möglich gemacht habe: "Die Frage, was der
Zusatznutzen in Euro wert ist, bleibt Verhandlungssache und lässt
sich im Konsens nur mit Augenmaß beantworten", so Wegener.
Die pharmazeutische Industrie wolle auch in Zukunft mehr
Mitsprachemöglichkeiten bekommen und das Gesundheitswesen stärker
mitgestalten. Dazu gehöre auch, dass beim G-BA ein wissenschaftlicher
Beirat in die Diskussionen um die Vergleichstherapie eingebunden
werden solle und dass man eine Ombudsstelle einrichte, bei der gegen
Entscheidungen des G-BA Beschwerde eingereicht werden kann. So bekäme
der Ausschuss mehr gesellschaftliche Akzeptanz, so Dr. Wegener. Er
forderte die Politik außerdem dazu auf, das SGB V dahingehend zu
überprüfen, welche Stellen Entscheidungen zu Lasten der
pharmazeutischen Industrie beinhalteten: "Bessern Sie nach! Geben Sie
uns die Möglichkeit, unsere Konstruktivität, die wir im Jahr 2011
bewiesen haben, auch hier unter Beweis stellen zu können."
Pressekontakt:
Joachim Odenbach
Tel. 030/27909-131
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