"Seit dem 01. Juli 2008 ist das Angebot von Pflegeberatung für alle Kassen verpflichtend" - mit dieser Information startete Heidi Müller in ihren Vortrag. Sie erklärte, dass Pflegeberatung ein ununterbrochener Prozess ist: So bieten Pflegeberater nicht nur Informationen, sondern erfassen auch die individuellen Probleme, Ressourcen und Risikofaktoren des Ratsuchenden und legen auf dieser Basis zusammen mit ihm die Ziele der Pflege fest. Weiterhin helfen sie bei der Planung und Durchführung von konkreten Maßnahmen und werten den Erfolg dieser Maßnahmen auch aus.
Wie dieser Pflegeprozess in der Praxis aussehen kann, machte Heidi Müller anschließend an einem Beispiel deutlich: Wenn sich der Gesundheitszustand eines bei einer Krankenkasse Versicherten verschlechtert, stellt sich die Frage: "Wie soll die Pflege dieses Menschen durchgeführt werden?" Nun helfen Pflegeberater und erläutern die einzelnen Möglichkeiten der beiden Pflegeoptionen, das heißt der Pflege zu Hause oder der Pflege in einer Pflegeeinrichtung. Soll der Kranke zu Hause gepflegt werden, sind Fragen wie nach der Pflegeperson, nach einem möglichen Umbau der Wohnung, nach der Beantragung von Hilfsmitteln oder auch nach Hilfen für die Pflegepersonen zu stellen. Ferner ist in diesem Fall relevant, ob ein Pflegedienst in Anspruch genommen werden soll und was ein solcher Pflegedienst kostet. Soll der Kranke dagegen in einem Heim gepflegt werden, muss eine Pflegeeinrichtung ausgewählt werden: Auch hier spielen die Kosten eine wichtige Rolle - wenn teilstationäre Pflege möglich ist, verringern sich die Pflegekosten deutlich.
Dass Pflegeberater einen zentralen, unterstützenden und auch koordinierenden Anlaufpunkt darstellen, wird auch daran deutlich, dass sie in Bezug auf Betreuungs- und Vorsorgevollmachten sowie mögliche auf die Kinder zukommende Kosten beraten.
Abschließend gab die Pflegeberaterin ihren Zuhörern den klar formulierten Ratschlag, in jedem Fall Betreuungs- und Vorsorgevollmachten präventiv auszufüllen. "Nur wenn solche Vollmachten schriftlich vorliegen, sind sie bindend: Mündliche Absprachen gelten nicht", warnte Heidi Müller eindringlich. Sie schloss ihren Vortrag mit den Worten: "Wenn man gesund ist, macht man sich wenig Gedanken über Pflege - ein einziger Unfall kann Pflege aber notwendig machen, und dann ist jede vorher getroffene Vorbereitung wertvoll."
Im Anschluss an den Vortrag nutzten die Zuhörer die Möglichkeit, individuelle Fragen zu stellen: hier reichten die Themen von Pflegekosten über Vollmachten bis zur Bestimmung von Pflegeverantwortlichen.