Die Diabetesversorgung in Deutschland ist auf einem guten Weg. Diese erfreuliche Nachricht äußert der Berufsverband der diabetologischen Schwerpunktpraxen in Nordrhein (BdSN) zum Welt-Diabetestag am 14. November 2011. "Wir haben in den vergangenen Jahren schon viel erreicht. Wichtig ist jetzt, dass wir weitermachen und vor allem die Vielzahl der Diabetiker erreichen, die noch nicht oder nur unzureichend behandelt werden", betont Dr. Matthias Kaltheuner aus dem Vorstand des BdSN. Seit 2002 haben sich die Behandlungsstrukturen stark verändert, was sich am deutlichsten in der ambulanten Versorgung zeigt. Diese wurde durch die Einführung der bundesweiten Diabetes-Disease Management Programme (DMP) deutlich besser strukturiert.
Die DMP haben die Hausärzte gestärkt und gleichzeitig in den Diabetologen den Aufbau diabetologischer Schwerpunktpraxen ermöglicht. Da Diabetes weitgehend ambulant versorgt werden kann, steht somit eine leistungsfähige Struktur für die Diabetestherapie in Deutschland zur Verfügung. An den DMP für Diabetes mellitus Typ 2 (früher auch oft "Altersdiabetes" genannt) nehmen bundesweit über 3,5 Millionen Menschen und ca. 70 bis 80 Prozent aller Hausarzt-Praxen teil. Damit sind die deutschen DMP die größten Diabetes-Versorgungsprogramme der Welt. Hinzu kommen z.B. spezielle Versorgungsverträge für das diabetische Fuß-Syndrom, wie es sie bereits in einigen Regionen (u.a. in Nordrhein) gibt. "Diese Zahlen und Entwicklungen freuen uns natürlich sehr. Nichtsdestotrotz sehen wir in einigen Bereichen noch Verbesserungspotential", so Dr. Kaltheuner.
Das Bewusstsein für die Erkrankung schärfen
Die Diabetes-Konzepte der Krankenhäuser sind einer dieser Bereiche: "Momentan ist ca. jeder sechste bis siebte Patient, der im Krankenhaus behandelt wird, Diabetiker. Dennoch besteht selten ein Konzept für die stationäre Begleitbehandlung des Diabetes. Hier sehen wir einen Ansatz, um die Behandlung der Diabetes-Patienten weiter zu verbessern.", erklärt Dr. Kaltheuner. Zudem gebe es geschätzte 2 Millionen noch nicht diagnostizierter Diabetesfälle sowie zusätzliche 2 bis 4 Millionen Menschen, die bereits an einer Vorstufe des Diabetes erkrankt, aber ebenfalls noch nicht diagnostiziert sind. "Die Zahl der Diabetiker nimmt immer weiter zu und viele Menschen wissen noch gar nichts von ihrer Erkrankung oder sind nicht ausreichend darüber informiert, was sie selbst tun können", gibt Dr. Kaltheuner zu bedenken, "Dies ist eine große Herausforderung für alle, die an der Versorgung beteiligt sind. Wir möchten das Bewusstsein für Diabetes in der Bevölkerung, in der Politik und auf allen Ebenen der Patientenversorgung schärfen, um der Diabetesepidemie noch besser entgegenwirken zu können."
Folgeerkrankungen erfolgreich verhindern
Diabetiker sterben meist nicht am erhöhten Blutzucker, sondern an den Folgeerkrankungen, zu denen neben Herzinfarkten vor allem Nierenleiden, aber auch Amputationen und Augenerkran-kungen zählen. Durch diese Folgeerkrankungen verkürzt sich das Leben von Typ-2-Diabetes-Patienten im Durchschnitt um ca. acht Jahre. Um diese Prognose zu verbessern, sind vor allem die Patienten selber gefragt: Sie müssen Ihr Essen gezielt auswählen und in der Wirkung auf den Blutzucker abschätzen, Bewegung betreiben, Tabletten regelmäßig einnehmen, ihre Blutzuckerwerte selber messen und ggf. Insulin selbständig dosieren. Gerade zu Beginn der Erkrankung sind die Patienten mit diesen Aufgaben jedoch zunächst einmal überfordert. Um die nötigen Maßnahmen konsequent und richtig durchzuführen zu können, sind in der Regel Schulungen und die Motivation durch Ärzte und Diabetesberater nötig. Aus diesem Grund zielt die ganzheitliche Diabetestherapie darauf ab, die Patienten durch umfassende Patientenschulungen und eine flächendeckende, abgestimmte Betreuung in allen Aspekten der Therapie zu unterstützen, um Folgeerkrankungen verhindern.