Endlich wieder frische Orangen: Mit den Navelinas, der ersten Sorte, die noch ein bisschen sauer schmeckt, hat jetzt auch auf Mallorca wieder die Ernte der neuen Vitaminspender begonnen. In Sóller, dem Tal der Orangen, dreht sich in den kommenden Monaten alles um die Zitrusfrüchte: Auf mehr als 120.000 Bäumen gedeihen dort Orangen, die als ganz besondere Delikatesse gelten. Die Sóller-Orangen werden in alle Welt exportiert – auch nach Deutschland.
Der Orangen-Anbau in Sóller hat eine uralte Tradition. Das milde Klima, die Bodenbeschaffenheit und der Wasserreichtum lassen in dem Tal im Nordwesten Mallorcas besonders saftige und aromatische Früchte heranreifen. Nachdem maurische Seefahrer die ursprünglich aus China stammenden Apfelsinen auf die Insel gebracht hatten, werden sie in Sóller bereits seit mehr als 600 Jahren angebaut. Ende des 18. Jahrhunderts kam der Handel mit dem Festland in Schwung, der dem Bergdorf goldene Zeiten bescherte: Die Geschäfte liefen so gut, dass eigens für die Orangen eine Eisenbahnlinie nach Palma durch die Berge gesprengt und die Straßenbahnverbindung zwischen dem Ort und dem Hafen geschaffen wurde. Neben der 1912 eröffneten Bahn zeugen viele prächtige Stadthäuser und Paläste mit aufwändig verzierten Fassaden und verschwenderisch angelegten Gärten vom früheren Glanz und Reichtum.
In Sóller sind Orangen allgegenwärtig: Die Bäume, die bis zu 100 Jahre alt und acht Meter groß werden können, stehen in jedem Garten und an jedem Haus. Sie wachsen auf Terrassen und in Hainen, sogar die Grünanlagen sind damit bepflanzt. Jetzt, zur Erntezeit, leuchten überall bunte Früchte aus dem grünen Blättermeer hervor. Von den 400 bekannten Sorten werden zehn in Sóller angebaut. Erntezeit ist von November bis Juni. Die Saison beginnt mit den „Navelinas“ und endet mit den Sorten „Valencia Late“ und „Peret“, die eine besondere Fruchtsüße entfalten. Die Sorten unterscheiden sich durch den Geschmack und ihre Eigenschaften. So sind etwa Navel-Orangen (ab Januar) groß und kernfrei, die Canoneta (ab März) ergibt beim Auspressen die größte Saftmenge und Bitterorangen (ab Januar) sind gut zum Einkochen als Marmelade geeignet. Aber es geht noch viel mehr mit Orangen: Man kann Eis und Fruchtsalat daraus machen, Reis, Huhn und Fisch mit den Früchten anrichten, sie als Grundstoff für Soßen, Kuchen und Desserts verwenden oder sie für Brände, Liköre, Bowlen und Cocktails nutzen.
Gesund sind die Sonnenfrüchte obendrein: Sie stärken die Abwehrkräfte und fördern die Durchblutung. Orangen enthalten besonders viel Vitamin C, bereits zwei kleine Früchte täglich decken den Tagesbedarf eines Erwachsenen. Zu den weiteren Inhaltsstoffen gehören Karotin, Mineralien wie Kalium, Calcium und Phosphor sowie Vitamine des B-Komplexes. Das Fruchtfleisch enthält noch Bioflavonoide, die eine Bedeutung bei der Krebsvorsorge haben. Ihre Schalen sind überdies reich an Pektin und Vitamin E. Die Schale darf aber nur von unbehandelten Früchten genossen werden, da Pestizide beim Spritzen tief in die Haut der Früchte eindringen und nicht abgewaschen werden können. Je nach Sorte sind die Schalen entweder dünn und glatt oder dick und rau.
Wichtig: Orangen reifen nicht nach. Werden sie zu früh geerntet, fehlt es den Früchten an Aroma und sie haben noch nicht alle Inhaltsstoffe herausgebildet. Reife Früchte lassen sich an einer kräftigen und vollen Farbe erkennen, unreife Orangen sind blass oder matt. Kühl gelagert (nicht im Kühlschrank) sind Apfelsinen locker elf Wochen lang haltbar. Dazu dürfen die Früchte aber nicht gestapelt, sondern müssen luftig ausgelegt und gewendet werden.
In Sóller werden die Orangen noch wie in den Zeiten der Vorväter angebaut. Für Erntemaschinen ist auf den Terrassen und schmalen Wegen zu den Fincas kein Platz, die Früchte werden von Hand geerntet. Erzeuger sind kleine Familienbetriebe, von denen sich die meisten auf natürlichen oder biologischen Anbau spezialisiert haben. Viele von ihnen sind in der bereits über 100 Jahre alten Agrarkooperative „Sant Bartomeu“ organisiert, in der auch Oliven und weitere Erzeugnisse gemeinsam weiter verarbeitet und vermarktet werden. Sogar ein eigener Likör wird aus den Sóller-Orangen produziert: Angel d´Or füllt sie destilliert in Flaschen ab.
Für den Webvertrieb sorgt die Regionalmarke „Fet a Sóller“, die 2006 vor allem für den überregionalen Verkauf der Sóller-Orangen gegründet wurde. Fet a Sóller liefert die Vitaminspender frisch vom Baum im Direktversand bis an die Haustür. Neben naturbelassenen Orangen ohne Wachs können Zitronen und später im Erntejahr noch Clementinen und Pampelmusen geordert werden, wahlweise in Mischkisten. Bestellungen sind ab einer Kiste mit 10 kg möglich.
Das Fet a Sóller-Logo mit der fröhlichen Sonne dient zahlreichen Erzeugnissen aus Sóller als Dachmarke für die überregionale Vermarktung: Konfitüren, Fleisch- und Wurstwaren, Olivenöl und Salz von verschiedenen Herstellern tragen das Signet ebenso wie handgemachte Schuhe und Speiseeis. Über den Webshop, auf den auch Sant Bartomeu und Angel d´Or verweisen, können die meisten Produkte und Erzeugnisse aus Sóller bestellt werden. Ganz neu gibt es Speiseeis und einen Dienst für Geschenkpakete. Internet: www.fetasoller.com