(NL/1318411903) Seit März dieses Jahres haben elf tapfere Tibeter Feuer an sich gelegt, und dabei Freiheit für Tibet und die Rückkehr Seiner Heiligkeit des Dalai Lama in sein Heimatland gefordert.
Diese verzweifelten Akte, die einer reinen Motivation entsprangen, sind ein Aufschrei gegen die Ungerechtigkeit und Repression, unter denen sie leben müssen. Die Lage ist unerträglich, aber gerade in schwierigen Situationen benötigen wir noch größeren Mut und noch größere Entschlossenheit.
Jede Nachricht über eine Selbstverbrennung in Tibet hat mein Herz mit Schmerz erfüllt. Die meisten Todesopfer waren sehr junge Leute. Sie hätten noch eine lange Zukunft vor sich gehabt, das heißt, die Chance, einen Beitrag für ihr Volk zu leisten, die sie jetzt verspielt haben. In der buddhistischen Lehre ist das Leben kostbar. Um irgend etwas Bedeutungsvolles zu erreichen, müssen wir unser Leben erhalten. Wir Tibeter sind nur wenige an der Zahl, deshalb ist das Leben eines jeden Tibeters so wertvoll für die Sache Tibets. Obwohl die Lage äußerst schwierig ist, müssen wir lange leben und sollten stark bleiben, ohne dabei unser langfristiges Ziel aus den Augen zu verlieren.
Wie Seine Heiligkeit der Dalai Lama sagte, sollte sich die chinesische Führung mit den wahren Ursachen, die zu diesen tragischen Vorfällen führten, beschäftigen. Solch drastische Handlungen haben ihren Ursprung in den verzweifelten Umständen, unter denen die Tibeter derzeit leben müssen. Eine skrupellose Antwort des Staates wird die Dinge nur noch verschlimmern. Wo die Furcht regiert, dort gibt es keinen Raum für Vertrauen.
Seine Heiligkeit der Dalai Lama hat immerzu betont, daß der Griff zur Gewalt kontraproduktiv ist, denn repressive Maßnahmen können niemals Einheit und Stabilität erzielen. Ich stimme mit ihm überein, daß die chinesische Führung ihre Politik den Tibetern und anderen Minderheiten gegenüber ernstlich überdenken sollte. Ich appelliere an vernünftig denkende, freiheitsliebende Menschen auf der ganzen Welt, gemeinsam mit uns die repressiven Maßnahmen zu verurteilen, die gegen die Klöster in Tibet, besonders in den tibetischen Gebieten von Sichuan, ergriffen worden sind. Gleichzeitig appelliere ich an die chinesische Führung, den rechtmäßigen Forderungen der Tibeter stattzugeben und in sinnvolle Gespräche mit ihnen einzutreten anstatt zu versuchen, sie auf brutale Weise zum Schweigen zu bringen.
Weil die Sache Tibets auf Wahrheit und Gerechtigkeit gründet, haben die Leute keine Angst, ihr Leben hinzugeben, aber ich bitte die Menschen in Tibet dennoch, ihr Leben zu erhalten und andere, konstruktive Wege zu finden, um für die Sache Tibets zu wirken. Ich bete innig darum, daß die Mönche und Nonnen, in der Tat alle Tibeter, lange leben mögen, daß sie frei von Furcht und in Frieden und Glück leben können.
Ogyen Trinley Dorje
17. Gyalwang Karmapa
Quelle: Tibetan Political Review, http://www.tibetanpoliticalreview.com
Nicht-autorisierte Übersetzung aus dem Englischen