(aid) - Zielkonflikte zwischen Tierschutz, Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit sind nicht neu, sind aber in der jüngeren Vergangenheit u. a. durch Futtermittel- und Arzneimittelskandale brisanter geworden. Die Verbraucher möchten nicht nur sichere Lebensmittel, sondern interessieren sich auch immer mehr dafür, wie die Tiere gehalten werden. Außerdem wehren sie sich zunehmend gegen Stallbauprojekte in ihrer Nachbarschaft, weil sie gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Gülle und Bioaerosole (Krankheitserreger und ihre Stoffwechselprodukte) sowie Geruchsbelästigungen fürchten. Mit den Akzeptanzproblemen der landwirtschaftlichen Tierhaltung und Ansätzen für Konfliktlösungen beschäftigte sich die Agrarsoziale Gesellschaft (ASG) auf ihrer Herbsttagung Mitte November in Göttingen.
Jan ten Bloemental, stellvertretender Chefveterinär der Niederlande, berichtete, diese Konflikte seien auch in unserem Nachbarland massiv. Erstmalig sitze dort eine Tierschutzpartei im Parlament. Als Lösungsansatz wurde auf der Tagung auch das Tierwohl-Label diskutiert, das u. a. vom Deutschen Tierschutzbund entwickelt wurde. Die Niederlande haben bereits das dreistufige Sterneprogramm "Beter Leven". Einigkeit bestand darin, dass Transparenz und Offenheit absolut notwendig sind, um die verlorene Glaubwürdigkeit und das Verbrauchervertrauen wiederzugewinnen. Zur Konfliktlösung ist auch ein Dialog der unterschiedlichen Gesellschaftskreise sehr hilfreich, wie ihn der Charta-Prozess des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz durchführt. Einig waren sich die Referenten auch darüber, dass Haltungssysteme an die Tiere und nicht die Tiere an die Haltungssysteme anzupassen seien.
Dr. Elisabeth Roesicke, www.aid.de
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