Die Zahl der HIV-Infektionen in Deutschland ist
seit 2007 rückläufig. Im Jahr 2011 werden sich bis Jahresende rund
2.700 Menschen mit HIV infiziert haben. Das hat heute das
Robert-Koch-Institut in Berlin mitgeteilt. Es korrigiert damit auf
Basis einer neuen Berechnungsmethode vorherige Schätzungen, nach
denen die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland konstant bei etwa
3.000 lag.
Dazu erklärt Manuel Izdebski, Mitglied im Vorstand der Deutschen
AIDS-Hilfe (DAH):
"Der Rückgang der Neuinfektionen ist eine höchst erfreuliche
Nachricht. Die sinkenden Neuinfektionszahlen sind ein Erfolg der
hervorragenden HIV-Prävention in Deutschland. Die Menschen wissen gut
Bescheid, wie sich eine Infektion vermeiden lässt und schützen sich
mehrheitlich konsequent."
Die Deutsche AIDS-Hilfe hatte in den letzten Jahren die
zielgruppenspezifische Prävention verstärkt. In der Kampagne ICH
WEISS WAS ICH TU hat sie beispielsweise schwulen Männern noch mehr
exakt auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Informationen
bereitgestellt.
Zudem hat die DAH in besonderem Maße darauf hingewiesen, dass ein
rechtzeitiger HIV-Test die Voraussetzung ist, um im Falle einer
HIV-Infektion zum optimalen Zeitpunkt mit einer Therapie zu beginnen.
ICH WEISS WAS ICH TU hat zu diesem Zweck zweimal so genannte
Testwochen mit szenenahen Testangeboten durchgeführt.
Ein weiterer Grund für die höhere Testbereitschaft: Die Prävention
hat deutlich gemacht, dass man heute dank der Therapien bei allen
Einschränkungen lange und gut mit HIV leben kann. Auf diese Weise
haben wir ein realistisches Bild vom Leben mit HIV gezeichnet, das
auch Ängste vor dem positiven HIV-Testergebnis reduziert.
Infolge der höheren Testbereitschaft erfahren Menschen mit HIV
heute im Schnitt früher von ihrer Infektion. Zudem werden sie früher
behandelt als noch vor einigen Jahren. Das hat direkte Auswirkungen
auf das Infektionsgeschehen, denn die Therapien senken die
Übertragungswahrscheinlichkeit von HIV erheblich.
Das ist der zweite Grund für den Rückgang der Neuinfektionen:
Heute wird generell früher mit der Therapie begonnen als vor einigen
Jahren. 80 Prozent der rund 73.000 Menschen mit HIV in Deutschland
nehmen Medikamente gegen die Virusvermehrung - so viele wie nie
zuvor.
Nach Schätzungen gehen allerdings bis zu 50 Prozent der
Neuinfektionen auf HIV-Positive zurück, die nichts von ihrer
Infektion wissen. Die Entscheidung, mit einer Therapie zu beginnen,
liegt außerdem beim Einzelnen und hängt von verschiedenen
medizinischen Faktoren ab. Medikamente allein können also nicht
genügen, um die Zahl der Infektionen weiter zu reduzieren. Es braucht
das Zusammenspiel mit differenzierter Prävention für alle
Zielgruppen.
Dabei spielt es eine wichtige Rolle, weiterhin ein realistisches
Bild vom Leben mit HIV in Zeiten der Therapien zu zeichnen.
DAH-Vorstand Manuel Izdebski: "Die alten Schreckensbilder von Aids
haben ausgedient. Sie schaden Menschen mit HIV und allen, die Angst
vor einer Infektion haben, und behindern auch die Prävention. Denn
Angst führt dazu, dass Menschen nicht zum Test gehen und nicht offen
über HIV reden. Die neue Entwicklung zeigt: Entängstigung und
Prävention stehen nicht zueinander im Widerspruch, sondern gehören
untrennbar zusammen."
Weitere Informationen: www.aidshilfe.de
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Holger Wicht
Referent für Öffentlichkeitsarbeit/Pressesprecher
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