Die Nothilfeorganisation Ärzte ohne Grenzen fordert
die Geber des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und
Malaria auf, zusätzliche Mittel bereitzustellen und damit auf die
finanzielle Notlage der Organisation zu reagieren. Aufgrund fehlender
Gelder ist der Fonds in die größten finanziellen Probleme seit seiner
Gründung geraten. Der Vorstand der Organisation beschloss in seiner
Sitzung am Montag und Dienstag in Ghana, die nächste
Projektfinanzierungsrunde zu streichen - eine beispiellose Handlung
in der Geschichte des Fonds.
"Die Geber ziehen den Menschen mit HIV/Aids den Teppich unter den
Füßen weg, gerade zu einem Zeitpunkt, an dem wir mit Hochdruck an der
Ausweitung der lebensrettenden Behandlung arbeiten müssen", erklärt
Tido von Schoen-Angerer, Leiter der Medikamentenkampagne von Ärzte
ohne Grenzen. "Alle Regierungen müssen sich an dem Kampf gegen HIV
beteiligen. Vor allem die wichtigen Geberländer müssen dringend ihr
Engagement ausweiten."
Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung, Dirk Niebel, kündigte am Mittwoch die Freigabe der
zweiten Tranche (100 Millionen Euro) der deutschen Mittel für den
Globalen Fonds für das laufende Jahr an. "Diese positive Entscheidung
wird leider nichts an der katastrophalen finanziellen Situation des
Fonds ändern, da der Fonds in seinen Kalkulationen sowieso stets mit
den deutschen Zusagen gerechnet hat", so Oliver Moldenhauer,
Koordinator der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in
Deutschland. "Allerdings setzen die weiterhin bestehenden
Ungewissheiten über die zugesagten Mittel aus Deutschland für 2012
und 2013 in Zeiten enormer Ressourcenknappheit auf Seiten des Fonds
ein äußerst bedenkliches Zeichen der deutschen Regierung im Kampf
gegen die drei großen Infektionskrankheiten."
Der Globale Fonds wird einen Übergangsfinanzierungsmechanismus bis
2013 einsetzen, damit sich die Länder für die Finanzierung der
wichtigsten Programme bewerben können, bei denen bekannt ist, dass
sie ihre HIV-, TB- und Malaria-Programme sonst nicht aufrecht
erhalten könnten. Das könnte bedeuten, dass Menschen, die bereits
eine HIV/Aids-Behandlung erhalten, weiterhin Medikamente bekommen,
aber neue Patienten nicht in die therapeutischen Programme
aufgenommen werden und somit sterben müssen. Die Kürzungen werden
auch Programme zu Malaria und Tuberkulose treffen.
In einigen schwer betroffenen Ländern, in denen Ärzte ohne Grenzen
arbeitet, sind verheerende Auswirkungen der Finanzierungslücke
deutlich sichtbar. Kamerun und Simbabwe haben beispielsweise schon
kurzfristig Probleme, die Behandlung von Patienten fortzuführen. In
der Demokratischen Republik Kongo wird gerade die Zahl der Menschen,
die eine lebensrettende HIV-Behandlung beginnen können, drastisch
reduziert. Auch in Malawi, Kenia, Leshoto und Südafrika müssen
geplante Programme auf Eis gelegt werden.
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