Übergewicht gilt in der heutigen Überflussgesellschaft beinahe schon als Normalzustand. Dennoch stellen zu viele Kilos besonders für Frauen in den meisten Fällen eine Last dar. Nicht nur aus ästhetischer Sicht und bei der Kleidungswahl führen übermäßige Kurven zu Nachteilen gegenüber Normalgewichtigen. Auch bei einem Kinderwunsch können diese Frauen Probleme bereiten. Häufig verdrängen Betroffene jedoch, dass ihr Gewicht als mögliche Ursache einer sich nicht einstellenden Schwangerschaft infrage kommt. Bei einigen löst überschüssiges Fettgewebe sogar eine hormonelle Erkrankung aus: PCOS – das Polyzystische Ovarialsyndrom. „Übergewichtige entwickeln in vielen Fällen auf Dauer eine Insulinresistenz. Die erhöhten Insulinspiegel können einen negativen Einfluss auf die Hormonproduktion und Eizellreifung haben, das Fehlen eines regelmäßigen Eisprungs führt zu einem erhöhten Anteil männlicher Hormone, sogenannter Androgene, im Körper“, erklärt Dr. Elmar Breitbach, Arzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Deutschen Klinik Bad Münder. Zu hohe Konzentrationen dieser Botenstoffe hindern die Eibläschen an den Eierstöcken heranzureifen, weshalb es zu einer Verkümmerung der sogenannten Follikel kommen kann. Mögliche Folgen: ausbleibender Eisprung, vorübergehende oder dauerhafte Unfruchtbarkeit.
Früh erkannt – Folgen gebannt
Um keine Risiken einzugehen, empfiehlt Dr. Breitbach: „Fülligere Frauen, die an unregelmäßigen oder ausbleibenden Regelblutungen und einer ungewollten Kinderlosigkeit leiden, begeben sich am besten frühzeitig zu einem Spezialisten. Anhand der vorliegenden Symptome und mithilfe von Ultraschall stellt dieser fest, ob ein PCO-Syndrom vorliegt, und behandelt es rechtzeitig.“ Therapien zielen darauf ab, den Eisprung herbeizuführen, um den Kinderwunsch doch noch zu erfüllen. Zunächst raten Experten, Übergewicht auf natürliche Weise durch eine gesunde Ernährung und Sport zu reduzieren. Bleibt PCO-Syndrom jedoch trotz Gewichtsabnahme bestehen, verabreichen Mediziner oftmals zusätzliche Arzneien, wie etwa Metformin. Dieses Medikament verbessert den Ablauf des Zuckerstoffwechsels und wirkt einer Insulinresistenz entgegen. Stellt sich auch nach diesen Behandlungen der Eisprung nicht ein, verschreiben Spezialisten häufig vorübergehend eine Antibabypille, um die Eierstöcke zu beruhigen, um anschließend vorsichtig mit Hilfe von Hormongaben eine Eizellreifung herbeizuführen. Betroffenen legt Dr. Breitbach nahe, Geduld zu bewahren, da diese Therapien oftmals erst nach mehreren Monaten anschlagen. Begeben sich Frauen frühzeitig in medizinische Hände, stehen die Chancen einer Schwangerschaft jedoch sehr gut.