Zur Versorgung eines Massenanfalls von Verletzten
sind vernetzte Versorgungsstrukturen notwendig. Dies zeigt der letzte
Massenanfall von Verletzten nach der Massenkarambolage auf der A 31
bei Gronau, bei dem 35 Verletzte gleichzeitig versorgt werden
mussten. Die vernetzte unfallchirurgische Versorgung wird in
Deutschland durch das weltweit einmalige Projekt "TraumaNetzwerk" der
Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) sichergestellt.
Damit die zeitkritische Akutversorgung von Schwerverletzten in
grenznahen Regionen nicht unterbrochen wird, sind auch spezielle
Kliniken der Nachbarländer wie Niederlande, Österreich und Schweiz in
dieses System eingebunden, teilt Professor Hartmut Siebert,
Generalsekretär der DGU, mit.
Nach der Massenkarambolage am 18. November auf der A 31 bei Gronau
in der Nähe der niederländischen Grenze kam es zu einem Massenanfall
von Verletzten, bei dem 35 Personen gleichzeitig unter hohem
Zeitdruck medizinisch versorgt werden mussten. Hier bewährte sich die
Struktur des TraumaNetzwerkes Nord-West in Nordrhein-Westfalen (NRW),
in dem neben dem Universitätsklinikum Münster (UKM) auch das Medisch
Spectrum Twente (MST) aus den Niederlanden als überregionales
Krankenhaus zur Versorgung, insbesondere von Schwerverletzten,
eingebunden ist. Auf Grund der definierten Vereinbarungen innerhalb
des TraumaNetzwerkes Nord-West konnten die fünf Schwerverletzten ohne
Zeitverlust durch unnötige Absprachen über Klinikzuweisungen oder
Überlastung einer Klinik sofort entsprechend ihrer Verletzungsmuster
erstversorgt werden. Die übrigen Patienten wurden in den nahe
gelegenen Netzwerkkliniken (u.a. Borken, Gronau, Bocholt) versorgt.
Mittlerweile sind alle Patienten außer Lebensgefahr.
"Die Erfahrungen des tragischen Unfalls auf der A 31 zeigen
eindrucksvoll, wie wichtig auch die grenzübergreifende Zusammenarbeit
bei der Schwerverletztenversorgung ist.", erklärt Professor Michael
Raschke, Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und
Wiederherstellungschirurgie am UKM und Sprecher des TraumaNetzwerkes
Nord-West in NRW.
Zur adäquaten Versorgung eines Schwerverletzten sind erhebliche
personelle, apparative und strukturelle Ressourcen notwendig. Dabei
kann eine Klinik mit hoher Versorgungstiefe maximal zwei
Schwerverletzte mit speziellen Verletzungsmustern bzw.
Mehrfachverletzungen gleichzeitig behandeln. "Insbesondere bei einem
Massenanfall von Verletzten ist daher eine vernetzte Versorgung
notwendig, damit es nicht dem Zufall oder der "Tagesform" überlasen
bleibt, wo der Schwerverletzte Patient primär versorgt wird" so
Siebert. Die Voraussetzung dazu schafft das Projekt TraumaNetzwerk
DGU. Es beinhaltet die Vernetzung der Traumazentren unterschiedlicher
Kategorien einer Region in einem regionalen TraumaNetzwerk nach
klaren Vorgaben zur Sicherung der Behandlungsqualität. Ziel des 2008
eingeführten Projektes TraumaNetzwerk DGU ist es, für jeden
Schwerverletzten an jedem Ort in Deutschland zu jeder Zeit die
gleichen Überlebenschancen sicherzustellen.
Im TraumaNetzwerk Nord-West in NRW sind 26 unfallchirurgische
Kliniken vernetzt.
Aktuell gibt es in Deutschland 55 regionale TraumNetzwerke, davon
sind 19 entsprechend den Qualitätsvorgaben des Weißbuches der DGU
bereits zertifiziert.
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