Gerade in der Erkältungszeit treten Ohrenschmerzen häufig auf. Doch darf man nicht vergessen, dass Ohrenschmerzen ein ziemlich unspezifisches Symptom sind. Nicht selten verbirgt sich auch eine ernsthafte Erkrankung dahinter, erklärt Dr. Iris Hinneburg, Gesundheitsredakteurin von Deutschlands größter Arztempfehlung jameda.de (http://www.jameda.de).
Selbstbehandlung nicht immer möglich
Ob Ohrenschmerzen in Eigenregie behandelt werden können, hängt von den Begleitsymptomen und der Dauer ab. Wenn zusätzlich zu den Ohrenschmerzen hohes Fieber über 39 Grad, starke Schmerzen beim Druck auf den Gehörgang, Nackensteifigkeit oder Erbrechen auftritt, sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden. Auch wenn die Ohrenschmerzen immer wiederkehren, das Hörvermögen eingeschränkt ist, Schmerzen länger als 24 Stunden anhalten oder nach Unfällen auftreten, ist eine ärztliche Abklärung notwendig.
Ursachen bei Kindern finden
Experten empfehlen, immer den Kinderarzt aufzusuchen, wenn Kinder über Ohrenschmerzen klagen. Bei der Untersuchung kann der Arzt feststellen, ob tatsächlich ein Infekt die Ursache für die Schmerzen ist. Überraschend häufig entstehen Ohrenschmerzen nämlich auch durch Fremdkörper wie kleine Perlen, die sich Kinder während des Spielens ins Ohr stecken. In vielen Fällen entzündet sich das Mittelohr bei Kindern aber im Rahmen einer Erkältung. Kinder erkranken häufiger an einer Mittelohrentzündung als Erwachsene, weil bei ihnen die Ohrtrompete deutlich kürzer ist und so Keime aus dem Nasen-Rachen-Raum leichter in das Mittelohr gelangen können. Durch die Entzündung bilden sich im Mittelohr eitrige Sekrete, die auf das Trommelfell drücken und so Schmerzen verursachen. Wenn bei Kindern mit Ohrenschmerzen Flüssigkeit aus dem Ohr läuft, haben sich durch den erhöhten Druck Risse im Trommelfell gebildet. Sie heilen im Normalfall schnell wieder zu.
Antibiotika nicht immer nötig
Während bis vor einigen Jahren Mittelohrentzündungen immer mit Antibiotika therapiert wurden, sind Kinderärzte inzwischen zurückhaltender. Untersuchungen haben gezeigt, dass durch Antibiotika die Schmerzen und Entzündungen bei 8 von 10 Kindern nicht schneller abklingen. Auch beugt die Behandlung mit Antibiotika nicht weiteren Mittelohrentzündungen vor. Bei einer unnötigen Antibiotika-Gabe können aber Nebenwirkungen auftreten und Resistenzen entstehen. Deshalb werden bei einer Mittelohrentzündung bei Kindern über 2 Jahre Antibiotika meist nur verordnet, wenn Schmerzen und Fieber länger als 24 bis 48 Stunden anhalten oder schwere Krankheitszeichen vorhanden sind (etwa sehr hohes Fieber oder Erbrechen). Bei Kindern unter 2 Jahren werden Antibiotika meist schneller eingesetzt.
Symptome lindern
Kinderärzte empfehlen, dass sich Kinder mit einer Mittelohrentzündung schonen sollen. Gegen die Schmerzen helfen Paracetamol oder Ibuprofen, die als Saft oder Zäpfchen verabreicht werden können. Auch das alte Hausmittel Zwiebelsäckchen kann helfen. Dafür wird eine Zwiebel fein gehackt, in ein dünnes Stück Stoff gewickelt, leicht angewärmt und mit Hilfe einer Mütze oder eines Schals auf dem schmerzenden Ohr befestigt. Von Ohrentropfen raten Experten ab, da sie meist nicht ausreichend schmerzstillend wirken und die Untersuchung des Trommelfells erschweren. Durch die Gabe von abschwellenden Nasensprays lässt sich die Ausheilung der Mittelohrentzündung zwar nicht abkürzen, allerdings wird der Nasen-Rachen-Raum besser belüftet, was den Druck auf das Ohr reduzieren kann.