Arbeitnehmer schützen ihre Haut am Arbeitsplatz häufig unzureichend. Darauf weist die Arbeitsschutzorganisation Hawis im niedersächsischen Vechta hin. Anlässlich der bundesweiten Aktionswoche „Haut&Job“ warnte die Hawis vor den hohen Folgekosten des unzureichenden Hautschutzes.
Hautprobleme bilden nach einem Bericht der Europäischen Union die mit Abstand größte Gruppe der Berufskrankheiten. Besonders betroffen sind Friseure, Altenpfleger, Schlachter, Gebäudereiniger, Menschen in metallverarbeitenden Berufen, im Kfz-Handwerk und auf dem Bau. In diesen Branchen sind bis zu zehn Prozent der Berufstätigen und sogar bis zu 30 Prozent der Berufsanfänger betroffen. Solchen Menschen bleibe dann oft nichts anderes übrig, als den Job zu wechseln. Viele Arbeitnehmer verheimlichten daher ihre Krankheit, um ihren Arbeitsplatz nicht zu verlieren.
Mangelhafter Hautschutz verursacht Milliardenkosten
Hauterkrankungen kosten die deutsche Wirtschaft nach Angaben der Berufsgenossenschaft Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege jährlich bis zu 1,8 Milliarden Euro für Arbeitsausfall, Therapie und Umschulungen. „Den Hautschutz zu vernachlässigen, kann sich kein Unternehmen leisten“, betont Hawis-Prokurist Dieter Mertens. Im Friseursalon von Klaus Janssen im niedersächsischen Lohne wurde bereits vor Jahren gegengesteuert. In Zusammenarbeit mit den Arbeitsmedizinern der Hawis hat der Friseurmeister umfangreiche Hautschutzpläne erstellt. So legt Janssen darauf Wert, dass alle Mitarbeiter in seinem Salon Handschuhe tragen, sobald sie mit Wasser oder mit Haarfärbemitteln in Berührung kommen. Dazu müssen sie nach jedem Kunden die Hände reinigen und zwischendurch immer wieder eincremen.
Betriebsärzte untersuchen und klären auf
„Unsere Hände sind unser wichtigstes Kapital“, sagt Janssen. „Ich kann es mir nicht leisten, dass eine Friseurin wegen Hautproblemen tagelang ausfällt.“ Deswegen investiere er in den Hautschutz. Deswegen kommt halbjährlich ein Betriebsarzt in den Salon, um die Mitarbeiter aufzuklären.
So vorbildlich wie Janssen sind allerdings nicht alle Unternehmer, weiß Betriebsmedizinerin Dr. Birgit Krzemien. Oft mangele es in den Firmen an ordentlichen Handschuhen. Handwaschplätze seien hygienisch nicht einwandfrei. Und auch für Pflegecremes werde häufig nicht gesorgt. Zudem seien längst nicht alle Handwaschplätze mit Hautschutzplänen ausgestattet.
Doch in vielen Fällen seien die Mitarbeiter selbst schuld. „Die Bequemlichkeit siegt.“ Auch wenn jemand jahrzehntelang keine Probleme gehabt habe, könne es plötzlich zu einem Ekzem kommen. „Die Haut ist irgendwann so abgenutzt, dass sie nachgibt“, erklärt Krzemien.
Über die Aktionswoche
Die "Woche Haut&Job" vom 5. bis zum 9. Dezember 2011 ist Teil einer gesamteuropäischen Initiative unter Federführung der Europäischen Akademie für Dermatologie und Venerologie (EADV ). Ziel ist es, die Zahl der beruflich bedingten Hauterkrankungen deutlich zu verringern und den Hautschutz am Arbeitplatz zu verbessern.