Allergien, Entzündungen der Mundschleimhaut, „metallischer“ Geschmack: Wenn unterschiedliche Metallverbindungen von Zahnersatz im Mund reagieren, leiden Patienten. Wie elektrische Spannungsfelder entstehen, was sie bewirken können und wie man dem vorbeugen kann, erfuhren Besucher des Infotages von Kuratorium perfekter Zahnersatz und Universität Köln am 16. November in der Universität Köln.
In seinem Vortrag „Aufruhr im Mundraum – Wechselwirkungen von dentalen Werkstoffen“ gab Prof. Dr. Wilhelm Niedermeier von der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik der Universität Köln den Besuchern des Infotages Einblicke in die Wechselwirkungen unterschiedlicher Metallverbindungen bei Zahnersatz.
„Metallische Werkstoffe weisen mitunter erhebliche elektro-chemische Unterschiede auf. Werden bei einem Patienten unterschiedliche Legierungen im Mund verwendet, erzeugen diese elektrische Spannungsfelder in der Mundhöhle. Darauf reagieren die Metalle und verändern sich nachweislich, es kann zur Korrosion kommen“, so der Experte. Schmerzen, Brennen, Geschmacksstörungen: Zu welchen Gewebeschäden und allergischen Reaktionen Spannungsfelder im Mund führen können, veranschaulichte Niedermeier anhand von zahlreichen Patientenfällen.
Der gemeinsame Bundesausschuss der Zahnärzte und Krankenkassen empfiehlt prinzipiell nur dentale Legierungen bei ein und demselben Patienten zu verwenden, die sowohl alleine wie auch in ihrer Kombination mit anderen Werkstoffen keine korrosiven Erscheinungen erzeugen. So ließe sich Intoleranzerscheinungen durch unterschiedliche Metallverbindungen entgegenwirken. Um dieses Ziel umzusetzen, sei ein enger Austausch zwischen Zahnarztpraxis und Dentallabor nötig. Einer eigenen aktuellen Umfrage zufolge würden Dentallabore derzeit nur in circa 60-65 Prozent der Fälle über die restlichen eingesetzten Metallverbindungen informiert. Hierunter zähle auch Amalgam. „Durch eine enge Kooperation lässt sich sicherstellen, dass Zahntechniker bei der Fertigung von neuem Zahnersatz im Bilde darüber sind, welche Legierungen sich bereits im Mund des Patienten befinden.“
Bewusste Kombination reduziert mögliche Komplikationen
Einen Ausweg aus dem Dilemma von Beschwerden und Störungen, die durch den Einsatz von Dentallegierungen hervorgerufen werden können, sieht Professor Niedermeier in einer bewussten Auswahl, Kombination und Dokumentation von Dentallegierungen, die nicht korrosiv miteinander reagieren. Auch der Austausch von Metallen gegen nicht-metallische Werkstoffe sei eine Alternative. Während Kunststoff für viele Einsatzbereiche zu instabil sei, biete die moderne Hochleistungskeramik gute Möglichkeiten, beispielsweise Schneidezähne naturgetreu und körperverträglich zu versorgen.
Hier solle auch der Patient aktiv werden und die Informationen, die er mit dem Zahnersatz erhält, aufbewahren. Das Medizinproduktegesetz sähe vor, dass das herstellende Dentallabor mit jedem Zahnersatz eine sogenannte Konformitätserklärung ausstelle – hierauf könne jeder Patient bestehen. Stehe eine neue prothetische Versorgung mit Metallbestandteilen an, könne der Patient seinen Zahnarzt jederzeit auf die eingesetzten Legierungen hinweisen oder auch im Falle eines Zahnarztwechsels die vorhandenen Unterlagen vorlegen.