Die einen bezweifeln, dass es ihn überhaupt gibt, die anderen bezeichnen ihn als neue Volkskrankheit: Der Burn-out ist in aller Munde. Fest steht: Die Fallzahlen nehmen laufend zu. Nach aktuellen Schätzungen klagt bereits jeder neunte Deutsche über entsprechende Symptome. Und allein 2008 wurden in deutschen Unternehmen rund zehn Millionen Fehltage mit der Diagnose Burn-out begründet. Dabei bezeichnet das Modewort eigentlich keine psychische Erkrankung, sondern vielmehr einen extremen Erschöpfungszustand, weiß Psychologe Dr. Tobias Haupt von psycheplus. Seine Folgen können dennoch gravierend sein - deshalb rät der Experte, frühzeitig auf entsprechende Signale und eigene Bedürfnisse zu achten.
Acht von zehn Deutschen empfinden ihr Leben als stressig, nach einer aktuellen Studie rangieren Stress und Überbelastung auf Platz eins unter den meistgenannten Gesundheitsbeschwerden. Für Dr. Tobias Haupt, Psychologe und Burn-out-Experte bei psycheplus, ein alarmierendes Ergebnis: "Insbesondere anhaltender, negativer Dauerstress gilt als eine der Hauptursachen für die Entwicklung von Burn-out. Darunter versteht man einen Zustand totaler körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung." Betroffene entwickeln Schlafstörungen und Ängste, sind niedergeschlagen, antriebslos und verzweifelt - ein Zustand, der sogar lebensbedrohliche Formen annehmen kann. Längst sind davon nicht mehr nur Spitzenmanager oder Angehörige der sogenannten "helfenden Berufe" betroffen. "Auch die Hausfrau, der Handwerker mit Terminstress und sogar Schüler und Studenten zeigen immer öfter Anzeichen solch extremer Überlastung", weiß der psycheplus Experte.
Besonders Leistungsträger betroffen
Stress ist zwar nicht gleich Stress, betont der Psychologe Dr. Tobias Haupt. "Wer im Job viel gibt und dabei regelmäßig mit Erfolgserlebnissen belohnt wird, kann enorm viel leisten und dabei dennoch gesund bleiben." Problematisch wird es aber, wenn die Arbeit mit Frustration und überhöhten Anforderungen verbunden ist. Übersteigt der Druck irgendwann die individuelle Belastungsgrenze, treten Körper und Geist in den Generalstreik. Wenig hilfreich sind dann Ratschläge an die Betroffenen, sich doch mal zusammenzureißen. "Schließlich trifft es gerade die besonders Engagierten und Ehrgeizigen, die sich gut im Griff haben und persönliche Bedürfnisse eisern ihrem Leistungsanspruch unterordnen", so der Psychologe. Das Problem: "Gerade diese Menschen ignorieren konsequent die Signale von Körper und Seele - und verpassen damit den Punkt, an dem ein Zusammenbruch noch aufzuhalten wäre."
Rechtzeitig auf Signale achten!
Kommt es erst zu massiven Symptomen wie Depressionen, einem Hörsturz oder gar einem Herzinfarkt, ist ein längerer Ausstieg aus dem kräftezehrenden Alltag unvermeidlich. Durch gezielte Therapie und eine konsequente Auszeit müssen Betroffene sich dann mühsam einen Neuanfang erarbeiten - um später nicht prompt wieder ins alte Fahrwasser zu geraten. Weitaus besser wäre es hingegen, frühzeitig auf die Anzeichen des drohenden "Ausbrennens" zu achten. "Das Burn-out-Syndrom entwickelt sich zwar schleichend, das erschwert die Früherkennung durch die Betroffenen", räumt Dr. Tobias Haupt ein. "Aber wer über einen längeren Zeitraum hinweg das Gefühl hat, nur noch zu funktionieren, wer sich innerlich leer, fremdbestimmt und überfordert fühlt und auch in der Freizeit nicht mehr zur Ruhe kommt, der sollte dringend handeln." Im Gespräch mit einem Fachmann oder mithilfe eines wissenschaftlichen Selbsttests lässt sich rasch und sicher feststellen, ob der Betroffene bereits auf einen Burn-out zusteuert - und bei Bedarf frühzeitig und gezielt handeln.
Grenzen setzen lernen
In dieser Situation sollten Betroffene vor allem auf sich und ihre Bedürfnisse hören - sich etwas Gutes tun und nach einem inneren Ausgleich suchen. "Dazu gehört in der Regel auch, anderen Grenzen zu setzen", betont Dr. Tobias Haupt von psycheplus. Zwar fällt es vielen Menschen schwer, nein zu sagen und überhöhte Erwartungen anderer auf ein realistisches Maß zu stutzen. Wird die Überforderung aber zum Dauerzustand, sollten Betroffene unbedingt das Gespräch mit ihrem Vorgesetzten suchen. Der Tipp des Experten für eine erfolgreiche Gesprächsstrategie: "Betonen Sie das gemeinsame Interesse von Mitarbeiter und Arbeitgeber. Denn rigorose Selbstausbeutung fügt nicht nur Ihrer Gesundheit, sondern langfristig auch dem Unternehmen schweren Schaden zu, für das dieser Einsatz erbracht wird." So können unter Umständen eine Reduzierung der Aufgaben, ein besseres Zeitmanagement oder eine Versetzung die Situation entscheidend verbessern. Zeigt der Chef hingegen keinerlei Verständnis, sollten Betroffene notfalls auch eine Kündigung in Betracht ziehen. Der psycheplus Experte: "Ein Jobwechsel ist natürlich für die meisten mit Ängsten und Unsicherheit verbunden. Aber ein Arbeitsplatz, der krank macht, bietet Betroffenen auch keine Perspektive." Ein Neuanfang steht hingegen immer für neue Chancen - und bei Burn-out-Kandidaten mit etwas Glück sogar für ein gesünderes und erfülltes Leben.
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