Modelmaße von 90-60-90 sind im nordbayerischen Kronach out. Ganz im Gegenteil, wer sich der historischen Gruppe der „Tapferen Weiber von Kronach“ anschließen will, muss stattliche 5/9 Kronacher Simmern auf die Waage bringen. Das alte Sommergetreidemaß entspricht heute 95 Kilo. Nur wer dieses Aufnahmekriterium erfüllt, kann als Pfundsweib den Mut der Kronacherinnen, der die Geschichte der oberfränkischen Stadt entscheidend prägte, in die weite Welt hinaus tragen.
Zum Hintergrund: Es waren vor allem die furchtlosen Frauen, die 1634 zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges ihre Stadt erfolgreich verteidigten. Mit heißem Wasser und Pflastersteinen wogen sie im entscheidenden Kampf die schwindenden Kräfte ihrer Männer auf und trieben die Schweden in die Flucht. Noch immer zitiert man stolz lächelnd den Satz eines schwedischen Oberst: “Die Kronacher kämpfen wie der Teufel, aber ihre Weiber sind neunmal schlimmer!“
Gar nicht teuflisch, sondern standhaft und agil sind die Kronacherinnen bis heute. So ist das Bier in Kronach tatsächlich Frauensache: Heidi Kaiser steht an der Spitze der örtlichen Brauerei und hat diese erfolgreich gegen alle Übernahmeversuche verteidigt. Die junge Wirtin Marion Steller verwandelte das älteste Haus Kronachs in eine florierende Wirtschaft, dem Gasthaus Zum scharfen Eck. In der Liga der starken Frauen spielt auch Gisela Lang eine tragende Rolle, sie ist die oberste Wächterin über Brauchtum und Tradition im Kronacher Landratsamt. Und damit auch die Besucher in die Frauenwelt eintauchen können, werden Gäste der Stadt bevorzugt von Führerinnen durch Kronach geleitet – selbstverständlich im historischen Gewand, denn dies ist hier Ehrensache.
Weitere Informationen zu den Führungen gibt es direkt beim Tourismus- und Veranstaltungsbüro der Lucas Cranach-Stadt Kronach, Telefon 0 92 61 – 97 236, oder www.kronach.de. Kronach ist über die Autobahn A 9, Ausfahrt Kronach oder über die B 173, die von Bamberg nach Dresden führt zu erreichen. Die Stadt liegt auf halber Strecke zwischen München und Berlin.