(NL/1037480392) "Aquarius der Wassermann", "Krachmacher und Leisetreter" oder "Lepidoptera Blütenfee" - so heißen die neuen Umweltkisten für Kitas. Sie wurden vom Umweltbüro Nord e.V. im Rahmen eines durch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern geförderten Modellprojekts entwickelt. Nun sind die ersten Umweltkisten in den teilnehmenden Kitas im Einsatz, bzw. sie können in Rostock, Stralsund, Neubrandenburg und Grimmen ausgeliehen werden. Interessenten aus anderen Bundesländern können Umweltkisten käuflich erwerben.
Jede Umweltkiste enthält die Ausrüstung für ein komplettes Bildungsprojekt mit Materialien und Anleitungen. Der Inhalt jeder Umweltkiste ist übersichtlich in Module gegliedert, jedes Modul kann in einer für Kitas praktikablen Zeit - z.B. einer halben Stunde - realisiert werden. Dabei werden teils hoch komplexe Vorgänge aus der Natur mit ebenso einfachen wie erstaunlichen Spielen, Beobachtungen, Experimenten oder Bastelarbeiten aufgegriffen.
In der von Meike Ch. Karl entwickelten Wasserkiste "Aquarius der Wassermann" erfahren die Kinder, dass Wasser z.B. zum Leben erwecken kann, ein Labyrinth durchlaufen, Geduld erfordern, Schall übertragen, Strudel bilden, Landschaft gestalten, Lebensraum sein, Farben enträtseln, klettern und flüchten kann.
Dr. Christa Budde will mit der Geräuschekiste "Krachmacher und Leisetreter" dazu beitragen, dass die Kinder ihren Gehörsinn verfeinern und wertschätzen. Mit einem Stethoskop, wie sie es vom Arzt kennen, können die Kinder bisher verborgene Geräusche aufspüren; mit Ohrschützern auf dem Kopf erfahren sie, was Schwerhörigkeit bedeutet.
Ein Modul in der von Sabine Langner entwickelten Schmetterlingskiste "Lepidoptera Blütenfee" ist die Nachtfalterhochzeit. Nachtfalter finden ihre Partner durch Duftstoffe - sogenannte Pheromone. In der Kiste gibt es Filmdosen, diese werden jeweils paarweise mit Fruchttee befüllt, jedes Kind bekommt eine Dose - und los geht die Partnersuche...
Bei all dem geht es nicht darum, Kinder zu Umwelt-Experten auszubilden. "Wir wünschen uns vielmehr, dass die Kinder Natur und Umwelt entdecken, dass sie von Naturphänomenen, von unseren Mitgeschöpfen und Mitmenschen berührt werden und dass so emotionale Anker entstehen, an die sie in der Schule oder im weiteren Leben wieder anknüpfen können", so erklärt es Meike Ch. Karl, eine der Autorinnen. "Wir möchten erreichen, dass die Kinder die Begeisterung erfahren, die das Forschen und der Gewinn von Erkenntnis auslösen können", ergänzt Tilman Langner, Vorstand des Umweltbüro Nord e.V.
Der Praxistest und die Evaluation bestätigen den Erfolg der Umweltkisten. In den Augen der ErzieherInnen sind die Kisten eine wahre Fundgrube an Ideen und Materialien. Das von Katja Ch. Bielstein liebevoll gestaltete Design wurde ebenso gelobt wie die Robustheit und Alltagstauglichkeit der Materialien.
Nach Aussage der ErzieherInnen haben die Kinder Kisten-spezifisches Wissen erworben; sie haben z.B. einige einheimische Schmetterlinge kennen gelernt. Die mit Hilfe der Umweltkisten durchgeführten Bildungsprojekte haben außerdem dazu beigetragen, dass die Kinder es lernen, genau hinzuschauen oder hinzuhören, sich zu artikulieren (z.B. "Geräusche genauer zu beschreiben"), sich abzusprechen und aufeinander Rücksicht zu nehmen (z.B. wenn zwei oder mehrere Kinder gemeinsam einen Versuch durchführen), Ausdauer zu entwickeln, Hypothesen zu äußern, Beobachtungen zu reflektieren und vieles mehr. Dies alles deutet darauf hin, dass die Umweltkisten - auch über den konkreten Umweltbezug hinaus - zu guter frühkindlicher Bildung beitragen.
Weitere Informationen: www.naturkindergarten.net/umweltkisten.htm
Das Umweltbüro Nord e.V. ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Stralsund. Es engagiert sich vor allem im Bereich der Umweltbildung in Kitas und Schulen.
www.umweltschulen.de/umweltbuero/