Früher nannte man sie Gesellschafterinnen. Heute kümmern sich Senioren-Assistenten um ältere Menschen, die im eigenen Zuhause wohnen bleiben wollen und auf keinen Fall ins Heim möchten. Es sind meist Menschen, die noch zu rüstig sind, als dass ein Heimaufenthalt gerechtfertigt wäre. Menschen, die sich eine vertrauenswürdige Person an ihrer Seite wünschen, um ihren Alltag meistern zu können. In Berlin will nun die erste selbstständig tätige Senioren-Assistentin weitere Kollegen ausbilden.
Bei der neuen Dienstleistung Senioren-Assistenz geht es dabei nicht um Pflege, sondern um all die Dinge des Alltags, die Senioren nicht mehr allein machen wollen oder können. Senioren-Assistenten lesen Älteren vor, kaufen mit ihnen ein, begleiten sie zum Arzt oder zu kulturellen Veranstaltungen und bringen Lebensqualität in den Alltag von Menschen, die häufig einsam sind. Sie helfen den Älteren dabei, ihren Alltag zu organisieren und den Umzug in ein Heim möglichst zu verhindern, zumindest aber hinauszuzögern.
Es ist ein neues Berufsbild, initiiert von der ehemaligen Frauenbeauftragten Ute Büchmann aus der schleswig-holsteinischen Stadt Preetz, die seit 2007 die Qualifizierung in der professionellen Senioren-Assistenz anbietet. Inzwischen hat Büchmann an den Standorten Kiel, Hamburg und Freiburg rund 330 Personen - vorwiegend Frauen - zu Senioren-Assistenten ausgebildet. Sie kommen aus 15 Bundesländern und inzwischen auch aus der Schweiz und Österreich. Unter ihnen ist Marina Paczkowski , die ab Februar 2012 zusammen mit Büchmann erstmalig die Ausbildung in der Senioren-Assistenz in ihrer Heimatstadt Berlin anbieten wird. Unterstützt wird das Duo dabei von einem 15-köpfigen Dozententeam.
"Die demographische Entwicklung macht deutlich, dass es einen Bedarf für diese neue Dienstleistung gibt" sagt die Berlinerin Marina Paczkowski. "Eigentlich bin ich Lehrerin. Aber weil ich gern mit alten Menschen arbeiten möchte, habe ich die Ausbildung in der Senioren-Assistenz in diesem Jahr in Hamburg absolviert und mich vor kurzem selbstständig gemacht. Doch mir war von Anfang an klar, dass ich zunächst in Berlin ein Netzwerk von Kollegen aufbauen möchte. Denn es sollte viele Senioren-Assistenten in Berlin geben, die ihre Erfahrungen austauschen, sich gegenseitig unterstützen und auch in Urlaubszeiten mal vertreten können. Aber solche Leute müssen qualifiziert werden. Darum habe ich Ute Büchmann überredet, die Ausbildung nach Berlin zu holen"
Die Ausbildung ist insbesondere für Menschen geeignet, die etwas Neues ausprobieren und noch einmal durchstarten möchten. In den 120-stündigen Seminarreihen erfahren die Teilnehmer/innen, wie sie mit alten oder dementen Menschen umgehen sollen, die Freizeit Älterer gestalten können und wie sie Alterskrankheiten erkennen. Sie erhalten eine Einführung in Rechtsfragen, erleben aber auch, wie es sich anfühlt, im Rollstuhl zu sitzen. Darüber hinaus stehen auch Themen wie Marketing, Netzwerkbildung sowie Tipps für Existenzgründer auf dem Plan. Diese Qualifizierung solle eine eigenständige berufliche Perspektive bieten, sagt Ute Büchmann. "Sie eignet sich vor allem für Frauen ab 40 und Wiedereinsteigerinnen."
Die nächste Qualifizierung beginnt am 10. Februar 2012 im Konferenzraum des A&O-Hostels in der Lehrter Straße 12. Sie findet an vier erweiterten Wochenenden immer von Freitagmittag bis Sonntagabend statt. So kann diese Weiterbildung auch berufsbegleitend durchgeführt werden. Infos gibt es unter 030 64092547 (Paczkowski) oder 04307/900-340 (Büchmann). Oder im Internet auf www.Senioren-Assistentin.de und dem Vermittlungsportal des Senioren-Assistenten-Netzwerks www.die-senioren-assistenten.de