Fusion Food, auch als Crossover Küche bezeichnet, kann man als einen Teilbereich der kreativen Küche verstehen. Ihren Ursprung hat diese Art des Kochens in den USA, speziell in Kalifornien. Viele asiatische Einwanderer brachten ihre besonderen Zutaten und Zubereitungsformen, vor allem aber auch ein neues Verständnis von Wertigkeit und Wirkung der Nahrung mit ins Land. Chinesen und Vietnamesen konnten sich jedoch nur bedingt an ihre traditionellen Rezepte halten, da sie mit den Zutaten arbeiten mussten, die der amerikanische Markt ihnen bot. So entstanden abgewandelte Rezepte mit asiatischen und amerikanischen Komponenten: die Crossover Küche, oder Fusion Food, war geboren.
In Deutschland kann man diesen Kochtrend seit den 1990er Jahren beobachten. Zwar gab es bereits zuvor erste Ansätze durch Einwanderer aus Ländern wie Spanien, Italien, Griechenland oder der Türkei. Sie alle brachten Rezepte, bis dahin fremdartiges Gemüse und exotische Gewürze mit. Die allgemeine Globalisierung tat dann ein Übriges. Denn Fusion Food ist per Definition nichts anderes als "die Verschmelzung (Fusion) von Aromen und Einflüssen aus verschiedenen Teilen der Welt". Sterneköche wie Eckart Witzigmann oder Alfons Schubeck sind begeisterte Anhänger dieser Art des Kochens.
Denkbar ist jede Form der "Fusion". Die bekanntesten Crossovers sind sicher die mit der asiatischen Küche. Doch auch die heute bei uns schon fast selbstverständliche mediterrane Küche, mit Einflüssen aus den Mittelmeerländern, ist eine Form von Fusion Food, da sie ja immer auch ein wenig "Deutsch" beinhaltet. Gerne werden auch Komponenten aus Mexiko oder aus dem afrikanischen Soul Food Bereich einbezogen. Jeder hat demnach die Möglichkeit, ganz nach eigenem Gusto zu experimentieren.
Heute ist es einfach, aus der unglaublichen Vielzahl an Zutaten zu schöpfen und seiner Fantasie beim Kochen freien Lauf zu lassen. So wird Kochen fast zum schöpferischen Akt. Denn: erlaubt ist, was gefällt und schmeckt! Rezeptkochen kann, aber muss beim kreativen Kochen kein Thema sein. Völlig neue Geschmackserlebnisse belohnen für die eigene Experimentierfreude. Es entstehen so Gerichte, die sich durch Einzigartigkeit auszeichnen und meist auch nicht in genau der gleichen Form wiederholbar sind. Schöpft doch der Koch aus dem Moment, aus den gerade zur Verfügung stehenden Zutaten und seiner momentan vorherrschenden eigenen Stimmung.
Macht man sich klar, dass heutzutage beängstigende Mengen an fehlerlosen und somit noch uneingeschränkt brauchbaren Lebensmitteln auf dem Müll landen, bekommt kreative Küche noch eine ganz andere Dimension, nämlich die der Resteküche. Die Autoren des Bestsellers "Die Essensvernichter", Stefan Kreutzberger und Valentin Thurn, weisen ausdrücklich darauf hin, dass eine pfiffige und fantasievolle Restverwertung eine gesunde und abwechslungsreiche Küche darstellt: Eben eine kreative Küche. So entstehen immer wieder neue Aufläufe, Suppen und Eintöpfe, Salate, Nudel- oder Reispfannen. Wer wagt, gewinnt ein köstliches Gericht. Das erleben besonnene Hausfrauen, Studenten und Hobbyköche.
Damit einher geht oft ein neues Verständnis von der Wertigkeit unserer Nahrung. Essen muss nicht immer nur möglichst billig sein und möglichst schnell auf dem Tisch stehen. Die Beschäftigung mit der Nahrung und ihren wertvollen Inhaltsstoffen wird zur Philosophie der Kreativküche. Einkauf, Zubereitung und Genießen des fertigen Gerichts spricht schließlich alle Sinne an und kann sich sogar bis hin zu einer Form der Meditation entwickeln. Können doch die Gedanken frei fließen, während das Gemüse geschnitten oder der Teig geknetet wird.
Den Trend der kreativen Küche und des Fusion Food unterstützen mittlerweile auch viele Kochschulen und Autoren. Sterneköche bieten Kurse an, Kochbücher beschäftigen sich mit verschiedenen Ausprägungen der Fusionsküche: Kochen mit exotischen Gewürzen, mit speziellen Obst- oder Gemüsesorten bis hin zu landesspezifischen Schwerpunkten. Anlässlich der BUGA 2011 erschien ein Kochbuch zum Kochen mit Blumen und Kräutern. Welche Form der Kreativküche auch immer man sich selbst zu eigen macht: es lohnt sich in jedem Fall!