- Teenager und junge erwachsene Männer sind hauptsächlich betroffen; fast
drei Viertel aller Verletzungen enden tödlich
Kopfhörer tragende Fussgänger aufgepasst! Können Sie Züge oder
Autos in Ihrer unmittelbaren Umgebung hören? Der Grossteil vermutlich
nicht, insbesondere junge erwachsene Männer. Die Zahl der Fussgänger,
die ihren Kopfhörern lauschend schwere Verletzungen aus Unfällen
davontragen, hat sich in sechs Jahren mehr als verdreifacht. Dies
geht aus einer neuen Studie der University of Maryland School of
Medicine und des University of Maryland Medical Center in Baltimore
hervor. Häufig können Fussgänger die Hupgeräusche von Autos und Zügen
nicht hören, wobei die Opfer in fast drei Viertel der Fälle ihren
Verletzungen erliegen.
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"Jeder ist sich des Risikos bewusst, das der Gebrauch von
Mobiltelefonen oder das Verfassen von Textmitteilungen im
Strassenverkehr mit sich bringt. Trotzdem sieht man immer mehr
Teenager, die sich Kopfhörer tragend mit ihrem neuesten Gerät
beschäftigen und abgelenkt sind", so Hauptverfasser Dr. med. Richard
Lichenstein, der ausserdem als Dozent für Pädiatrie an der University
of Maryland School of Medicine sowie als Leiter für pädiatrische
Notfallmedizin-Forschung im University of Maryland Medical Center
tätig ist. "Da wir immer verlockendere Geräte entwickeln, steigt auch
das Risiko von Unfällen, die auf Ablenkung und ausgeblendete
Umgebungsgeräusche zurückzuführen sind."
Dr. Lichenstein und seine Kollegen untersuchten nachträglich
erstellte Fallstudien des nationalen elektronischen
Überwachungssystems für Verletzungen (NEISS), der US-Komission für
die Sicherheit von Verbraucherprodukten (CPSC) sowie der Google News
Archives und der Forschungsdatenbanken des Westlaw Campus. Die
zwischen 2004 und 2011 publizierten Berichte beziehen sich auf
Unfälle, bei denen Fussgänger durch Kollisionen mit Zügen oder
motorisierten Fahrzeugen Verletzungen davontrugen oder zu Tode kamen.
Fälle, bei denen der Gebrauch von Kopfhörern im Spiel war, wurden
isoliert betrachtet und zusammengefasst. Die Untersuchung wurde heute
im Journal Injury Prevention veröffentlicht.
Die Wissenschaftler überprüften insgesamt 116 Unfälle aus den
Jahren 2004 bis 2011, bei denen Fussgänger nachweislich von
Kopfhörern Gebrauch machten. Siebzig Prozent der insgesamt 116
Unfälle endeten für den Fussgänger tödlich. Mehr als zwei Drittel
aller Unfallopfer (68 Prozent) waren männlich und unter 30 Jahre alt
(67 Prozent). Über die Hälfte der in Unfälle involvierten Fahrzeuge
waren Züge (55 Prozent) und in fast einem Drittel der Fälle (29
Prozent) ertönte unmittelbar vor dem Unfall ein fahrzeugseitiges
Hupgeräusch. Die über die Jahre gestiegene Unfallhäufigkeit geht mit
der nachweislich steigenden Beliebtheit von akustischen Technologien
mit Kopfhörerunterstützung einher.
"Diese Untersuchung ist ein grossartiges Beispiel dafür, wie die
täglichen Erfahrungen unserer Ärzte im Krankenhaus mit einem
breiteren wissenschaftlichen Ansatz untersucht werden, um ein
beunruhigendes soziales Problem aufzudecken, dem grössere Bedeutung
beigemessen werden muss", erklärten Dr. med. E. Albert Reece, Ph.D.,
M.B.A., der Vice President für medizinische Angelegenheiten der
University of Maryland, sowie John Z. und Akiko K. Bowers,
distinguierter Professor bzw. Dekan der University of Maryland School
of Medicine. "Ich hoffe, dass diese Erkenntnisse dazu beitragen
werden, die Ursache derartiger Verletzungen besser zu verstehen,
präventive Massnahmen einzuleiten und die Unfallhäufigkeit
schliesslich signifikant zu reduzieren."
Dr. Lichenstein und seine Kollegen wiesen auf zwei Ursachen hin,
die wahrscheinlich mit derartigen Verletzungen und Todesfällen in
Verbindung stehen: Ablenkung und sensorische Deprivation. Diese durch
elektronische Geräte verursachte Form der Ablenkung wird auch als
"Unaufmerksamkeitsblindheit" bezeichnet, wobei es durch multiple
Stimulation zu einer Einschränkung der mentalen
Verarbeitungskapazität des Gehirns kommt. Im Hinblick auf Kollisionen
zwischen Kopfhörer tragenden Fussgängern und Fahrzeugen wird die
Ablenkung durch sensorische Deprivation weiter erhöht. Die Fähigkeit
des Fussgängers, das Warnsignal eines Zuges oder Fahrzeuges
wahrzunehmen, wird durch die Geräusche des tragbaren elektronischen
Geräts und durch den Kopfhörer eingeschränkt.
Laut Dr. Lichenstein sei die Studie nach der Überprüfung eines
tragischen pädiatrischen Unfalls eingeleitet worden, bei dem ein
einheimischer Teenager bei der Überquerung von Bahnschienen
verunglückt ist. Der Teenager habe Kopfhörer getragen und sei dem
sich nähernden Zug trotz akustischer Warnsignale nicht ausgewichen.
Eine erneute Prüfung des Sachverhalts deutete auf weitere Fälle hin,
nicht nur in Maryland, sondern auch in den übrigen US-Bundesstaaten.
"Als pädiatrischer Unfallarzt und Person, die sich grundsätzlich für
Sicherheit und Prävention interessiert, sah ich dies als Gelegenheit,
um Eltern von Teenagern und junge Erwachsene zumindest auf das
potenzielle Risiko aufmerksam zu machen, das mit dem Tragen von
Kopfhörern in unmittelbarer Nähe von fahrenden Fahrzeugen verbunden
ist", sagt er.
Lichenstein R, Smith D, Ambrose J, Moody L. "Headphone use and
pedestrian injury and death in the United States: 2004-2011" (z. Dt.:
"Kopfhörergebrauch von Fussgängern und damit verbundene Verletzungen
und Todesfälle in den Vereinigten Staaten von 2004-2011"). Injury
Prevention. Onlinepublikation vom 17. Januar 2012.
doi:10.1136/injuryprev-2011-040161. Journalisten können die
Fachpublikation unter
http://press.psprings.co.uk/ip/january/ip040161.pdf abrufen
Pressekontakt:
Karen Lancaster, klancaster@umm.edu, oder Bill Seiler,
bseiler@umm.edu, +1-410-328-8919