Laut AOK Baden-Württemberg zieht die
Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) aus ihrer eigenen Studie zur
Versorgung psychisch Erkrankter die falschen Schlüsse: "Wir brauchen
nicht noch mehr Planung und Bürokratie, sondern die Umsetzung einer
besseren Versorgung durch zielführende Vernetzung der Ärzte und
Therapeuten in der Region", so der Vorstandschef der AOK
Baden-Württemberg am Dienstag (17.01.2012) in Stuttgart.
Die von den Universitäten in Gießen und Heidelberg im Auftrag der
KBV erstellte Studie liefert laut Hermann auch keine neuen
Erkenntnisse zur aktuellen Situation. Denn Krankheitsstatistiken
hätten schon seit Jahren den Vormarsch psychischer Erkrankungen
bestätigt. "Dass die KBV nun auf das Thema kommt und jetzt die
'Volkskrankheit Psychische Störungen' entdeckt ist merkwürdig. Die
Schlussfolgerung von KBV-Chef Köhler aber, eine schnelle und
passgenaue Behandlung durch noch komplexere Bedarfsplanung erreichen
zu wollen, ist absurd", so Hermann, der sich auf Köhlers Aussage in
der Dienstagausgabe des Berliner Tagesspiegels bezieht. Seit Jahren
vermisse man zukunftsfähige, umsetzbare Versorgungskonzepte der KBV.
Jetzt den Ausweg in neuen Planungsgebilden zu sehen, zeige die ganze
Hilflosigkeit, Versorgungsprobleme patientenorientiert anzugehen.
Nach Auffassung der AOK im Südwesten müsse die KBV, die seit
Jahren auf die von ihr wesentlich mit verantwortete
Versorgungswirklichkeit im Feld der psychischen Erkrankungen blicke,
nicht in weitere Erkenntnisse zur aktuellen Lage investieren.
Vielmehr sieht AOK-Chef Hermann dringenden Handlungsbedarf darin,
dass auch die KBV sich endlich "in Richtung auf eine positive
Veränderung der Versorgungswirklichkeit öffnet."
Die Erkenntnis aus der Studie, dass es für eine zielgerichtete
Versorgung der Patienten einer besseren Vernetzung der verschiedenen
ärztlichen Fachrichtungen und niedrigschwelliger Behandlungsangeboten
bedarf, sei im Kern richtig. "Für uns in Baden-Württemberg war genau
diese Anforderung die Ausganglage, mit dem Ärzteverband Medi und
Berufsverbänden der Psychiater, Neurologen und Psychotherapeuten
direkt in Verhandlungen zu treten. Ergebnis war im Oktober
vergangenen Jahres der Abschluss eines weiteren Selektivvertrages
(PNP-Vertrag), der eine schnelle, strukturierte und flexibel auf die
Bedürfnisse der Patienten zugeschnittene Behandlung ermöglicht", so
Hermann weiter.
Der AOK-Chef hält solche direkten Verträge zwischen Therapeuten
und Krankenkassen für den einzig erfolgversprechenden Weg, um eine
regionale, patientengerechte Versorgung zu erreichen und die
Schnittstellen zu den verschiedenen Fachrichtungen auch wirklich
bedienen zu können. Im Moment seien Psychotherapeuten, Neurologen und
Psychiater im Land aufgerufen, dem Vertrag beizutreten.
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