Mit den heute startenden Verhandlungen beginnt ein
Systemwechsel im deutschen Gesundheitswesen. Doch was auf den ersten
Blick nach gleichberechtigen Verhandlungen auf Augenhöhe aussieht,
birgt gewaltige Tücken und Probleme. Denn ein Partner, der
GKV-Spitzenverband, entpuppt sich als gleicher als der andere. Denn
er entscheidet schon vorher im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA)
maßgeblich über die Grundlagen der Bewertung und setzt an mehreren
Stellen die Voraussetzungen für die Bewertungen. Zudem verhandelt er
als Monopolist für die gesamte deutsche Bevölkerung einschließlich
der Privaten Krankenversicherung, was ihm eine extreme Marktmacht
gibt. "Welcher Verhandlungspartner kann in dieser Form die Basis
selbst maßgeblich bestimmen, auf deren Grundlage er dann verhandelt
und seine Mitglieder einkauft? Zumal ihm zahlreiche Stellschrauben
zur Verfügung stehen, um das Ergebnis zu beeinflussen. Hier muss mit
Argusaugen auch von der Politik beobachtet werden, dass der GKV
Spitzenverband seine Position nicht überzieht. Wir als Industrie
stellen uns der Verantwortung mit am Zusatznutzen orientierten
Erstattungspreisen für die finanzielle Stabilität der GKV Sorge zu
tragen. Aber die Grundintention des Gesetzgebers, dass faire Preise
verhandelt werden sollen, beinhaltet auch, dass die Preise
auskömmlich für die Industrie sein müssen", so Henning Fahrenkamp,
Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Pharmazeutischen
Industrie.
Wie weit schon im Vorfeld der Verhandlungen die Regeln gebogen
werden können, zeigte kürzlich das Beispiel Pirfenidon. Hier hatte
das IQWiG einen Zusatznutzen abgesprochen, obwohl es für die zu
behandelnden Patienten kein anderes zugelassene Medikament gibt. Und
grundsätzlich bleibt der Streit um die anzulegenden Parameter. Wie
misst man Zusatznutzen? "Bei dieser Machtfülle braucht es
Verantwortung und Augenmaß beim GKV-Spitzenverband. Sicherlich ist
die Versuchung groß, die eigene Position zum Spardiktat zu verwenden.
Doch muss er dieser Versuchung widerstehen, denn eines muss auch ihm
klar sein, die Patienten, seine Versicherten, brauchen Innovationen.
Wir als BPI werden genau beobachten, wie sich die Dinge entwickeln",
so Fahrenkamp.
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Joachim Odenbach,
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